Gründerinnen. “Ich bin ein fürsorglicher Trampel” – Stefanie Hoffmann von aka-aki

Die deutsche Online-Gründerszene ist ein Männerverein. Auf Kongressen, Tagungen und sonstigen Branchenhöhepunkten sind Frauen die große Ausnahme. Aber es gibt sie! Jeden Mittwoch stellt deutsche-startups.de in der Reihe “Gründerinnen” eine interessante, wichtige oder erfolgreiche Web-Unternehmerin vor.

“Wenn man ambitioniert ist, ist Berlin der schlimmste Ort der Welt – man kann hier einfach alles machen”, lacht Stefanie Hoffmann, Gründerin der Handy-Community aka-aki (www.aka-aki.com). Eigentlich kam sie zum Studieren nach Berlin: Nach sieben Jahren Ausbildung und Tätigkeit als Produktmanagerin bei Bertelsmann wollte sie diesen Traum endlich verwirklichen und ging an die Akademie der Künste (AdK), wo sie Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation studierte. Die Menschen um sich herum fand sie so inspirierend, dass sie sich schnell an allen möglichen Stellen engagierte: im Kommunikationsforum, im Alumni-Netzwerk, bei Kongressen. Als es schließlich an das Diplomprojekt ging, sollte sie sich mit vier Kommilitonen zusammen einen großen Auftraggeber wie Coca Cola suchen und mit ihm zusammen arbeiten. “Darauf hatten wir aber keine Lust, wir wollten was ganz Eigenes machen”, erinnert sich Hoffmann. Das “ganz Eigene” war aka-aki.

Als Entrepreneurin steht Hoffmann in ihrem Umfeld fast alleine da. Zwar gründete sie an der AdK einen Kreis für Gründerinnen, dieser bestand zunächst allerdings nur aus zwei Frauen. Seit die Gruppe sich daraufhin auch für Frauen geöffnet hat, die ambitioniert, freischaffend oder in irgend einer Form unternehmerisch tätig sind, ist der “Kreis” doch noch um zahlreiche Mitglieder gewachsen. “Männer haben bisher noch mehr Selbstvertrauen als Frauen, wenn es darum geht, Verantwortung in einem risikoreichen Umfeld zu übernehmen. Ich bin da zum Glück auch eher ein Adventure-Typ”, erklärt Hoffmann. Ein Problem hat sie jetzt allerdings: “Früher hat mich mein Chef abends nach Hause geschickt, das macht jetzt keiner mehr.” Hoffmann liebt es, Verantwortung zu übernehmen und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem die Mitarbeiter Eigenmotivation entwickeln. Etwas schwierig fiel ihr die Phase, als das Unternehmen wuchs und sich die Strukturen änderten: “Ab diesem Punkt muss man stark delegieren, sich in einem gerade entstandenen Team durchsetzen und zeigen, dass man Prioritäten setzt. Aber das ist für Frauen und Männer in dieser Position gleichermaßen eine Herausforderung.” Grundsätzlich empfindet sie ihr Frausein in dieser Branche oftmals als Vorteil. “Ich muss auf Tagungen meist als Letzte sprechen, weil man als Frau unter lauter Männern nochmals die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht!”

Das aka-aki-Team posiert für die Kamera

Welches Diplomprojekt die fünf in Angriff nehmen wollten, war lange Zeit nicht klar. Dann der Durchbruch: Mit-Geschäftsführer Gabriel Yoran lernte auf einer Party seinen eigenen Nachbarn kennen – obwohl der bei seinem Umzug Zettel im Hausflur verteilt hatte mit der Aufforderung, ihn ruhig anzusprechen und kennen zu lernen. Bis dato waren sie sich trotzdem nie über den Weg gelaufen. Das Team wollte etwas kreieren, was solche Situationen vermeidet. Dabei stand nicht die Frage nach der Technik im Vordergrund, sondern das Anliegen, ein “reales Kommunikationserlebnis” zu schaffen. “Wir haben das Produkt mit den Usern zusammen entwickelt, am offenen Herzen operiert”, sagt Hoffmann. Im September 2007 folgte die geschlossene Beta-Phase, sieben Monate später war der offizielle Start. Anfang dieses Jahres brachten die fünf die erste iPhone-Applikation heraus: “Die ging ab wie ein Schnitzel.” Zwischen Februar und August kamen 250.000 neue Nutzer hinzu. Mit aka-aki kann man auf seinem Handy sehen, wer sich in der Umgebung aufhält und “relevant” ist. Die Relevanz richtet sich nach Gemeinsamkeiten oder gemeinsamen Freunden. “Die Kombi aus \’Wer ist das\’ und \’Was hat er für Interessen\’ ist sehr wichtig”, findet Hoffmann.

Die Monetarisierung des jungen Unternehmens steht auf vier Säulen, wobei manche noch in Arbeit sind. Das Produkt ist werbefinanziert, zusätzlich können Firmen es als Marketing-Tool für eigene Kampagnen nutzen. Noch in diesem Jahr will aka-aki als Premiumdienst ein Social Game launchen, in dem zusätzlich virtuelle Güter angeboten werden. Mitbewerber hat aka-aki einige, Hoffmann sieht sie vor allem im internationalen Bereich: Loopt (www.loopt.com) und brightkite (www.brightkite.com). “Gerade Loopt ist aber sehr technologielastig, der spielerische und grafische Umgang fehlt. Wir grenzen uns klar über das Nutzungserlebnis ab.” Gefragt nach den weiteren Plänen stöhnt Hoffmann: “Wo soll ich da nur anfangen?” Neben dem Social Game stehen für dieses Jahr auf jeden Fall noch weitere Kooperationen an. Die Berliner Unternehmerin freut sich auf die nächsten Herausforderungen in ihrem “tollen Freundes- und Kollegenkreis”, in dem manche sie als fürsorglich, andere als unsensibel bezeichnen: “Ich bin eben ein fürsorglicher Trampel.”

Zur Person
Stefanie Hoffmann hat bis 2004 beim Medienhaus Bertelsmann als Produktmanagerin gearbeitet. Anschließend studierte sie Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin, wobei sie den Schwerpunkt auf strategische Kommunikationsplanung und audiovisuelle Kommunikation setzte. Heute ist sie bei aka-aki Co-Geschäftsführerin und Ansprechpartnerin für Business Development und Marketing.

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