Fünfzehn Fragen an Fabio Labriola von Fashionette

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Das ist mir das wichtigste überhaupt und viel wichtiger als die Perspektive auf einen finanziell lukrativen Exit. Ich hatte mit Autoritären schon immer so meine Schwierigkeiten: Erst bei der Bundeswehr, später dann auch im Job bei der Beratung Arthur D. Little. Da habe ich mich mit einem Partner – mittlerweile übrigens ein Freund und Investor von uns – immer so gezofft, dass er mich kurzerhand auf unbeliebte Langzeitprojekte geparkt hat.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Eigentlich ein sehr strukturierter Prozess: Bei Arthur D. Little gekündigt mit dem Wunsch, eine eigene Firma aufzubauen und dann mit Sebastian, jetzt Leiter Marketing und Vertrieb, Ronald, jetzt Leiter Operations, und später auch Julia, jetzt unsere Sortimentsplanerin, abends und am Wochenende mit diversen Methoden Ideen generiert. Erst eine Longlist mit 150 Ideen, dann mit Hilfe von VCs – insbesondere Friedrich von Diest von Sirius und Christian Schütz von Brain2Ventures – eine Shortlist erarbeitet. Eine Idee war das Thema „Luxus mieten“, ohne konkret zu wissen, welche Produkte. Ein Besuch desKino-Films Sex and the City – hier gab es ein Product Placement vom US-Pionier Avelle – gemeinsam mit Freundinnen hat uns dann in die Richtung Handtaschen gelenkt.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben zunächst eine Business-Angel Runde durchgeführt – insgesamt 9 Investoren, darunter einige Family % Friends und einige professionelle Investoren. Unter anderem sind in dieser Runde Joachim Reinhardt, Ex-CFO der Hugi Boss AG, Frederik Fleck, SMS Guru, Questico, und Benedict Rodenstock, Astutia, bei uns eingestiegen. Im Sommer haben wir dann eine etwas größere Runde durchgeführt, bei der unter anderem Friedrich von Diest mit seinem Venture Capital Fonds Sirius bei uns eingestiegen ist.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Einen guten Programmierer zu finden – da haben wir uns als BWler lange Zeit sehr schwer getan. Das war eine Zeit lang ein echtes Problem: so viele gute Ideen, aber die Umsetzung – beispielsweise des neuen Erlösmodells Mietkauf von Taschen – hat Ewigkeiten gedauert.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich denke, wir hätten uns viel Ärger erspart, wenn wir vom Start weg einen super ITler gehabt hätten, so etwas wie einen CTO, der intrinsisch motiviert ist.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir machen sehr viel Werbung über Google, aber auch Communities wie Facebook. Außerdem haben wir ein paar White-Labels auf Frauenseiten implementiert.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Wir Gründer haben uns gegenseitig unterstützt und aufgebaut, wenn es schwierige Zeiten gab. Das private Umfeld war eher Contra, aus Angst vor der Unsicherheit.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Nicht von den eigenen Investoren beirren lassen, die sagen „Fokus, Fokus, Fokus“ und von einem fordern, dass ursprüngliche Geschäftsmodell aus dem Business-Plan umzusetzen. Man muss in der Gründungsphase extrem flexibel sein und das Geschäftsmodell ständig weiter entwickeln. Das ist ein schmaler Grad aus „nicht verzetteln“ und dennoch „flexibel sein“. Hätten wir auf dem reinen Verleihmodell aus dem ersten Businessplan beharrt, wären wir mit Fokus in die Pleite gerannt. Der Switch hin zum Mietkauf war überlebenswichtig. Fokus ist natürlich wichtig, aber erst, wenn man sicher ist, sein Modell gefunden zu haben.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Meine Aussage trifft wohl eher den Finanzminister, aber ich muss mir einfach mal Luft machen: Uns legt seit 3 Monaten eine Betriebsprüfung lahm, weil wir in der Start-up-Phase unseren Warenbestand etwas intransparent dokumentiert haben. Unser Steuerberater ist sogar davon überzeugt, dass wir im grünen Bereich agiert haben. Obwohl wohl jedem an diesem Prüfprozess Beteiligten klar ist, dass hier keine Gangster am Start sind und niemand etwas aus bösem Willen verschleiert, zieht sich der Prozess in die Länge. Auch Cash-mäßig langsam ein Problem, weil wir seit 3 Monaten keine Vorsteuer ziehen können – für ein Handelsunternehmen nicht ganz unwichtig. Daher wäre mein Wunsch: Start-ups nicht nach Schema F, sondern mit Augenmaß zu behandeln. Wir machen die Prozesse eben nicht seit 30 Jahren, sondern bauen sie in kurzer Zeit auf und da sind Anlaufprobleme vorprogrammiert. Zumal man als Gründer auch andere Sorgen hat, als die Buchführung.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Schwer zu sagen, vielleicht hätte ich dann auf der gegenüberliegenden Seite – VC – gearbeitet?

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Natürlich bei dem einen oder anderen Wettbewerber aus dem Online-Luxusmode-Bereich, ich möchte aber hier keinen Namen nennen.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Mich fasziniert das Mittelalter, gerade über die deutsche Geschichte habe ich eine Zeit lang sehr gerne gelesen. Auch interessant finde ich den Start ins 20. Jahrhundert.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Eine Weltreise machen und mir eine Wohnung kaufen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit meiner Verlobten Rotwein im Winter oder Bier im Sommer trinken.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Stephan Weidner – nicht auf ein Kaffee, sondern auf viel Bier.

Zur Person
Fabio Labriola ist Mitgründer von Fashionette (www.fashionette.de), einem Verleih-/Ratenkaufunternehmen von Luxus-Accessoires. Er verantwortet dort die Bereiche Einkauf, Finanzierung und Personal. Zuvor arbeitete er unter anderem bei der Beratung Arthur D. Little.