Matti Biskup von WunderAgent

“Wir haben es leichter als das ein oder andere Start-up”

Mieter und Vermieter schneller zusammenbringen , das will das Start-up WunderAgent. Es unterstützt Vermieter dabei, ihre Wunschmieter mit Hilfe strukturierter und IT gestützter Prozesse zu finden. Im Gründer-Kurzinterview spricht Gründer Matti Biskup über Inspirationsquellen, Preisvorteile sowie das Bestellerprinzip.
“Wir haben es leichter als das ein oder andere Start-up”
Dienstag, 9. Februar 2016VonChristina Cassala

Mieter und Vermieter schneller zusammenbringen , das will das Berliner Start-up WunderAgent. Es unterstützt Vermieter dabei, ihre Wunschmieter mit Hilfe strukturierter und IT gestützter Prozesse zu finden. Im Gründer-Kurzinterview spricht Gründer Matti Biskup über Inspirationsquellen, Qualitäts- und Preisvorteil gegenüber klassischer Medien und das Bestellerprinzip.

Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Wir sind drei Gründer und hatten jeder unsere Inspirationsquelle. Weston Hankins, war inspiriert von seiner ehemaligen Tätigkeit als CTO von CouchSurfing und 9Flats. André Torkler und ich durch unsere Erfahrungen aus unserer Zeit bei Immobilienscout24. Wir hatten immer schon die Idee den Vermietprozess von Wohnimmobilien für Anbieter und Nachfrager zu optimieren. Dabei ging es nicht nur um die Idee den Vermieter online von A bis Z in dem Vermietungsprozess zu begleiten, sondern auch Maklerdienstleistung modular und günstig anzubieten. Die Idee eines “Online-Maklers” war geboren. Diese sollte durch strukturierte und IT gestützte Prozesse Mieter und Vermieter schneller zusammenbringen als es durch Makler oder klassische Plattformen möglich war.

Es existierten auch bereits internationale Vorbilder mit PurpleBricks (UK) und Redfin (US), die in ihren Ländern eine eigene Online-Plattform mit einem großen Netzwerk aus Immobilienexperten verbunden haben. Für mich lag der Vorteil klar auf der Hand, Anbieter und Nachfrager profitieren von einem Qualitäts- und Preisvorteil gegenüber klassischen Maklern. Doch diese Idee in Deutschland umzusetzen wurde erst durch Verkündung des Bestellerprinzips möglich. Es hat bewirkt, dass nun Vermieter aktiv über den Preis Ihrer Immobilienvermarktung nachdenken und somit nach neuen kostengünstigen Maklerpartnern oder Vermietungswegen suchen.

Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Am Anfang konzipierten wir ein Tool für die Bewerber auf dem Wohnungsmarkt. Schnell haben jedoch gemerkt, dass wir einen anderen Ansatz wählen sollten, um in der Immobilienbranche erfolgreich voranzukommen. Nicht die Bewerber sind der Grundstein für unser Konzept, sondern diejenigen, die die Immobilien verwalten und besitzen. Daher haben wir den Prozess solange optimiert, bis er auf die Anbieter bedarfsgerecht und individuell angepasst war. Dieser Schritt hat uns viele Einsichten gebracht und wir verstehen nun beide Seiten am Markt noch besser.

Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Es gibt eine Vielzahl an Early-Stage Start-ups, welche eine Landingpage entwickelt haben und eine Vermietungslösung präsentieren. Durch folgende drei Fragen wird die Anzahl schnell auf eine Handvoll direkter Mitbewerber reduziert. Erstens: Werden qualitativ hochwertige vor Ort Dienstleistungen durch eine IT-Infrastruktur skalierbar umgesetzt? Zweitens: Ist das Produkt live und wurde es über die Beta Phase hinaus weiter entwickelt? Drittens: Wurde erfolgreich ein SeedInvestment durchgeführt? Wir können alle Frage positiv beantworten.

Ein großer Unterschied zu unseren Konkurrenten ist unsere einzigartige Vermietungssoftware, welche über jeden Browser benutzbar ist und die Vermarktungszeit deutlich reduziert. Sie begleitet Vermieter von der Inserat-FpartErstellung bis hin zum Mietvertragsabschluss. Vor-Ort-Dienstleistungen, wie Objektaufnahmen oder Besichtigungen können einfach flexible pro Objekt hinzugebucht werden. Der aktuelle Vermarktungsstand ist jeder Zeit für den Vermieter einsehbar – 100% Transparent. Dies sorgt immer wieder für Begeisterung bei unseren Vermietern.

Sie waren es nicht gewöhnt, vom Makler jeder Zeit über die Anzahl der Kontaktanfragen, Besichtigungsteilnehmer und Mietvertragsanwärter informieren zu werden. Anhand unseres Produkt-Konfigurators finden unsere Kunden heraus, welche Leistungen Sie wirklich benötigen und zahlen auch nur für diese. Eine perfekte Mischung. Ich würde sagen, so digital wie möglich und so persönlich wie gewünscht.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Das Bestellerprinzip öffnete die Türen zu einem großen bestehenden Markt, der lange Zeit sehr Innovationsundurchlässig war. Diese Chance haben wir genutzt und stellen uns nun der täglichen Herausforderung unsere Bekanntheit in der Wohnungswirtschaft und natürlich auch direkt bei Privateigentümern zu erhöhen. Unser Wachstum spiegelt die Akzeptanz und Zufriedenheit unsere Kunden wieder, aber natürlich reicht unsere aktuelle Größe noch nicht aus.

Wir müssen es schaffen, dass Kunden Ihre Begeisterung mit anderen Vermietern teilen und wir diese auch von unserer Dienstleistung begeistern können. Dadurch positionieren wir uns als vertrauensvoller Partner in Sachen Immobilienvermarktung. Momentan liegt unser Fokus ganz klar darauf den Vertrieb weiter auszubauen.

Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Hier haben wir es leichter als das ein oder andere Start-up, welches durch eine gute Produktidee sich erst eine User-Basis aufbaut und anschließend eine Monetarisierungsstrategie positionieren muss. Dem WunderAgent Gründer-Team war es sehr wichtig, dass wir mit einem Produkt live gehen, das vom ersten Tag an Umsätze mit einem positiven Deckungsbeitrag generiert.

Heute schreiben wir mit jeder gebuchten Dienstleistung schwarze Zahlen. Natürlich investieren wir auch weiterhin in unsere Produktentwicklung, Marketing und weitere Expansion, wodurch wir den Break-Even noch nicht erreicht haben. Wir sind aber auf einem guten Weg bereits im Q4/2016 schwarze Zahlen in Deutschland zu schreiben.

Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Wir möchten uns mittelfristig als “der” Makler in Deutschland positionieren und langfristig streben wir eine Expansion innerhalb der EU an.

Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Innerhalb der kommenden Monate wollen wir unser Verkaufsprodukt erfolgreich am Markt platzieren und dabei die gleiche Kundenzufriedenheit, wie bei Vermietungen gewährleisten. Weiterhin möchten wir in Q1/2016 Objektvermarktungen in über 50 deutschen Städten durchgeführt haben, momentan stehen wir bei 20. Und als drittes Ziel ist natürlich noch eine weitere erfolgreiche Finanzierungsrunde zu nennen.

Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews

Zur Person:
Matti Biskup ist Gründer und Geschäftsführer von WunderAgent. Er studierte Wirtschaftsingeneurwesen an der TU Berlin und ist ein “digital Native”. Biskup war zuvor tätig bei Immobilienscout24, Deskwanted sowie SumUp.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.