“Wir sehen uns als Moderator, der Menschen zusammenbringt” – Jan Borgstädt von BDMI im Interview

Viele Start-up brauchen Geld! Kapitalgeber wie Bertelsmann Digital Media Investments (www.bdmifund.com) haben reichlich davon. Im Interview mit Ann Marisa Freese von der M&A Beratungsgesellschaft Pure Equity Advisors spricht Jan Borgstädt von BDMI über gleichgerichtete Interessen, riesige Hebel und die besten Köpfe.

Herr Borgstädt, Sie arbeiten als Head of European Ventures bei Bertelsmann Digital Media Investments, auch bekannt als BDMI. Können Sie uns einen kurzen Überblick geben, wie BDMI aufgestellt ist?
BDMI ist einer der Corporate Venture Fonds von Bertelsmann. Obwohl wir nur einen Limited Partner haben, die Bertelsmann AG, investieren wir jedoch wie jeder andere institutionelle Venture-Capitalist im Markt – und zwar gezielt in aufstrebende Unternehmen im Bereich digitale Medien in Europa und den USA. Wir verfolgen dabei übrigens nicht den Exit an Bertelsmann, sondern an den meistbietenden Käufer, haben also gleichgerichtete Interessen wie die Gründer und Co-Investoren. Büros unterhalten wir ganz konkret in New York, wo die Kollegen Urs Cete, Keith Titan und Sim Blaustein tätig sind, sowie in Berlin mit Tobias Schirmer und mir.

Als strategischer Investor verfügt BDMI neben Kapital, auch über Knowhow und ein weltweites Netzwerk. Mit welchen Mehrwerten unterstützen Sie Ihre Beteiligungen konkret?
Bei Bertelsmann arbeiten rund 100.000 Kolleginnen und Kollegen in verschiedensten Geschäften. Das ist ein riesiger Hebel für ein kleines Start-up. Einen großen Teil unserer Zeit investieren wir, entsprechende Verbindungen zwischen Start-ups und Bertelsmann-Vertretern herzustellen, etwa durch Direktansprache per E-Mail, Telefonkonferenzen und persönliche Treffen. Darüber hinaus gibt es Netzwerk-Treffen – sogenannte Digital Roundtables. Diese finden dieses Jahr in Paris, Madrid, Treviso in Italien, im Silicon Valley, Berlin, Amsterdam und London statt. Zu jedem Event laden wir drei bis fünf Firmen aus dem BDMI-Portfolio,
sowie etwa ebenso viele Start-ups unseres lokalen Fund in Fund-Investments wie Greycroft, Seedcamp, ISAI, Cabiedes, H-Farm, ein. Diesen stellen wir dann rund 50 bis 150 Bertelsmann-Kollegen aus dem jeweiligen Land vor, die sich für kommerzielle Kooperationen interessieren. Da ist manch ein Gründer abends mit einem Dauerlächeln zurück nach Hause geflogen, weil er einen Partner für den Markteintritt gefunden oder einfach ein gutes Geschäft angebahnt hat.

Ihr Portfolio umfasst derzeit 28 Beteiligungen. Einige verlagsnahe davon im Bereich Content und Advertising, andere in den Bereichen Payment und Gaming. Welche Investmentstrategie verfolgt die BDMI und wie wirkt diese mit und auf die Gesamt- Konzernstrategie?
Wie unser Name schon sagt investieren wir in Digital Media. Das ist ein weites Feld, wir zählen zum Beispiel auch Mobile, SAAS, Ad-Tech, Gaming und E-Commerce dazu. Unsere Strategie ist es, die Firmen, in die wir investieren, so stark wie es für das Start-up sinnvoll ist, mit den Bertelsmann-Unternehmensbereichen RTL Group, Random House, Gruner & Jahr sowie Arvato zu vernetzen. Alle Beziehungen, die wir zwischen dem operativen Bereich und den Start-ups aufbauen, sollten eine Win-Win-Situation für beide Parteien sein. Wir sehen uns also im Prinzip als Moderator, der Menschen zusammenbringt, die sich gegenseitig geschäftlich helfen können und wollen.

Mit welchem Fokus und unter welchen Kriterien entscheiden Sie sich für ein Investment und in welcher Größenordnung und Phaseinvestieren Sie?
Wir fokussieren uns geographisch auf die USA und Europa, können prinzipiell aber global investieren. In der Regel machen wir die A-Round alleine und syndizieren bei B-Rounds. Wir sind hier allerdings flexibel, auch was die Größenordnung des Investments angeht.

Wie viele Investments wollen Sie in 2012 tätigen?
Für dieses Jahr planen wir etwa sechs Folgerunden sowie eine noch größere Anzahl neuer Investments zu machen.

Vielen Dank für Ihre offenen Worte. Zum Abschluss eine persönliche Einschätzung von Ihnen: Sie sehen täglich eine Vielzahl an Businessplänen, welche Geschäftsmodelle begegnen Ihnen am häufigsten und welchen Modellen rechnen Sie am meisten Chancen zu?
Modelle kommen meistens in Wellen, derzeit – und vielleicht auch schon nicht mehr – spricht zum Beispiel jeder über Subscription E-Commerce. Unser Ziel ist es, mit unseren Kollegen in den USA, diese Trends möglichst früh zu erkennen und dann zu investieren. Was mich persönlich jedoch weit stärker als irgendein Trend interessiert, ist der Gründer. Ich verbringe meine Zeit eher damit, mir ein Bild von ihr oder ihm und seinem Team zu machen. Wir glauben daran, dass es unsere Aufgabe ist, die besten Köpfe mit dem Kapital auszustatten, welches sie brauchen, um ihre Vision umzusetzen.

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Zur Person
) auf. Nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre in München arbeitete Marisa Freese als Analystin bei Expedia und Axel Springer. In dieser Zeit beschäftigte sie sich intensiv mit Finanzkennzahlen, Unternehmensbewertungen und Online-Geschäftsmodellen. Vom Unternehmerfieber gepackt, gründete sie 2009 ihr eigenes Start-up, eine E-Commerce-Lösung für Marktplätze mit dem eigenen Projekt Kisju und einer White-Label Lösung für externe Partner. Nach dem Verkauf der Firma 2011 fand sie sich zusammen mit Julian Riedlbauer, um gemeinsam andere Firmen bei Unternehmensverkäufen und bei der Beschaffung von Wachstumskapital zu unterstützen.