Geddit soll Lehrern helfen, das Unterrichts-Verständnis der Schüler einzuschätzen

So mancher Lehrer wird sich öfter eine direkte Rückmeldung seiner Schüler wünschen, wenn es um das Verständnis des Unterrichtsstoffs geht. Anstatt dies durch Handheben oder simples Fragen zu erledigen, bietet Geddit (www.letsgeddit.com) als technische Lösungsmöglichkeit eine Webapp an, mit der Schüler und Lehrer sich in Echtzeit über den Unterrichtsstoff austauschen können – um so Verständnisprobleme schnell zu erkennen.

Geddit macht es Lehrern möglich, per Smartphone, Tablet oder Laptop zu sehen, wie gut das Verständnis der Schüler hinsichtlich des aktuellen Lernstoffes ist. Dazu müssen alle Schüler der Klasse mit eigenen mobilen Geräten bei Geddit eingeloggt sein, damit sie punktuell gestellte Fragen des Lehrers beantworten beziehungsweise ihr Verständnis vom Unterrichtsstoff bewerten können. Ihren Verständnisgrad übermitteln die Schüler, indem sie eine verschieden hohe Anzahl an Balken auswählen, die gestaltet sind wie die Anzeige der Signalstärke beim Handy. Der Lehrer erhält somit in Echtzeit Rückmeldungen und kann seinen Unterricht noch in derselben Stunde oder für die nächste entsprechend gestalten. Anhand von grafischen Auswertungen ist für die gesamte Klasse oder einzelne Schüler ersichtlich, wo es gehakt hat und wo es gut lief. Zurzeit liefert Geddit Nutzern eine einfache, grafische Analyse des Verständnisses pro Schulstunde, an einer Erweiterung wird gearbeitet.

Schutz von schüchternen Schülern und Monitoring der Aufmerksamkeit

Über die Bewertung hinaus können Schüler dem Lehrer per Geddit ein Zeichen geben, dass sie seine Aufmerksamkeit benötigen. Das soll vor der Häme anderer Schüler schützen, da der Betroffene sich nicht öffentlich zu seinem Problem bekennen muss. Indirekt soll sich mit Geddit auch die Aufmerksamkeit der Klasse beobachten lassen: Reagiert ein Schüler nicht auf die angefragte Rückmeldung des Lehrers, ist er wohl mit etwas anderem beschäftigt.

Seit einiger Zeit ist Geddit in Australien an der Highschool des Mitgründers Mann im Testbetrieb, es nehmen etwa 360 Schüler und 20 Lehrer daran teil. Die Idee scheint gut anzukommen, es gibt inzwischen vermehrt Anfragen von einzelnen Lehrern und Schulen in den UK und Finnland. In letztgenanntem Land kooperiert Geddit überdies mit einer Universität.

Wie die australischen Gründer in Berlin landeten

Wie kommen Australier eigentlich nach Berlin, um ein Start-up zu gründen? Im Fall von Geddit war es so, dass die drei Gründer Justin Mann, Anton Troynikov und Will Madden sich überlegten, in welcher ausländischen Stadt sie das Abenteuer Start-up wohl beginnen sollten. Das Klima für Start-ups schien in Australien nicht so optimal wie in Europa und so machte Deutschlands Start-up-Hochburg Berlin das Rennen. Zwei der drei Gründer schlugen ihre Zelte daraufhin in Deutschland auf, um ihre Webapp Geddit zu entwickeln. Der dritte im Bunde, Mann, blieb zurück, da er in einer australischen Highschool unterrichtet und dort das Produkt unter realen Bedingungen testet.

Wenn möglichst viele Lehrer Geddit nutzen, schließt die Schule vielleicht ein Abo ab?

Noch fährt Geddit im Bootstrap-Modus, die Macher schauen sich inzwischen aber in Sachen Finanzierung um; es werden Finanzmittel in der Größenordnung von zunächst 50 bis 100.000 € angestrebt, um Geddits Weiterentwicklung voranzutreiben. Die Grundfunktionen des Dienstes sind für Lehrer kostenlos, das Team spekuliert bei einer gewissen Anzahl an teilnehmenden Lehrern darauf, dass die Schule oder Institution schließlich ein Abonnement pro Schüler abschließt, das erweiterte Funktionen enthält. Die Höhe eines solchen Abos steht noch nicht definitiv fest, sie könnte bei etwa 10 Euro pro Schüler und Jahr liegen.

Fazit

Die Idee hinter Geddit scheint sowohl bei Lehrern als auch Institutionen einigen Anklang zu finden. Technologie hält auch im Klassenraum immer mehr Einzug und wird die Art zu unterrichten auf Dauer sicherlich beeinflussen. Es ist ja schön und gut, wenn Lehrer anhand von grafischen Auswertungen die Effektivität ihres Unterrichts messen können. Ob es aber wirklich nötig ist, einfache, soziale Interaktionen im Unterricht durch die Nutzung von mobilen Diensten zu ersetzen, ist fragwürdig. Manchmal reicht es auch einfach die Hand zu heben.