#Interview

“In dieser Anfangsphase sind wir in viele Fettnäpfe getreten”

Metalshub aus Düsseldorf digitalisiert den Metallhandel. "Wir glauben an die Plattformisierung des Rohstoffhandels. Dafür bedarf es Geduld, aber wir sehen schon jetzt große Fortschritte", sagt Sebastian Kreft, der das Startup gemeisnam mit Frank Jackel gegründet hat.
“In dieser Anfangsphase sind wir in viele Fettnäpfe getreten”
Mittwoch, 20. November 2019VonAlexander Hüsing

Das Düsseldorfer Startup Metalshub, das von Sebastian Kreft und Frank Jackel gegründet wurde, positioniert sich als Marktplatz für Legierungselemente. “Wir haben Metalshub im Dezember 2016 gegründet und unser MVP ging ein Jahr später an den Start. An dem Tag hat auch unsere erste Transaktion stattgefunden. Seitdem sind wir stetig gewachsen: Metalshub ist mittlerweile auf acht Sprachen online und wir haben 600 registrierte Unternehmen, die über 150 Anfragen pro Monat einstellen”, sagt Mitgründer Kreft.

Zu den Investoren von Metalshub gehören die brasilianische Beteiligungsgesellschaft Chromo Invest, der Berliner Geldgeber Point Nine Capital und diverse Business Angels – darunter die Flixbus-Gründer. Zum Start flossen 2 Millionen Euro in den B2B-Marktplatz aus dem Rheinland. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Metalshub-Macher Kreft über Spezifikationen, Geduld und Industrie-Cluster.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Metalshub erklären?
Stahlwerke und Gießereien müssen Rohstoffe für ihre Produktion einkaufen. Stahl zu produzieren ist ähnlich wie eine Suppe zu kochen: die Basis ist die Brühe und dazu gibt man in den Kochtopf verschiedene Zutaten und Gewürze, um die Suppe zu verfeinern. Im Falle von Stahl ist die Suppe flüssiges Eisen und dazu gibt man Legierungselemente wie zum Beispiel Nickel, Molybdän oder Chrom, um die Eigenschaften des Materials zu verbessern. Die Formel nennt sich nicht Rezept, sondern Spezifikation. Musste man früher in jedes Fachgeschäft gehen, um die verschiedenen Zutaten zu kaufen, findet man nun auf dem Marktplatz alles was man braucht. Metalshub ist der digitale Marktplatz für Legierungselemente.

Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Wir arbeiten agil und basierend auf Kundenfeedback ergeben sich fortlaufend Änderungen und Weiterentwicklungen. Unsere Mission, Transaktionskosten durch digitale Innovation im Rohstoffhandel zu senken, ist jedoch gleichgeblieben.

Stahlbranche und Startups klingt wie ein Gegensatz. Wie digital ist diese Branche denn schon?
Die Digitalisierung steht in der Stahlbranche noch relativ am Anfang. Die meisten Transaktionsprozesse finden derzeit noch übers Telefon und über E-Mail statt. Wir glauben an die Plattformisierung des Rohstoffhandels und daran, dass in der Zukunft alle Transaktionen auf elektronischen Plattformen stattfinden. Dafür bedarf es Geduld, aber wir sehen schon jetzt große Fortschritte.

Wie funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Wir haben ein klassisches Marktplatzmodell. Der Verkäufer bezahlt bei erfolgreichem Vertragsabschluss eine Transaktionsgebühr an Metalshub. Optional kann der Verkäufer Services wie Transport, Kreditversicherung und Finanzierung für die jeweilige Transaktion direkt bei Metalshub dazu buchen. Des Weiteren werden wir im nächsten Jahr diverse Marktinformationen und Statistiken kostenpflichtig zur Verfügung stellen.

Wie genau hat sich Metalshub seit der Gründung entwickelt?
Wir haben Metalshub im Dezember 2016 gegründet und unser MVP ging ein Jahr später an den Start. An dem Tag hat auch unsere erste Transaktion stattgefunden. Seitdem sind wir stetig gewachsen: Metalshub ist mittlerweile auf acht Sprachen online und wir haben 600 registrierte Unternehmen, die über 150 Anfragen pro Monat einstellen.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Metalshub inzwischen?
Wir sind aktuell ein Team von 22 Mitarbeitern. Eine der wichtigsten Kennzahlen für Marktplätze ist das Gross Merchandise Value (GMV), der Umsatz der über die Plattform gehandelten Produkte. 2018 war unser erstes Jahr am Markt und wir konnten ein GMV von 23 Millionen Euro einfahren. Dieses Jahr werden wir mehr als 70 Millionen erreichen, also ein ordentliches Wachstum!

Business Angels wie Dieter Heuskel, Ralf Köster und die Flixbus-Gründer gehören zu euren Investoren. Wie seid ihr mit diesen Geldgebern in Kontakt gekommen?
Der Kontakt zu unseren Business Angels kam vorwiegend aus unserem Netzwerk. Frank und ich haben mehrere Jahre bei BCG gearbeitet, von diesem Netzwerk haben wir stark profitiert.

Euer Firmensitz ist Düsseldorf. Was zeichnet die Startup-Szene vor Ort aus?
Deutschland ist der größte Industriestandort in Europa und Düsseldorf befindet sich mittendrin in diesem Industrie-Cluster. Daher ist es nicht überraschend, dass sich in Düsseldorf und Umgebung überdurchschnittlich viele B2B-Startups finden. Außerdem leben mehr als 10 Millionen Menschen in der Rhein-Ruhr Region, ein riesiges Potential an Talenten!

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Als wir gestartet sind, hatten wir wenig Erfahrung mit Softwareentwicklung. In dieser Anfangsphase sind wir in viele Fettnäpfe getreten und haben viel gelernt. Von da an haben wir die Kurve gekriegt.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Die größte Herausforderung für einen Marktplatz ist es, Liquidität aufzubauen. Wir konnten früh einige namenhafte Unternehmen für unsere Vision gewinnen und haben unsere Kunden in den Mittelpunkt der Produktentwicklung gestellt.

Wo steht Metalshub in einem Jahr?
In 2020 möchten wir weiter erfolgreich in den Dimensionen Team, Kunden und Produkt wachsen. Wir möchten uns als „tool of choice“ für den Rohstoffhandel etablieren.

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Foto (oben): Metalshub

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.