#Interview

“Sprecht mit euren Kunden! In jeder Phase”

"catkin ist das universelle, digitale Werkzeug der Logistik", sagt Gründer Christian Krüger. In den ersten Jahren stemmten Krüger und Mitstreiter das Startup nebenbei zu ihren damaligen Jobs. Inzwischen arbeiten 20 Mitarbeiter:innen für das Unternehmen aus dem Ruhrgebiet. 
“Sprecht mit euren Kunden! In jeder Phase”
Dienstag, 31. Mai 2022VonAlexander Hüsing

Das Dortmunder Startup catkin kümmert sich seit 2013 um die Vernetzung von Logistik. “catkin ist das universelle, digitale Werkzeug der Logistik. catkin kann jeden Auftrag zwischen Geschäftspartnern einfach digital abwickeln und somit vereinfachen. Dabei haben wir einen besonderen Schwerpunkt im Bereich der Transportlogistik, grundsätzlich ist catkin jedoch auch für andere arbeitsteilige Branchen geeignet”, sagt Gründer Christian Krüger zum Konzept.

In den ersten Jahren stemmten Krüger und Mitstreiter catkin als Moonlight-Startup nebenbei zu ihren damaligen Jobs. Inzwischen arbeiten 20 Mitarbeiter:innen für das Unternehmen aus dem Ruhrgebiet. “Wir arbeiten mit weit über hundert nutzenden Unternehmen eng zusammen und wickeln über die Plattform etwa 500.000 komplexe Transportaufträge pro Jahr ab, Tendenz stark steigend”, sagt der catkin-Macher im Interview mit deutsche-startups.de.

Wie würdest Du Deiner Großmutter catkin erklären?
catkin ist das universelle, digitale Werkzeug der Logistik. catkin kann jeden Auftrag zwischen Geschäftspartnern einfach digital abwickeln und somit vereinfachen. Dabei haben wir einen besonderen Schwerpunkt im Bereich der Transportlogistik, grundsätzlich ist catkin jedoch auch für andere arbeitsteilige Branchen geeignet.

War dies von Anfang an euer Konzept, oder hat sich euer Modell seit dem Start irgendwie verändert?
Anfangs stand catkin als universelle Auftragsplattform im Mittelpunkt. Wir haben jedoch schnell erkannt, dass im B2B-Umfeld das spezifische Branchen-Knowhow extrem wichtig ist. Deshalb haben wir uns auf die Transportlogistik fokussiert, hier kennen wir uns sehr gut aus. Weiterhin sind dann im Laufe der Zeit moderne Speditions- und TMS-Lösungen dazu gekommen. Mit dieser Portfolioergänzung bieten wir nun Lösungen für die gesamte Branche und die Produkte ergänzen sich gegenseitig.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Unser Ziel ist eine langfristige Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Unser Geschäftsmodell basiert daher im Wesentlichen auf Transaktionen und SaaS-Gebühren. Dabei steht immer im Mittelpunkt, dass der Kunden nur das zahlt, was er tatsächlich auch benötigt. Unsere Planungsprodukte sind modular aufgebaut und werden auch modular bepreist.

Es gibt eine ganze Reihe an Startups, die sich um Logistik-Themen kümmern. Was macht diesen Markt so attraktiv für junge Unternehmen?
Die schiere Größe und der geringe Digitalisierungsgrad. Der Logistikmarkt ist riesig. Da in der Logistik häufig wechselnde Geschäftsbeziehungen bestehen und gleichzeitig der Wunsch seitens der Kunden nach (Echtzeit-) Statusinformationen wächst, gibt es hier sehr viel zu tun. Die einzige zukunftsfähige Lösung stellen hier Plattformen dar, ein klassisches Feld für Startups. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist der zunehmende Bedarf an ressourcenschonenden Transportprozessen, auch hier können moderne Technologien sehr viel Transparenz erzeugen und damit Entscheidungen verbessern, Ressourcen schonen und die Sicherheit erhöhen.

