15 Fragen an Johannes Heinen

“Man hat in Deutschland schon sehr gute Bedingungen”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Johannes Heinen von StyleLounge.
“Man hat in Deutschland schon sehr gute Bedingungen”
Freitag, 8. Januar 2016VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Am besten daran ist es, sich selbst einteilen zu können, woran und wofür man arbeitet. Dadurch hat man selten das Gefühl, dass man seine Zeit verschwendet oder besser an etwas Anderem arbeiten sollte. Im Alltag ist es außerdem sehr reizvoll, sich jeden Mitarbeiter selbst aussuchen zu können.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Ersten Kontakt mit dem Geschäftsmodell hatte ich während meiner Zeit bei Dreamlines, einem Vergleichsportal für Kreuzfahrten. An vielen anderen Beispielen wie Trivago oder Swoodoo lässt sich ja auch leicht erkennen, wie attraktiv eine Metaplattform sein kann. Die Wahl fiel dann auf den Fashionmarkt, weil es hier im Speziellen sehr viele Anbieter mit sehr unterschiedlichen Produkten von unterschiedlichen Herstellern gibt. Die Umsetzung einer Vergleichsplattform ist dadurch einerseits sehr anspruchsvoll, andererseits sehr relevant.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir werden seit dem Start von einigen Business Angels und kleineren VCs aus unserem erweiterten Umfeld unterstützt, mit denen wir einige Kapitalerhöhungen während der bislang durchlebten Phasen durchgeführt haben. Aus dem operativen Geschäft ergeben sich allerdings auch immer schon relevante Umsätze.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Unser Produkt erfordert, dass wir erst einmal sehr viel Technologie entwickeln mussten, bevor wir beginnen und erste Resultate erkennen konnten. In dieser Phase konnten wir auch nur begrenzt abschätzen, wie genau StyleLounge angenommen werden wird. Dies war sicherlich eine gewisse Zeit der Unsicherheit, die wir hatten und erfolgreich bewältigt haben.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wenn wir jetzt alles noch einmal machen würden, würden wir sicherlich vieles direkt effizienter machen können. Rückblickend würden wir aber vieles ähnlich machen. Mit dem Wissen von heute hätten wir unter Umständen in der IT Entwicklung Features anders priorisiert und auch konzipiert. Außerdem uns noch in einem etwas anderem Takt internationalisiert.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Unser Geschäftsmodell lässt sich aufgrund der schieren Größe der Zielgruppe sehr schön mit Performance Marketing hochbringen und skalieren. Langfristig sind uns allerdings vor allem wiederkehrende und organische User wichtig. Entscheidend ist es für uns daher, Retention-Features zu entwickeln und für eine gute UX zu sorgen. Darüber hinaus wollen wir eine gute Medienpräsenz erreichen.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Schwierig, hier nur eine Person zu nennen, insgesamt waren es sehr viele aus unserem Netzwerk und von befreundeten Unternehmen, die sehr hilfreich waren und es auch noch sind. Vor allen Dingen haben uns auch unsere Business Angels schon sehr früh und sehr konsequent unterstützt haben.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Nicht aufgrund von Zeitnot oder Druck Abstriche bei der Suche nach neuen Mitarbeitern zu machen. Außerdem immer lieber einen Tag mehr in die Verbesserung des Produkts stecken als in die Skalierung.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich glaube, man hat in Deutschland schon sehr gute Rahmenbedingungen. Es gibt schon viele Gesetze die Start-ups bzw. kleinen Unternehmen das Leben und die Finanzierung vereinfachen. Wirklich weiterbringen würde es den IT-Standort, wenn es doppelt so viele gute Softwareentwickler gäbe. Dann könnten wir hier viel mehr und günstiger Technologie entwickeln.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Da ich Wirtschaftsingenieur bin, vermutlich etwas mit Autos, eher mit schnellen als mit langsameren Autos, sonst mit Fußball.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Am hilfreichsten wäre es wohl bei der Konkurrenz, dann am besten in deren Business Intelligence.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Auf jeden Fall in die Zukunft, etwa 10 bis 15 Jahre, um zu sehen, was unser Leben verändern wird und natürlich um meine Kinder schon einmal kennenzulernen.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ein paar StyleLounge-Anteile würde ich kaufen und vielleicht ein paar andere kleine Investments tätigen. Ehrlich gesagt, habe ich mich noch nicht so sehr mit der Frage beschäftigt.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Auf jeden Fall mit meiner Frau, am besten bei einem kleinen Ausflug und gutem Essen.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Wir im Team würden uns in jedem Fall für ein oder auch mehrere Biere mit Bernd Stromberg entscheiden.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Johannes Heinen ist Gründer und Geschäftsführer von StyleLounge. Er studierte zunächst in Aachen und Berlin Wirtschaftsingenieurwesen und war im Anschluss seines Diploms Head of New Markets bei Dreamlines, einem Vergleichsportal für Kreuzfahrten, und später Senior Monetization Manager bei Goodgames, ehe er den Sprung in die Selbständigkeit wagte.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.