Good Morning, Tel Aviv! Preen.Me – Social Beauty im Nahen Osten

Marketing & PR-Expertin Andrea Frahm nimmt für deutsche-startups.de die brodelnde israelische Start-up-Szene unter die Lupe und berichtet in ihrer Kolumne regelmäßig aus dem Startup-Paradies Tel Aviv, stellt Gründer vor, berichtet über innovative Projekte und Initiativen und durchleuchtet das Geheimnis des Erfolges des Start-up-Hubs im Nahen Osten. In der zwieten Ausgabe geht es um Preen.Me.

Start-up Life in Tel Aviv ist aufregend. Nicht nur aufgrund meiner Recherche und meiner Marketing-Tätigkeit spreche ich täglich mit Gründern, und die, die es werden wollen. In jeder Bar, bei jedem Treffen mit Freunden und sogar am Strand treffe ich hier auf mindestens einen Jung-Entrepreneur, der/die gerade dabei ist, seine/ihre Business-Idee zu verwirklichen. Und apropos “Der/Die”: Natürlich überwiegt auch hierzulande die Zahl der männlichen Gründer, trotz der Tatsache, dass israelische Frauen nicht zuletzt aufgrund ihres zweijährigen Pflicht-Militärdienstes den Ruf genießen, supertough zu sein und spielend leicht Job und Familie unter einen Hut zu bekommen.

Ich machte mich also auf die Suche nach einer israelischen Start-up-GründerIN, die mit einer tollen Business-Idee und einem ebenso tollen weiblichen Role-Modell-Beispiel vorangeht.

Tamar Yaniv, geboren in Israel und bis zum 14. Lebensjahr aufgewachsen in den Vereinigten Staaten, gründete in ihrem Heimatland vor zwei Jahren Preen.Me (www.preen.me), eine personalisierte Empfehlungsplattform für Beauty-Produkte. Mit Preen.Me bietet die Israelin Frauen die Möglichkeit, Make-up-Produkte unterschiedlicher Preiskategorien auf einer einzigen Plattform zu vergleichen und ihre eigenen Erfahrungen zu teilen. User Generated Content at its best: Mit einer rapide wachsenden, extrem engagierten Facebook-Community (genannt Beauty Addicts) von 1,6 Millionen Fans (!) übersteigt die monatliche Interaktionsrate mittlerweile bei Weitem die der bekannten internationalen Beauty-Brands.

Ich traf Tamar Yaniv in ihrem gemütlichen Büro im wunderschönen Jaffa und plauderte mir ihr über ihr Unternehmen und natürlich über ihre Sicht der Start-up-Szene.

Tamar, wie erkärt die Gründerin selbst das Konzept von Preen.me in einem Satz?
Das ist sehr einfach: Der Hauptfokus von Preen.Me ist es, Frauen davor zu bewahren, zuviel Geld für Kosmetik und Hautpflegeprodukte auszugeben, die sie nicht zufriedenstellen.

Und das funktioniert genau wie?
Sagen wir mal, eine Frau zwischen 30 und 40 mit trockener Haut sucht eine Augencreme, bekommt sie bei uns eine maßgeschneiderte Empfehlung, die auf Erfahrungen von Tausenden von Frauen in derselben Zielgruppe basieren. Wir sprechen also von einer spezifischen und objektiven Empfehlung, im Gegensatz zu einer Produktempfehlung in Frauenzeitschriften oder im Kaufhaus.

Euer Erfolg basiert ja auf eurer stetig wachsenden Beauty-Addicts-Community. Was war euer erster Schritt vor Markteintritt?
Der erste Schritt war ganz klar der Aufbau und die Pflege der Community. Die User sollten uns sagen, was sie wollen; genau das war von Anfang an unsere Marktstrategie. Es gab keine Produkte zu Beginn, sondern einzig und alleine unsere Facebook-Seite, die mittlerweile zu den aktivsten Communities in diesem Bereich zählt, und darauf sind wir stolz. Unsere Facebook Fans sind unsere Experten. Wir hören darauf, was sie zu sagen haben.

