Nils Brosch von travelcircus

“VCs investieren nicht in vergangene Zahlen”

"Als Unternehmen mit siebenstelligen Umsatzzahlen haben wir keine Idee mehr an die Investoren verkauft, sondern ein laufendes Business mit 25 Mitarbeitern. Entsprechend, umfassend war auch die Due Diligence", sagt Nils Brosch, Mitgründer von travelcircus.
“VCs investieren nicht in vergangene Zahlen”
Freitag, 5. Februar 2016VonAlexander Hüsing

Das junge Berliner Reise-Start-up travelcircus können reiselustige Onliner Wochenendtrip buchen – und zwar zu besonderen, rabbatierten Preisen. Das Start-up wurde von Nils Brosch, Bastian Böckenhüser, Mathias Zeitler und Robert Anders ins Leben gerufen. Tengelmann Ventures, die IBB Beteiligungsgesellschaft, Howzat Growth und MairDuMont Ventures investierten gerade knapp 2 Millionen Euro in das Unternehmen. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer Brosch über Prozesse, Absicherungen und bombensichere Zahlen.

Kürzlich haben Sie in einer Finanzierungsrunde Geld eingesammelt. Was war dabei die größte Herausforderung?
Als Unternehmen mit siebenstelligen Umsatzzahlen haben wir keine Idee mehr an die Investoren verkauft, sondern ein laufendes Business mit 25 Mitarbeitern. Entsprechend, umfassend war auch die Due Diligence – manchmal denkt man sich dann schon “Hätte ich mal eine nackte Idee verkauft”.

Die Verhandlungsbasis ist aber deutlich besser, wenn man schon etwas vorzuweisen hat, oder?
Mit einem ökonomischen Proof of Concept bekommt man natürlich schnell ein Termin um sich bei Investoren vorzustellen, jedoch investieren VCs nicht in vergangene Zahlen, sondern eher in schöne Zahlen der Zukunft. Unsere vergangenen Zahlen waren da eher hinderlich, da wir alle Prozesse und Zahlen genauesten dokumentiert präsentieren mussten – etwas was wir natürlich machen konnten, jedoch war dieser Prozess zeitraubend.

Wie lange haben Sie insgesamt gebraucht, um die aktuelle Finanzierungsrunde abzuschließen?
Etwas länger, da wir eine intensive Due Diligence durchgemacht haben, welche wir neben unserem Tagesgeschäft stemmen mussten.

Können Sie einen ungefähren Zeitraum nennen, wie lange die Kapitalsuche insgesamt gedauert hat?
8 Monate.

An welchen Stellen musste das Tagesgeschäft denn unter der Arbeit an der Finanzierungsrunde leiden?
Das Tagesgeschäft hat dahingehend gelitten, dass wir unseren Fokus auf Themen legen mussten die nicht zwingend umsatzfördernd waren. Als Unternehmen ohne Absicherung durch Investoren und ohne Garantie, dass die Due Diligence zum Erfolg führt, kann ein Fokusverlust natürlich Folgen haben.

Noch einmal ein Blick auf die Investoren: Nach welchen Kriterien haben Sie ihre potenziellen Geldgeber im Vorfeld ausgesucht?
Zum einen basierend auf der Expertise im Travelmarkt. Howzat Partners zum Beispiel waren die Seed-Investoren von trivago. Und auch die CEOs von Cheapflights.com und der Momondo Group sind extrem erfahrende Investoren im Travel-Bereich. Zum anderen haben wir renommierte VCs wie Tengelmann Ventures angesprochen, die uns mit ihrem Netzwerk und operativer Expertise helfen können.

Wie genau sind Sie mit Ihren jetzigen Geldgebern in Kontakt gekommen?
Auf unterschiedliche Art und Weise, Empfehlungen, Pitches und aktives Interesse von VCs an unserer Firma.

Wie genau ging es denn nach der Due Diligence weiter: Haben Sie mit den Investoren um die Höhe des Investments und die Unternehmensanteile gefeilscht?
Nein. Unseren Zahlen waren bombensicher und es ging schnell auf die Zielgerade.

Was raten Sie anderen Gründern, die Kapital suchen?
Holt euch früh einen Business Angel der euch anderen VCs vorstellen kann und als Garant für euer Business steht.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.