Wie ist überhaupt die Idee zu catkin entstanden?
In einer früheren Funktion, als Leiter einer international tätigen Eisenbahn habe ich hautnah erlebt, wie wichtig valide und zeitnahe Statusinformationen einer komplexen Transportkette sind. Und wie teuer es werden kann, wenn diese Informationen nicht vorliegen. Damals wurde die Idee zur catkin-Plattform geboren, am Feinschliff und an der Realisierung haben natürlich viele mitgewirkt.

Wie hat sich catkin seit der Gründung entwickelt?
Inzwischen arbeiten rund 20 hochengagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei catkin, wir arbeiten mit weit über hundert nutzenden Unternehmen eng zusammen und wickeln über die Plattform catkin etwa 500.000 komplexe Transportaufträge pro Jahr ab, Tendenz stark steigend. Dabei haben wir in den ersten Jahren das Unternehmen nebenher, also neben unseren damaligen Aufgaben betrieben. Einen starken Auftrieb hat catkin in den letzten vier bis fünf Jahren bekommen, seither betreiben wir catkin hauptberuflich.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen – und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Misserfolge und Erfolge gab es einige bisher. Am Anfang haben wir versucht, mit catkin in verschiedenen Branchen gleichzeitig Fuß zu fassen, das war nicht durchzuhalten.. Wesentlich war dann die Fokussierung auf eine Teilbranche der Transportlogistik, den deskombinierten Verkehr und die Spezialisierung auf Produkte für diesen Bereich.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Sprecht mit euren Kunden! In jeder Phase. Bei Erfolgen und auch wenn es mal im Projekt nicht so läuft. Nur so bleibt ihr glaubhaft und seid nah am echten Bedarf.

Wo steht catkin in einem Jahr?
Bei einem Umsatzplus von mindestens 30 %, einigen neuen Kunden und auf gutem Weg zur Millionen-Transaktionsgrenze auf der catkin-Plattform.

Reden wir über das Ruhrgebiet. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Dortmund aus?
Eine sehr gute (Hochschul)-Infrastruktur, kurze Wege zu einer sehr vielfältigen Industrie mit der dazugehörigen Logistik und Menschen, die pragmatisch sind und anpacken können.

Was ist in Dortmund einfacher als im Rest der Republik?
Die optimale Lage mitten in Europa und die gute Anbindung mit allen Verkehrsmitteln macht es uns sehr leicht, unsere Kunden auch „live“ zu besuchen. Und zu jeder Tages- und Nachtzeit noch im Büdchen einkaufen zu können…

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Ruhrgebiet?
Erstens Intensivere Vernetzung mit anderen Startups, interessierten corporates und Investoren, Zweitens: Einfacheren Zugang zu Finanzmitteln, hier gibt es leider zu viele Startups, die durch das Raster fallen. Dies gilt insbesondere im Bereich der öffentlichen Finanzierung. Drittens: Eine bundesweite Reduzierung der bürokratischen Hürden und Auflagen für Startups. Unternehmensregister, Finanzamtaussenprüfung,  Lohnsteuerprüfung, Mitgliedschaft IHK usw. Alles wichtige Themen, aber für so etwas fehlt einer Organisation im Aufbau meist die Zeit.

Themenschwerpunkt Ruhrgebiet

#Ruhrgebiet: Gemeinsam mit dem ruhrHUB berichtet deutsche-startups.de regelmäßig über die Startup-Szene im Ruhrgebiet. Mit hunderten Startups, zahlreichen Gründerzentren und -initativen, diversen Investoren sowie dutzenden Startup-Events bietet das Ruhrgebiet ein spannendes Ökosystem für Digital-Gründer – mehr im Startup Guide Ruhrgebiet. Das Buch “Wann endlich grasen Einhörner an der Emscher” wiederum erzählt die spannendsten Startup- und Grown-Geschichten aus dem Ruhrgebiet.

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Foto (oben): catkin

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.