Koop mit airbnb

Telekom fällt ihrem Investment 9flats in den Rücken

Schön für airbnb: Die Deutsche Telekom kooperiert mit dem Zimmervermittler. Bitter für 9flats.com, den die Telekom ist über ihren Venture-Ableger T-Venture Investor bei 9flats.com. Man kann sich als Start-up schöne Dinge vorstellen, als so vom eigenen Investor brüskiert zu werden.
Telekom fällt ihrem Investment 9flats in den Rücken
Donnerstag, 26. Februar 2015VonAlexander Hüsing

Über einige Ankündigungen kann man sich nur wundern, massiv wundern. Etwa bei dieser: “Airbnb und die Deutsche Telekom geben heute ihre Partnerschaft bekannt. Die App von Airbnb wird auf allen Android-Geräten vorinstalliert, die ab Frühjahr von der Deutschen Telekom verkauft werden. Die Promotions in den einzelnen Ländern starten ebenfalls im Frühjahr”. Klingt cool für airbnb, das in Deutschland bereits mit dem Medienhaus Springer verbandelt ist. Aber Moment mal! Die Deutsche Telekom ist doch auch Investor beim direkten airbnb-Konkurrenten 9flats.com – und zwar seit 2012. T-Venture, der Beteiligungsableger der Deutschen Telekom, pumpte damals einen Millionenbetrag in das junge Unternehmen.

“Airbnb ist ein Pionier und Vorreiter der Sharing Economy. Die Idee des Teilens spiegelt perfekt unser Markenversprechen ‘Erleben, was verbindet’ wider”, sagt Niek Jan van Damme, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom und verantwortlich für Innovation im Konzern. “Die Telekom setzt mit der Airbnb-Partnerschaft den eigenen strategischen Anspruch fort, Innovationen auch über Kooperationen zu verfolgen (‘Mit Partnern gewinnen’)”, teilt das Unternehmen weiter mit. Künftig ist airbnb deswegen auf allen Android-Geräten vorinstalliert, die ab Frühjahr über die Telekom verkauft werden. Wenn sie sich die Telekom-Kunden dann bei airbnb registrieren, erhalten sie zudem einen Gutschein in Höhe von 30 Euro.

Über solch eine Kooperation hätte man sich bei 9flats.com, dass nach dem Ausstieg von Gründer Stephan Uhrenbacher von Roman Bach geführt wird, sicherlich auch gefreut. Verständlich, dass sich die Hanseaten nicht zur Kooperation ihres Investors äußern wollen. Wenn der eigene Investor einem aber so in den Rücken fällt, sollten hinter den Kulissen jetzt ordentlich die Fetzen fliegen. Zumal die Telekom die Kooperation mit airbnb auch auf andere Länder ausweiten will.

Und so klang es, als die Telekom über T-Venture vor einigen Jahren bei 9flats.com eingestiegen ist: “Dank der Investition nehmen wir bereits in einem frühen Stadium an innovativen Peer-to-Peer-Netzwerken wie 9flats teil und verbessern unsere Wettbewerbsposition weiter. Wir freuen uns, bei diesem Projekt mit T-Venture zusammenzuarbeiten”, sagte Martin Enderle, damals Chef der Scout24-Gruppe und Senior Vice President Digital Services bei der Deutsche Telekom und inzwischen nicht mehr an Bord. Die Scout24, bei der die Telekom als Mehrheitsgesellschafter ausgestiegen ist, spielte beim Einstieg von T-Venture bei 9flats.com eine große Rolle, von einer “strategischen Partnerschaft mit ImmobilienScout24” war damals die Rede. Der Immobilienmarktplatz sollte “seine Online-Marketing-Kompetenz und sein Know-how beim Aufbau digitaler Geschäfte” in die neue Beteiligung einbringen. Aber so ist das bei Investoren, deren Strategie sich massiv ändert. Die eigenen Beteiligungen sollte man aber trotzdem nicht auf so eine Weise brüskieren.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.