“Sachen ausprobieren und flexibel reagieren, gehört zum Unternehmertum dazu” – David Khalil von eDarling

Die 2008 gegründete Partnervermittlung eDarling (www.edarling.de) positioniert sich seit einer Zeit als eine Art Saubermann der Datingszene und ging mehrmals gegen Mitbewerber vor. Nun scheint sich das Berliner Start-up wieder um sich selbst zu kümmern und drückt unter anderem International auf die Tube. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht eDarling-Gründer David Khalil über Persönlichkeitstests, junge, urbane Frauen und die “Schweiz Südamerikas”.

Im Februar plant eDarling in Berlin die Eröffnung seiner ersten Offline-Filiale. Was soll in dieser Filiale künftig passieren?
Die Besucher der Filiale können den Persönlichkeitstest gemeinsam mit geschulten Beratern ausfüllen und erhalten anschließend auf Wunsch gleich ihr Testergebnis mit einer Persönlichkeitsanalyse. Das Beratungsteam macht auch Fotos und gibt Tipps zum Ausfüllen des Profils. Hiernach zeigt sich der große Vorteil gegenüber der klassischen Partnervermittlung. Der Berater kann auf unsere riesige Datenbank zurückgreifen, schon erste Partnervorschläge machen und gleich Tipps zur erfolgreichen Kontaktaufnahme geben. Wir sehen unsere Berater als eine Art Personal Trainer für unsere Mitglieder, der sie für die Partnersuche fit macht.

Kann man mit so einer Partneragentur tatsächlich andere Zielgruppen ansprechen?
Davon sind wir überzeugt. Zum Einen gibt es zahlreiche Menschen, die großen Wert auf persönlichen Service legen und beispielsweise ihre Reise lieber im Reisebüro als im Internet buchen. Diese Personen schauen nicht auf den Cent – aber sehr genau auf den Service. Zum Anderen hält viele Singles die Angst vor Internetabzocke davon ab, Onlinedienste zu nutzen. Ein Anbieter genießt einfach mehr Vertrauen, wenn man persönlich mit ihm sprechen kann. Und Vertrauen ist bei Partnervermittlung absolut erfolgsentscheidend.

Zunächst starten Sie die Offline-Partnervermittlung an ihrem Firmensitz: Was muss passieren, damit die echte Offline-Filiale tatsächlich Realität wird?
Wir müssen sehen, dass unsere Dienstleistung angenommen wird und die beratenen Kunden auch zufrieden sind, also für sich einen klaren Mehrwert sehen.

Ihre Zweitmarkte betterDate haben Sie gerade beerdigt: Was wollen Sie mit der neuen Marke Shopaman besser machen?
Bei betterDate hatten wir wenige weibliche Mitglieder und viele Männer, die mit schlechten Massenmails auch diese noch vertrieben haben. Das ist das Urproblem der klassischen Online-Singlebörse – gerade wenn es um die Zielgruppe der 18 bis 35-Jährigen geht. Shopaman löst dieses Problem, in dem die Frauen entscheiden, wer zu Wort kommt. Dazu ist die gesamte Online Shopping Analogie einfach erfrischend. Wir nehmen den Ernst aus dem Dating etwas raus und erschaffen eine Seite, die einfach entertained. Wir sprechen mit Shopaman junge, urbane Frauen zwischen 18 und 35 an und setzen wie der Betreiber einer szenigen Bar darauf, dass die Männer gerne dahin kommen, wo diese Frauen gerne sind.

Was sind die die lehrreichen Schlüsse aus der betterDate-Zeit?
Der Dating-Markt ist enorm wettbewerbsintensiv. Wenn man keine ganz neue Geschichte zu erzählen hat, dann sollte man es bleiben lassen.

Auch eDarling hat sich in den vergangenen Jahr mehrmals verändert. Haben Sie jetzt ihr langfristiges Konzept gefunden?
Wir haben uns in den ersten sechs Monaten unseres Daseins etwas finden müssen und diverse Sachen als Newcomer natürlich falsch gemacht. Das gehört aber zum Unternehmertum: Sachen ausprobieren, schnell lernen und flexibel reagieren. Auf unser aktuelles Konzept setzen wir aber nunmehr seit drei Jahren: Qualitätsführerschaft im Bereich des Matchmakings und Qualitätsführerschaft beim Kundenservice, wo wir im Gegensatz zu den wichtigsten Wettbewerbern auf umfangreiche telefonische Erreichbarkeit und vor allem Fairness gegenüber dem Kunden setzen.

