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Monedo – der Kreditech-Nachfolger – ist insolvent

Monedo steht vor dem Aus. Der Neustart beim Kreditech-Nachfolger ist damit gescheitert. Kreditech, 2012 von Sebastian Diemer und Alexander Graubner-Müller (beide nicht mehr an Bord) gegründet, war jahrelang eine der wichtigsten FinTech-Wetten Deutschlands.
Monedo – der Kreditech-Nachfolger – ist insolvent
Mittwoch, 9. September 2020VonAlexander Hüsing

Die Hamburger Kreditplattform Monedo, früher als Kreditech bekannt, ist insolvent. Bei den Kollegen vom Manager Magazin heißt es dazu: “Eine Sprecherin bestätigte auf Anfrage, dass Monedo ‘vorläufige Insolvenz’ beantragt habe. Finanzierungsprobleme infolge der Corona-Krise hätten diesen Schritt nötig gemacht”. Das Amtsgericht Hamburg bestellte Christoph Morgen von der Kanzlei Brinkmann & Partner zum vorläufigen Insolvenzverwalter des Unternehmens.

Der erfahrene Firmensanierer versucht nun, einen Investor für das FinTech zu finden. Offenbar gibt es bereits mehrere Interessenten. “Ich plane den Betrieb fortzuführen und habe bereits Gespräche mit möglichen Finanzierern gestartet”, heißt es in einer Presseaussendung der Kanzlei. Es sei das Ziel, “den vor der Insolvenzantragstellung begonnenen und nach Angaben des Managements aussichtsreichen Investorenprozess zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen”. Rund 300 Mitarbeiter wirkten zuletzt für Monedo.

Kreditech, 2012 von Sebastian Diemer und Alexander Graubner-Müller (beide nicht mehr an Bord) gegründet, war jahrelang eine der wichtigsten FinTech-Wetten Deutschlands. Das Unternehmen galt sogar als die “große Fintech-Hoffnung” der heimischen Startup-Szene. Bis Ende 2018 flossen rund 200 Millionen Euro in die Jungfirma. Noch 2017 investierte der Payment Service Provider PayU, eine Naspers-Tochter, 110 Millionen in Kreditech. Die Bewertung soll damals zwischen 300 und 500 Millionen Euro gelegen haben.

Insgesamt wurde rund um Kreditech in den vergangenen Jahren aber noch mehr Geld bewegt. Rakuten und die Weltbank investierten einst rund 10 Millionen in das Fintech. Davor flossen 82,5 Millionen in das Startup. Davor 40 Millionen und weitere mehrstellige Millionenbeträge. Zu den bekanntesten Geldgebern gehörte unter anderem Facebook-Pionier Peter Thiel. In diesen ganzen Summen sind aber wohl diverse Secondaries enthalten. Als Kapitalrücklage findet man Ende 2018 stattliche 204,4 Millionen bei Kreditech.

Ende 2018 brach Kreditech dann auch erstmals zusamen. “Die Bewertung sank von 200 Millionen Euro auf praktisch null. Mit einem erfahrenen Management sollte der Neustart gelingen. David Chan kam von Barclays”, heißt es dazu bei FinanceFWD. Das Manager Magazin verweist dabei auf “hohe Zahlungsausfälle bei den an Privatpersonen in Schwellenländern wie Indien und Russland vergebenen Krediten”. Dennoch bekam das FinTech für einen Neustart erneut Geld – wohl rund 30 Millionen,

Ähnliche Gründe wie zuvor sollen nun auch zur Insolvenz geführt haben. “Vor allem die Situation in den Hauptmärkten Spanien und Polen habe das Unternehmen in Schieflage gebracht. Schon im März erließ die spanische Regierung infolge der Coronapandemie ein Gesetz, das es Kreditnehmern erlaubt, die Rückzahlung von Schulden zu verschieben. In Polen gab es eine ähnliche Regelung. So blieben die Rückflüsse für Monedo erst einmal aus”, heißt es bei FinanceFWD.

Aktuelle Zahlen von Monedo gibt es kaum. Angeblich lief es vor der Corona-Krise gut beim Unternehmen. 2018 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 56,2 Millionen Euro. Im Jahr vor dem ersten Zusammenbruch waren es 70,7 Millionen. “Das Jahr 2019 wird vom anhaltenden Fokus auf die rentable Entwicklung und die weitere Entwicklung der neuen Technologie-Infrastruktur gekennzeichnet sein. Die Umsatzerlöse werden voraussichtlich 42,1 Mio. EUR betragen”, heißt es im Jahresabschluss für 2018 weiter.

Das Konzernergebnis lag 2018 bei rund Konzernergebnis -13,9 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es noch -58,4 Millionen. Die kumulierten Verluste lagen Ende 2018 bei insgesamt -204,5 Millionen. Im Konzernabschluss gab sich das Unternehmen dennoch zuversichtlich: “Die Gruppe erzielte hervorragende Fortschritte bezogen auf unsere strategischen Zielsetzungen. Auf der Grundlage von Markttests und Probeaktionen stieß die Kreditech zum Ende des Jahres 2018 erfolgreich in das Near-Prime-Segment vor”.

Man darf gespannt sein, ob es bei dieser extremen Vorgeschichte weitere Geldgeber für Monedo finden lassen. “Im Umfeld von Monedo herrschte gestern Optimismus, den Betrieb nicht nur fortzuführen, sondern aus der Insolvenz heraus einen weiteren Neustart hinlegen zu können”, heißt es dazu bei Finanz-Szene.de. Das Geschäftsmodell des Unternehmen gehört aber zumindest weiter auf den Prüfstand. Immerhin konnte das Fintech die hohen Erwartungen bisher nie erfüllen.

In und um die Corona-Krise herum gab es zuletzt mehrere große Pleiten und Aufgaben in der Startup-Szene – darunter store2be, Loopline Systems, Zeitgold, navabi, rent-a-guide, Horizn Studios, abracar,  Geschenke.de, Vitraum und tausendkind – siehe auch: “Startups, die 2020 (bisher) leider gescheitert sind“.

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Foto (oben): Kreditech

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.