Dominik Romer von Adnymics

“Ich bin selbst begeisterter Online-Käufer”

Wer online shoppt, findet in seinen Paketen Werbebeilagen, die selten gute, individuelle Angebote erhalten und schließlich im Altpapier landen. Dominik Romer von adnymics hat sich dieses Problems angenommen und spricht im Gründer-Kurzinterview über Werbeplätze, Paketbeileger und Versandhändler.
“Ich bin selbst begeisterter Online-Käufer”
Dienstag, 10. November 2015VonChristina Cassala

Papier, Papier, Papier. Selbst wer online shoppt, findet in seinen zugeschickten Paketen Werbebeilagen, die selten individuelle Angebote enthalten und deshalb schließlich im Altpapier landen. Schade! Gründer Dominik Romer von adnymics hat sich dieses Problems angenommen und spricht im Gründer-Kurzinterview über verschwendete Werbeplätze, Paketbeileger und Online-Versandhändler.

Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Ich bin selbst begeisterter Online-Käufer und nachdem ich zum zehnten Mal den gleichen Flyer aus dem Paket genommen habe, kam mir der Werbeplatz verschwendet vor.

Die Idee war nicht nur personalisierte, sondern komplett individualisierte Paketbeilagen in die Pakete zu bringen und Online-Käufern nur Inhalte zu präsentieren, die Sie auch wirklich interessieren und zu einem Wiederkauf anregen. So entstand Adnymics und unser System „Target Packaging“:
Das System besteht zusammengefasst aus unserer Business-Intelligence-Software und einer Digitaldruckmaschine. Die eigens entwickelte Software analysiert das Surf- und Kaufverhalten von Online-Käufern.

Entscheidet sich ein Kunde für ein Produkt und bestellt, produzieren wir basierend auf den Shopping-Interessen einen Paketbeileger, meist in Form einer mehrseitigen Broschüre, der komplett auf den Käufer zugeschnitten ist und bspw. Produkte enthält, die zu dem bestellten Artikel passen. Die Paketbeilage wird daraufhin direkt in der Versandlogistik gedruckt und den Paketen vor dem Versand hinzugefügt.

Dadurch entsteht eine win-win-Situation: Der Online-Händler kann seine Kunden mit gezielten Produktvorschlägen ansprechen und somit Wiederkäufe erzielen, der Online-Käufer bekommt endlich Flyer mit relevanten Inhalten.

Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Die Idee der individuellen Paketbeileger ist von Anfang an unverändert. Seitdem haben wir allerdings in enger Abstimmung mit unseren „Kunden der ersten Stunde“ an unseren Preismodellen gefeilt und die Funktionalitäten stark erweitert.

Entsprechend hat sich technisch viel getan. Kunden können mittlerweile beispielsweise sehr genauen Einfluss auf unsere Business Intelligence nehmen. Bald ist es sogar möglich unser gedrucktes Werbemittel genauso zu editieren und messen wie jedes Online-Werbemittel.

Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Derzeit gibt es keine Mitbewerber, die ein solches System anbieten. Online gibt es mehrere Anbieter die solche Retargeting- oder Empfehlungsansätze verfolgen. Dabei handelt es sich um eine Empfehlungssoftware, die Käufern bspw. während dem Surfen im Online-Shop, beim Bezahlvorgang oder in Form von Newslettern individuelle Angebote präsentieren. Wir machen im Prinzip das Gleiche, nur nicht online sondern in gedruckter Form.

Anbieter für Fremdbeilagen, die man bisher aus den Paketen kennt, verfolgen einen etwas anderen Ansatz. Hier wird standardmäßig fremde Werbung ungezielt im Paket platziert. Aufgrund der geringen Zielgruppenübereinstimmung wird diese Art der Beileger oft ungelesen weggeworfen – das haben Sie sicher schon einmal selbst gemacht.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Wir haben vor kurzem unseren Vertrieb gestärkt und wollen noch näher am Kunden entwickeln und schnell eine solide Basis an Online-Versandhändlern für Target Packaging gewinnen. Aktuell drucken wir ca. 20.000 individueller Beileger pro Monat. Bis Mitte nächsten Jahres wollen wir diese Leistung um mindestens 200% steigern.

Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Online-Versandhändler setzen unser System ein um ihre Kunden zu binden und Umsätze zu steigern. Dafür verlangen wir eine monatliche Gebühr, abhängig von der Versandleistung. Zusätzlich verkaufen wir gezielte Plätze in den Beilegern an Fremdwerber. Hier rechnen wir pro erreichtem Zielkunden ab.
Die genaue Skalierungsstrategie haben wir noch nicht final festgelegt.

Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Der westeuropäische E-Commerce Markt ist für uns mittelfristig der wichtigste. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf mittlere bis große Online-Versandhändler. Langfristig ist auch der US-Amerikanische Markt sehr interessant. Mit der Möglichkeit Fremdwerbung gezielt einzubinden, sprechen wir zusätzlich alle Werbetreibenden mit Endkundenorientierung an.

Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Wir werden unser Entwicklungs- und Vertriebsteam stark vergrößern und die Reichweite unserer Beileger in den nächsten zwölf Monaten verzehnfachen. Mit dem größeren Entwicklungsteam können wir besser auf die Bedürfnisse unserer Kunden und die Nachfrage an Target Packaging eingehen.

Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews

Zur Person:
Dominik Romer hat parallel zum Abitur eine Werbeagentur im Allgäu gegründet. Durch das Studium der Druck- und Medientechnik in München konnte er sein Wissen im Bereich Digitaldruck und Werbemittelproduktion erweitern. Anfang 2014 folgte die Idee zu adnymics sowie Gründung im September 2014.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.