Wie schätzt du das Marktpotenzial des sozialen Beauty-Segments ein?
Beautyprodukte boomen. Die Hersteller verstehen, dass wir mit unserer Plattform einen sehr authentischen Weg geschaffen haben, ihre Produkte zu präsentieren. Mein Ehemann (und Co-Founder von Preen.Me) ist im Moment in New York, um sich mit ausgewählten Firmen zu treffen und Kooperationen zu optimieren. Das Marktotenzial ist gigantisch!

Was sind deine persönlichen Tipps für junge Gründer?
Hört auf eure User! Ich persönlich finde, der Unterschied zwischen einem guten Gründer und einem weniger guten Gründer ist die Fähigkeit, zuhören zu können und Feedback anzunehmen, egal ob vom User oder aber auch von Spezialisten auf verschiedenen Gebieten, die Erfahrung haben. Das können andere Gründer sein, Mentoren, etc. Man sollte offen sein für Vorschläge und Kritik, und darüberhinaus fähig sein, sich und seine Business-Aktivitäten auch mal zu hinterfragen.

Kann das nicht auch schnell kontra-produktiv sein, so nach dem Motto “Zuviele Köche verderben den Brei”?
Natürlich kann es das, aber es geht darum, nicht starrsinnig auf eine Richtung zu beharren und das Feedback der User oder konstruktiven Input von anderen zu ignorieren. Wir hatten z.B. vor einem Jahr das Glück, an dem Accelerate-Programm von UpWestLabs teilzunehmen, das sich speziell um Startups aus Israel kümmert. Wir haben jeden Tag mit circa 4 bis 5 erfahrenen Business-Persönlichkeiten aus der Konsumenten-Start-up-Welt zusammengesessen und Ideen diskutiert. Das war eine extrem wertvolle Erfahrung und hat uns sehr beim Launch geholfen.

Thema Frauen und Gründung: Hast du hier spezielle Tipps für weibliche Entrepreneurs?
Es ist definitiv härter für Frauen, das ist Fakt. Ich würde sagen, ein guter Ratschlag ist, sich vielleicht mit jemandem zusammen zutun, der die eigene Vision teilt. Sich nicht einschüchtern lassen und an das eigene Konzept glauben.

Wie genau ist euer Team hier in Tel Aviv aufgestellt? Gibt es weitere Büros?
Wir haben gerade unseren ersten Mitarbeiter in New York für den Business-Development-Bereich eingestellt und wollen dort in Kürze ein Office eröffnen.
Hier in Israel sind wir zur Zeit 15 Mitarbeiter, die meisten davon logischerweise in Social Media. Dazu kommen Entwickler, QA, Produkt Management und Design.

Wann wird Europa erobert?
Unser wichtigster Markt ist im Moment Nord-Amerika. Unsere User kommen allerdings aufgrund der Viralität des Produkts aus der ganzen Welt, und somit sagen sie uns mehr oder weniger, welchen Markt wir als Nächstes erschließen werden. Europa wird definitiv dabei sein.

In Israel kommen Startups leichter an Kapital – Mythos oder Realität?
Pure Illusion! Es ist wie überall: An Geld zu kommen, ist schwer. Egal ob Internet-Blase oder nicht. Unsere Investoren kommen aus Israel, dem Silicon Valley und Hongkong. (Anmerkung Frahm: $800,000 Seed-Finanzierung von Genesis Partners, Hong Kong’s Horizons Ventures und Privat-Investor Oren Zeev).

Wie sehen die nächsten Schritte von Preen.Me aus?
Es ist gerade sehr viel in Planung. Unser Fokus wird in den nächsten Monaten weiterhin darauf liegen, Kooperationen mit Markenpartnern auszubauen und unsere Community stetig zu vergrößern.

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