#Interview

Ein Startup, das Altersvorsorge ernst nimmt

Mit Degura aus Berlin finden Mitarbeiter:innen die passende betriebliche Altersvorsorge (bAV). "Am besten kann man sich unser Geschäftsmodell als eine Hybridlösung aus B2B-Saas-Software und einem unabhängigen digitalen B2C-Versicherungsmakler vorstellen", sagt Degura-Macher Christian Witte.
Ein Startup, das Altersvorsorge ernst nimmt
Freitag, 24. September 2021VonAlexander Hüsing

Bei Degura, das 2018 gegründet wurde, dreht sich alles um betriebliche Altersvorsorge (bAV). “Am besten kann man sich unser Geschäftsmodell als eine Hybridlösung aus B2B-Saas-Software und einem unabhängigen digitalen B2C-Versicherungsmakler für die bAV vorstellen: Wir digitalisieren alle Prozesse der betrieblichen Altersvorsorge, einschließlich der Beratung von Mitarbeitern und bauen so ein standardisiertes und effizientes Versorgungssystem”, sagt Christian Witte, der das Unternehmen gemeinsam mit Stephan Hille und Jannik Schmid führt.

Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Degura-Macher Witte das Unternehmen einmal ganz ausführlich vor.

Welches Problem wollt Ihr mit Degura lösen?
Wir bauen mit einem SaaS-Plattform-Ansatz ein digitales Ökosystem rund um das Thema betriebliche Altersvorsorge (bAV). Dabei lösen wir für Unternehmen und ihre Mitarbeiter eine ganze Reihe von Problemen. Mit zunehmender Alterung der Gesellschaft gewährleistet das gesetzliche Rentensystem immer weniger finanzielle Absicherung von Arbeitnehmern im Alter und Altersarmut wird in Deutschland zunehmend zum Problem. Damit wird die private zusätzliche Altersvorsorge immer wichtiger, zum Beispiel durch die bAV. Mit einer neuen Gesetzgebung seit 2019 sind Unternehmen verpflichtet ihren Mitarbeitern eine bAV anzubieten, und müssen neue bAV-Verträge sogar mit mindestens 15 % bezuschussen. Das stellt vor allem kleine Unternehmen und Mittelständler vor große Herausforderungen, denn sie verfügen oftmals weder über das Know-How, noch über die nötigen Ressourcen und internen Prozesse, um das Thema bAV selbst abzubilden.

Wie genau geht ihr das Thema denn nun an?
Um ihren Mitarbeitern dennoch die geforderte Möglichkeit bAV anbieten zu können, beauftragen sie oft einen Versicherungsmakler “ihres Vertrauens”. Dieser kommt zum Beispiel quartalsweise ins Unternehmen, hält vor der Belegschaft Vorträge zu den Vorteilen der bAV und versucht in Beratungsterminen unter Hochdruck lebensversicherungs-gebundene Altersvorsorgen zu verkaufen. Ob die Beratung und die vermittelte Lösung dann auch zum Vorteil des Unternehmens und des jeweiligen Mitarbeiters sind, oder ob der größte Vorteil beim Makler selbst liegt, ist dabei oft komplett intransparent. Hierbei ist der Koordinations- und Verwaltungsaufwand für die HR- Abteilungen von Unternehmen sehr hoch. Von der Information der Mitarbeiter, über die Terminkoordination mit dem Makler bis hin zur Verwaltung der individuellen Vorsorgeverträge wird das Meiste manuell abgebildet. Unser Ziel ist es Unternehmen, ihre Mitarbeiter und Versicherungen digital zu vernetzen, das bAV-Angebot effizient und rechtssicher abzubilden und letztendlich den traditionellen “Offline-Makler” überflüssig zu machen. So ersparen wir Mitarbeitern intransparente Verkaufsgespräche mit Maklern, bei denen sich oftmals Grundmisstrauen von der einen Seite und Verkaufsdruck von der anderen Seite begegnen. Denn über unsere Plattform können sich Mitarbeiter einfach und komfortabel über ihre persönlichen Vorsorgemöglichkeiten informieren und bei Interesse eine bAV beantragen – ganz transparent, ohne Zeitdruck

Wie ist die Idee zu Degura entstanden?
Die Idee zu Degura ist von Stephan Hille. Stephan war vor Gründung von Degura selbst bAV-Makler und -Berater und hat dabei schnell gesehen, dass dieser Bereich kaum digitalisiert ist. Im Kontakt mit Unternehmen, deren Mitarbeitern und mit Versicherungspartnern hat er sich jeden Tag aufs Neue darüber geärgert, wie manuell und ineffizient und vor allem intransparent das Angebot und die Verwaltungsprozesse zur bAV in Deutschland laufen. So kam ihm die Idee zu einer bAV-Plattformlösung, die durch digitale Services den Zugang zur bAV und deren Management in Unternehmen vereinfacht.

Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Am besten kann man sich unser Geschäftsmodell als eine Hybridlösung aus B2B-Saas-Software und einem unabhängigen digitalen B2C-Versicherungsmakler für die bAV vorstellen: Wir digitalisieren alle Prozesse der betrieblichen Altersvorsorge, einschließlich der Beratung von Mitarbeitern und bauen so ein standardisiertes und effizientes Versorgungssystem. Unsere Kunden zahlen dafür eine Nutzungsgebühr, und sparen auf der anderen Seite viel Arbeit und Zeit bei der bAV-Verwaltung. Zudem erhalten wir von dem gewählten Versicherungspartner eine Courtage für die Vermittlung und kleinere laufende Courtagezahlungen für die Verwaltung der bAV-Verträge. Hierbei sind wir allerdings komplett unabhängig und die Versicherungspartner werden von unseren Unternehmenskunden ausgewählt.

Wo steht Degura in einem Jahr?
Unsere klare Ambition ist es, in den kommenden zwei bis drei Jahren der führende bAV-Serviceanbieter in Deutschland zu sein, und auch benachbarte Märkte erfolgreich zu erschließen.
Das Feedback, das wir aus dem Markt bekommen und die Traction die wir bisher auch ohne großes VC-Investment aufbauen konnten zeigen uns, dass unsere Lösung sehr relevant ist. Im kommenden Jahr wollen wir unser bereits sehr gutes Wachstum noch deutlich beschleunigen. Dafür wollen wir vor allem unser Vertriebs- und Marketing-Team weiter ausbauen.
Bei allen Wachstumsambitionen ist uns wichtig, weiterhin nachhaltig zu wachsen.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.