Wie sind die ersten Reaktionen auf Shopaman?
Das Konzept ist schon unter dem Namen BetterDate vielversprechend angelaufen. Die Rückmeldungen von Kunden und der Presse waren positiv. Es gab natürlich auch kritische Stimmen. Aber das ist gut, denn wir wollen ja mit dem Konzept polarisieren. Die neue Marke Shopaman erklärt nur das Konzept klarer und differenziert stärker durch den Namen. Wir verzeichnen seit der Umstellung überproportional viele Anmeldungen von Frauen. Auch sind sie aktiver geworden. Das Konzept entwickelt sich also gut – auch wenn wir momentan nicht einmal unsere Marketingausgaben zurückverdienen.

Sie sagen selbst, dass es auch kritische Stimmen gab: Können Sie diese Kritik verstehen?
Klar, kann ich das verstehen. Wer die Ironie ausblendet, der findet bei Shopaman tausende von Gründen sich aufzuregen.

Warum überhaupt eine zweite Marke neben eDarling: Ist der Datingmarkt nicht längst dicht?
Wir sind uns sicher: Für gute Konzepte ist der Markt nie „dicht“.

Daneben arbeiten Sie gerade an der Internationalisierung: Warum haben Sie sich für Chile und Mexico als nächste Märkte entschieden?
Der spanischsprachige Raum war für uns naheliegend, denn unser spanisches Team konnte die meisten Aufgaben zunächst übernehmen. Für Chile und Mexiko sprechen die ökonomischen Kennzahlen. Chile gilt als die „Schweiz Südamerikas“ und hat das höchste Pro-Kopf-Einkommen in Südamerika. Mexiko ist der größte Markt im spanischsprachigen Lateinamerika.

Warum expandieren Sie nach Lateinamerika: Ist in Europa kein Platz mehr für weitere eDarling-Ableger?
Wir sind in Europa bereits in 14 Ländern vertreten. Bei unseren Entscheidungen spielen natürlich Aspekte wie Kaufkraft und Marktgröße eine wichtige Rolle. Und da liegen die Potenziale zunehmend außerhalb von Europa.

Ist eine weitere Expansion geplant?
Wir schauen uns die Entwicklung in den beiden Ländern an und entscheiden dann, ob weitere Länder in Lateinamerika hinzukommen werden. Wir sind zum Wachstum verdammt, wenn wir ein begehrenswertes Start-up bleiben möchten. Berlin ist durch die zunehmende Zahl international tätiger Internetunternehmen ein hoch-kompetitiver Arbeitsmarkt geworden. Wir müssen unseren Mitarbeitern deshalb spannende Projekte und neue Perspektiven bieten. Mit den Themen Store-Eröffnung, Shopaman und der weitere Internationalisierung von eDarling haben wir jede Menge aufregender Themen und können auch mit einzelnen Rückschlägen, die es immer wieder geben wird, gut leben.

Wie lange dauert es – von der Entscheidung es zu machen gerechnet -, einen neuen Ableger zu starten?
Wir sind extrem schnell. Wir benötigen von der Entscheidung bis zum Markstart nur 3 bis 6 Monate.

Sie steuern alle Auslandsaktivitäten aus Berlin heraus: Wie lange kann so ein Konzept auf Dauer gutgehen?
Bei der Vorstellung, dass wir in allen unseren bald 20 Märkten auch mit Vor-Ort Büros tätig sein könnten, wird nicht nur mir, sondern sicherlich auch unserem neuen CFO Michael Schrezenmaier schwindelig. Das wäre für Zalando eine angemessene Infrastruktur, aber nicht für unser eher kleines Geschäft. Falls wir doch mal jemanden vor Ort besuchen müssen, machen wir gerne von dem tollen Flughafen, den es bald in Berlin geben soll, Gebrauch.

Ganz anderes Thema: Im Mai kündigte eDarling an, dieses Jahr einen Umsatz in Höhe von 50 Millionen Euro und ein leicht positives EBITDA einfahren zu wollen. Können Sie dieses versprechen erfüllen?
Wir haben im Mai aus gegebenem Anlass diese Zahl kommuniziert. Das heißt aber nicht, dass wir nun fortlaufend in unsere Umsätze Einblick gewähren werden.

Schade! Wo steht eDarling in einem Jahr?
Das kommt darauf an, wie erfolgreich wir die angesprochenen Themen umsetzen.

Zur Person
David Khalil arbeitete nach dem Studium der BWL an der WHU Vallendar mit Auslandsaufenthalten in Kanada und Mexiko zunächst bei der Boston Consulting Group in München. Danach wechselte er als Beteiligungsmanager zum European Founders Fund. 2008 gründete er gemeinsam mit Lukas Brosseder die Online-Partnervermittlung eDarling.