Fünfzehn Fragen an Houman Gieleky von Toptranslation

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Es bedeutet Ideen einfacher in Taten umsetzen zu können, ein Team an intelligenten Menschen um sich zu versammeln, mit denen man Spaß bei der Arbeit hat und natürlich ein ständiges „über sich hinaus wachsen“, was aber ehrlich gesagt manchmal eine echte Herausforderung sein kann.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee für Toptranslation kam aus zwei Richtungen: Anh Tu und ich kommen beide aus Zuwandererfamilien und kennen die Herausforderungen von Übersetzungen schon seit dem Kindesalter. Wir mussten selbst oft für unsere Eltern übersetzen oder professionelle Übersetzer beauftragen und kamen deshalb schon früh mit dem Thema in Berührung. Nach dem Studium haben wir uns diesen sehr undurchsichtigen Markt genauer angeschaut, uns aber aufgrund der damaligen beruflichen Verpflichtungen für einen späteren Start entschieden. Als wir Jochen Maaß dann 2009 auf der Dmexco in Köln trafen und er darüber sprach, in den Übersetzungsmarkt einsteigen zu wollen, war ein guter gemeinsamer Nenner gefunden, um endlich die Ärmel hochzukrempeln und Toptranslation auf die Beine zu stellen.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Hanse Ventures und einige Business Angels sind von Toptranslation überzeugt und haben ihr Geld bei uns investiert.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Übersetzungsaufträge haben sehr viel mit Vertrauen zu tun, denn es sind oft sehr sensible Texte der Unternehmen, die wir übersetzen. Als frisch gestartete „NoName“-Agentur war es deswegen anfangs schwierig, sich gegenüber den alten Hasen der Branche durchzusetzen. Mittlerweile ist Toptranslation aber zu einer echten Vertrauensmarke geworden und für seine Qualität und Seriosität bekannt.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Rückblickend betrachtet, hätte man vielleicht noch schneller und aggressiver Richtung Profitabilität steuern können. Aber eigentlich haben wir, glaube ich, sehr viele Dinge genau richtig gemacht.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
SEO und SEM sind natürlich Pflicht, erst recht wenn man schnell international bekannt werden will. Aber in dem Segment, in dem wir uns bewegen, sind klassische (und starke!) Direktmarketing- und Offlinevertrieb-Teams momentan noch mindestens genauso wichtig.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Natürlich haben wir von allen Seiten Unterstützung bekommen, Hanse Ventures hat uns besonders in der schwierigen Gründerphase sehr geholfen. Doch es waren vor allem auch einige sehr erfahrene Übersetzer, die uns „Greenhorns“ damals erklärt haben, worauf in dieser Branche zu achten ist. Ihr Know-how hat uns wirklich weitergeholfen und sie gehören auch heute noch zur großen Toptranslation-Familie.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Für Start-ups ist Zeit der gefährlichste Gegner. Vor der Gründung sollte man daher nicht so lange reden, sondern machen! Nicht zu lange grübeln und mögliche Szenarien in Gedanken immer und immer wieder durchgehen, sondern einfach Stück für Stück loslegen. Nach der Gründung war es uns wichtig, schnell eine echte Unternehmenskultur zu schaffen, damit gute Mitarbeiter sich in der Firma wohl fühlen. Dabei hat es sich bewährt, alle Mitarbeiter an kreativen Prozessen zu beteiligen. Das bereichert das Gesamtergebnis einer Unternehmung.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Konkret: Deutlich weniger Bürokratie – und Steuerbefreiung für die ersten zwei Jahre nach der Gründung, wie man es aus einigen wirtschaftlich boomenden Ländern in Asien kennt.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich finde es unheimlich spannend, neuen Ideen auf die Sprünge zu helfen. Daher würde ich wohl, wenn schon kein eigenes Start-up aufbauen, zumindest für ein Unternehmen tätig sein, das mit Start-ups arbeitet.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Als großer Vinyl und Musik Fan: Wenn schon, dann bei SoundCloud.com.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Keine Epoche, aber ein Jahrzehnt: Definitiv die 70er Jahre! Ich liebe die Architektur, die Musik und vor allem die Autos aus dieser Zeit!

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Natürlich würde ich einen Großteil in Toptranslation investieren. Mit dem anderen Teil
würde ich meiner Familie und dem Toptranslation Team eine kleine Freude bereiten.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ich bin gern an der frischen Luft und Hamburg ist auch viel zu schön, um den ganzen Tag zu Hause zu bleiben. Ein perfekter Sonntag hat bei mir daher auch viel mit Bewegung zu tun – und als Ausgleich dazu auch mit gutem Essen oder Grillen mit Freunden natürlich.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ein Bier mit Morten Lund wäre sicherlich sehr spannend.

Zur Person
Houman Gieleky, Jahrgang 1978, studierte Wirtschaftsinformatik in Paderborn und war jahrelang im Vertrieb für Vodafone und O2 Germany tätig. Er spricht vier Sprachen und lebte bereits in Russland, Indien und Afghanistan. Zusammen mit Anh Tu Sam gründete er 2007 zunächst die Online Speed Dating Plattform zweidabei.de und anschließend 2009 Toptranslation (www.toptranslation.com). Der Übersetzungsdienst arbeitet im B2B-Bereich und ist spezialisiert auf die Branchen Energie, Pharma & Medizin sowie Finanzen & Versicherungen und international tätige Anwaltskanzleien. Toptranslation beschäftigt derzeit 15 Festangestellte.

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