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Darum ging ZenMate zum Schleuderpreis über den Tisch

Vor einigen Jahren schien ZenMate eine große Zukunft vor sich zu haben. Dann folgten Entlassungen, ein neues Führungsteam und schließlich der Verkauf an Kape Technologies. Der Käufer zahlte gerade einmal 4,8 Millionen Euro für das junge Startup, das deutlich mehr Kapital eingesammelt hat.
Darum ging ZenMate zum Schleuderpreis über den Tisch
Donnerstag, 8. November 2018VonAlexander Hüsing

Fast unbemerkt von weiten Teilen der deutschen Startup-Szene wechselte das Berliner Startup ZenMate kürzlich den Besitzer – siehe unseren DealMonitor. Nun wird auch klar, warum die beteiligten Investoren den Exit eher unter dem Radar gelassen haben: Das britische Unternehmen Kape Technologies zahlte gerade einmal 4,8 Millionen Euro für das junge Startup, das deutlich mehr Kapital von seinen Investoren eingesammelt hat.

ZenMate, das zuletzt über 40 Millionen Nutzer verfügte, produziert etwa ein Browser-Plugin, mit dem man seine Privatsphäre schützen kann. Die Jungfirma wurde 2013 von Simon Specka und Markus Hänel gegründet. Im April dieses Jahres nahm dann Andrei Mochola, ehemals Kaspersky Lab, auf dem Chefsessel bei ZenMate Platz. Gemeinsam mit CTO Jörn Stampehl, seit März im Amt, sollte Mochola “den Übergang des Unternehmens von einem VPN-Dienstleister zu einem Internetsicherheitsunternehmen organisieren”. Zuvor baute das Startup bereits massiv Stellen ab: Ende 2016 schrumpfte das Team von knapp 60 auf 30 Mitarbeiter.

Im Juni versuchte das Startup dann über crowdcube 660.000 britische Pfund einzusammeln – bei einer Bewertung von rund 25,5 Millionen Pfund. Das Unternehmen ließ dabei verkünden: “From less than €1000 in sales in 2014 to €2.26 million in 2017 (EBIT -€1.13m), we’re looking forward to ensure that ZenMate has the capabilities to reach even to the furthest corners of the globe in the near future. That’s why we are partnering with Crowdcube to launch our crowdfunding campaign, and offer a unique opportunity to contribute to the future of ZenMate.” Das Einsammeln wurde zum Flop, der Mindestbetrag kam nicht zu Stande. Auf crowdcube finden sich deswegen auch keine Infos mehr zur Kampagne. Auf Zanmate-Website zur Geldammelaktion findet sich noch dieser Hinweis: “As a matter of fact, the current valuation was set in the context of an institutional round and €4M have been collected so far. The following investors invested at the current valuation: Bessemer Ventures, Holtzbrinck Ventures, Project A, T-Ventures, Shortcut Ventures and Axel Springer Plug&Play”. Wohlgemerkt: Dies alles war der Stand im Juni dieses Jahres.

Holtzbrinck Ventures hielt zuletzt rund 22 % an ZenMate. Project A war zum Schluss mit 19 % beteiligt. Shotcut hielt 6 % am Unternehmen. Bis Ende 2016 flossen rund 7,3 Millionen Euro in ZenMate. Seit dem Start (bis Ende 2016) häufte das Unternehmen dabei Verluste in Höhe von 7,7 Millionen an. Danach dürfte also weiteres Kapital in das Startup geflossen sein, sonst würde es ZenMate längst nicht mehr geben. Insgesamt soll ein zweistelliger Millionenbetrag in die Jungfirma geflossen sein.

Trotz des Sparprogramms lief es zuletzt noch immer nicht rund bei Zenmate. Im Rahmen der Übernahme teilte Käufer Kape mit:”As part of the integration of the Acquisition, Kape will implement an extensive restructuring plan intended to transition ZenMate from a loss of €1.1 million in the year to 31 December 2017 to profitability in the next quarter. This plan includes leveraging existing operational synergies, including utilising Kape’s technology infrastructure and extending its user acquisition capabilities”. Hoffentlich kriegt Zenmate unter dem neuen Besitzer die Kurve. Die große Zeit der VPN-Dienste scheint aber vorbei. Dank Netflix und Co. kann man heute viele Serien zeitnah ohne Umweg über einen US-Anbieter sehen. Und diverse nicht-demokratische Staaten haben inzwischen auch die Nutzung von VPN-Diensten erschwert. Die große Zeit von Zenmate scheint vorbei – was dann auch den mageren Exit erklären dürfte.

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Foto (oben): ds

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.