Milestones verpasst

Delivery Hero und Co. lassen Food Express einfach fallen

Ziemlich überraschender Abgang vom Delivery Hero bei Food Express. "Der dadurch auftretende Liquiditäts-Engpass zwingt uns nun, einen Insolvenzantrag zu stellen", berichten Benjamin Pochhammer und Maximilian von Waldenfels, die Macher von Food Express.
Delivery Hero und Co. lassen Food Express einfach fallen
Montag, 9. November 2015VonAlexander Hüsing

“Im Oktober haben wir eine sehr hohe Marke – Vervierfachung der Auslieferungen – verfehlt. Ein wichtiger Gesellschafter ist daraufhin ausgestiegen, will sich nicht an weiteren Kapitalmaßnahmen beteiligen. Der dadurch auftretende Liquiditäts-Engpass zwingt uns nun, einen Insolvenzantrag zu stellen”, berichten Benjamin Pochhammer und Maximilian von Waldenfels, die Macher von Food Express im einem Interview in ihrem Unternehmensblog.

Der wichtige Gesellschafter, den die Berliner nicht nennen, ist ohne Frage Delivery Hero, seit Anfang des Jahres beim Start-up an Bord – siehe “Delivery Hero steigt beim Delivery Service MyLorry ein“. Der abrupte Ausstieg des bekannten und erfolgreichen Lieferdienstvermittlers, der 28 % an Food Express hält, klingt extrem unschön, auch wenn sich die samwersche Beteiligung dabei ganz offensichtlich vertragskonform verhalten hat. Wobei aber wohl auch die anderen Anteilseigner Food Express keine weiteren Mittel zur Verfügung stellen wollten. Einen faden Beigeschmack bekommt die Aktion, weil Delivery Hero kürzlich mit Valk Fleet selbst ein Logistik-Unternehmen ausgegründet hat. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

“Das hätte ich in der Tat von einer Partnerschaft mit einem Gesellschafter nicht erwartet. Es hat einen Beigeschmack. Wir wollten gemeinsam einen Markt erobern. Nun werden wir plötzlich brutal fallen gelassen. Dabei waren wir sehr erfolgreich. Wir haben bewiesen, dass wir wachsendes Geschäft aufbauen können”, heißt es in besagtem Interview mit den Food Express-Machern. Delivery Hero starte nun einen fast identischen Logistik-Service mit einer hundertprozentigen Tochter. Ein solches Verhalten findet von Waldenfels “höchst zweifelhaft”. Er führt weiter aus: “Wenn uns rechtzeitig ein Warnsignal gegeben worden wäre, hätten wir uns auf die Situation vorbereiten und einen Weg ohne Delivery Hero suchen können. So kam die Ankündigung extrem knapp und ließ uns keine Chance, einen Ausweg zu finden”.

Nun muss das Food Express-Team schnell einen neuen, strategischen Investor finden. Der wichtigste größten Assets des Unternehmens sind die IT und die unzähligen Fahrer in ganz Deutschland. Food Express liefert die Speisen von Gastronomen, die keinen eigenen Lieferdienst haben, bis an die Haustür der Besteller. Das Unternehmen beschäftigt bundesweit rund 1.300 Mitarbeiter (vor allem Fahrer), 350 arbeiten allein in Berlin für das Start-up. Ohne Delivery Hero als wichtigen Kunden, der das Unternehmen in den vergangenen Monaten massiv mit Aufträgen versorgte, fehlt Food Express aber eine wichtige Geschäftsgrundlage.

Passend zum Thema: “100 % Food Express – 0 % Same Day Delivery

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.