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Zaunkoenig: Ein neuer Player auf einem “Wahnsinnsmarkt”

Schon vorab überschlugen sich die Löwen mit Superlativen zum Gaming-Markt. Denn die Kulisse des Startups Zaunkönig ließ keinen Zweifel, um welchen Bereich es bei diesem Pitch gehen würde. Doch ein solch spannender Markt birgt auch Gefahren, wie wenig später klar wurde.
Zaunkoenig: Ein neuer Player auf einem “Wahnsinnsmarkt”
Dienstag, 30. März 2021VonRuth Cremer

Der Pitch der Brüder Dominik und Patrick Schmalzried führte auch Nicht-Gamer schnell in die Thematik ein. Und nicht nur Löwen, auch Zuschauern wurde schnell klar: diese Gründer sind in einem richtig spannenden Bereich unterwegs. Der Vergleich der Preisgelder großer Turniere mit der Siegprämie von Wimbledon machte spätestens klar, was hier so besonders ist: Für den größten Teil der Bevölkerung ist dieser Markt im Verborgenen, weder Teilnehmer noch Inhalte sind vielen auch nur ansatzweise bekannt. Doch das Geld, was hier bewegt wird, übersteigt das in vielen Breitensportarten bei Weitem.

Grund genug für die Löwen, sich das Produkt der Brüder ganz genau anzusehen: Eine Gaming-Maus für die wirklich begeisterten und vor allem die professionellen Spieler. Und nicht irgendeine Gaming-Maus, sondern die leichteste der Welt. Mit Hilfe von Carbon und der Reduktion auf die essentiellsten Teile entstand eine Maus, die auch bei den Reaktionszeiten ganz weit vorne liegt.
Doch trotz dieser Voraussetzungen blieben die Löwen skeptisch, und Diskussionspunkte waren vor allem das (noch) fehlende Mausrad und die Nachteile, die eine so kleine und leichte Maus haben könnte. Vor allem Nico Rosberg bemängelte nach dem Ausprobieren, dass er vor allem das Kontroll-Gefühl der bis zu 5 Mal schwereren Standard-Modelle vermisse.

Doch die Gründer gaben sich nicht geschlagen, sondern hielten an den Vorteilen des geringeren Gewichts fest. Die Szene würde umdenken, denn Millisekunden in der Reaktion könnten den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage heutzutage ausmachen. Profi-Gamer gaben bereits gutes Feedback, und immerhin wurden schon 35.000 Euro in nur zwei Monaten mit den in der Garage der Eltern gefertigten Mäusen umgesetzt. Auch würden schon die großen Hersteller auf den Zug aufzuspringen versuchen und Mäuse mit weniger Gewicht herstellen.

Doch gerade die großen Hersteller waren es, die zumindest Dagmar Wöhrl zum Aussteigen brachten. In einem so großen Markt legt man sich eben auch immer mit sehr großen Kontrahenten an. Sollten diese feststellen, dass sie sich hier etwas entgehen lassen könnten, würden sie schnell nachlegen.

Doch Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel sprachen bereits miteinander. Auch in ihrem Gespräch war die drohende Konkurrenz großer Player ein Thema. Schließlich entschieden sie sich jedoch dazu, trotzdem ein Angebot zu machen. Was könnte in diesem Fall überwogen haben?

Man kann hier nur spekulieren, aber wer den Gaming-Markt genauer kennt, weiß, dass er neben der extremen Größe (alleine in Deutschland wird er auf 5 Milliarden Euro geschätzt) und dem guten Wachstum noch weitere Besonderheiten bereit hält. So sind die Strukturen durch die Spiele mit einer großen Zahl Anhängern relativ klar, auch wenn es natürlich Überschneidungen gibt. Außerdem gibt es innerhalb der Szene sehr bekannte Größen, die wie Prominente oder Influencer beim Marketing fungieren können. Viele haben bekanntermaßen sogar sehr hohe Conversion Rates, das heißt von ihnen empfohlenen Produkte, zumindest im Gaming-Bereich, werden mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit von ihren Followern gekauft. Mit einer guten Planung und der Identifikation der richtigen Partner und Werbegesichter gäbe es also wahrscheinlich eine gute Möglichkeit, nicht nur mit für das hochpreisige Produkt verhältnismäßig geringen Kundenakquisekosten auszukommen, sondern auch schnell und effizient die Szene zu durchdringen. Im besten Fall wird man sogar ein Trend-Produkt, dass einen gewissen Hype kreiert. Selbst die angesprochenen großen Player im Markt werden es dann schwer haben.

Doch damit das klappt, braucht man starke Partner, die wissen, wie man schnell agiert und auch eine gute skalierbare Produktion aufbauen können. Die hätten die Zaunkönig-Gründer nach ihrem Deal mit Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel eigentlich gefunden. Leider platzte der Deal aber nach der Show. Bleibt dennoch zu hoffen, dass das Startup den “Wahnsinnsmarkt” Gaming bald als neuer Player aufmischen kann.

Tipp: Alles über die Vox-Gründer-Show gibt es in unserer DHDL-Rubrik. Die jeweiligen Deals und Nicht-Deals gibt es hier: “Die Höhle der Löwen (9. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen (8. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (7. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen” (6. Staffel)“,“Die Höhle der Löwen” (5. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (4. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (3. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (2. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (1. Staffel)“.

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Foto (oben):  TVNOW / Bernd-Michael Maurer

 

Ruth Cremer

Ruth Cremer ist Mathematikerin und als Beraterin, Coach und Speaker tätig. Außerdem ist sie Hochschuldozentin im Bereich Unternehmertum und eCommerce. Die ehemalige Investment-Managerin kennt die Szene in- und auswendig und hilft Startups insbesondere dabei, Pitches vorzubereiten und Investment- sowie Akquisitionsprozesse zu meistern. Ruth Cremer ist bereits seit der fünften Staffel als externe Beraterin für das Format „Die Höhle der Löwen“ tätig und unterstützt die Auswahl und Vorbereitung der Kandidaten. Mehr zu ihr auch unter www.ruthcremer.de.