Gastbeitrag von Thomas Keup

Anders als andere: Mein Pitch für Peter Thiel

"Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht." Diese alte Regel gilt auch im Start-up-Business - gelebt von vielen VCs und CEOs - auch in Berlin. Sie machen das, wovor der bekannte Investor Peter Thiel warnt. Das, was (fast) alle machen. Thomas Keup pitcht - für Peter Thiel.
Anders als andere: Mein Pitch für Peter Thiel
Donnerstag, 29. Januar 2015VonTeam

“Wollt Ihr Wettbewerb? Macht ein Restaurant auf! Das funktioniert auch nicht.” Peter Thiel teilt beim Lunch-Talk in Berlin kräftig aus. Vor der Startup-Szene bürstet er kräftig gegen den Strich: Das Modell Rocket Internet? Für den Frühinvestor von PayPal (1998) und Facebook (2004) “nicht die Art von Firma, in die ich investieren würde.”

Thiel: “Konkurrenz ist was für Verlierer”

Der Wirtschaftsliberale und Philosoph predigt das Monopol – statt durch Konkurrenz Werte zu vernichten: “Glückliche Firmen haben keine große Konkurrenz. Sie unterscheiden sich in hohem Maße von allen anderen. Sie haben eine einzigartige Mission”, pointiert der leidenschaftliche Schachspieler auf Einladung des HIIG in der Berliner Kalkscheune – auf Deutsch.

Peter Thiel steht für einen vertikalen, intensiven Fortschritt durch Technologien, mit denen man neue Dinge macht. Die Alternative ist eine horizontale, extensive Globalisierung, die durch Kopieren existiert. Die beiden Meta-Trends haben für den Querdenker nicht viel miteinander zu tun. Stellt sich die Frage: Welches Modell wird im Berliner Startup-Eco-System gelebt?

Gegensätze: Kapitalismus oder Konkurrenz?

Nur eines von 10 Unternehmen erreicht jemals nachhaltiges, profitables Wachstum, weiß die Loyalitätsforschung von Bain & Company. Die Folge: Zahlreiche Investment Manager suchen eher sichere Anlagen durch etablierte Geschäftsmodelle und minimalen Einsatz. Lieber “den Spatz in der Hand” ist durchaus auch in Berlin die Losung des Tages.

Hat man die “Taube auf dem Dach” fliegen lassen, füttert man seinen Piepmatz – in der Hoffnung, dass vielleicht doch noch ein Raubvogel daraus werden können sollen müsste. Konsequenz: Man verbrennt Jahr für Jahr grössere Summen – in der Series-D-Finanzierung im Schnitt 13,4 Millionen Euro pro Jahr. Das meint Peter Thiel mit Konkurrenz und Werte vernichten.

Die Alternative: Anders, als alle anderen.

Was in den Genen vieler Start-ups verankert ist, wird in Vermarktung und Kommunikation mit Kunden, Partnern und den Medien nicht besser. “Vorne hui, hinten pfui”, könnte man die Policy pointieren: 78 % des Marketing-Budgets gehen in Search und Display – für Kommunikation bleiben 15 % in E-Mail-Marketing und 3 % in Social Media. Konkurrenz statt Kooperation.

Ex-IBM-Chefvisionär Gunther Dueck fokussiert auf dem Unternehmertum-Kongress auf gleicher Bühne in der Berliner Kalkscheune gut zwei Monate zuvor, worauf es wirklich ankommt: “Ist es neu, oder ist es sicher?” Der Mathematiker und Philosoph spitzt zu: 97 % aller Innovationen werden von einem einzelnen Unternehmer getrieben – von der Idee bis zur Umsetzung.

Die Welt ein Stückchen besser machen.

Innovationen haben etwas mit Herzblut zu tun, etwas Neues zu tun. Und die meisten von ihnen überleben mehr schlecht als recht. Gunther Dueck bestätigt die in den USA gelebte Formel: Nur 10 % rechnen sich – sorgen aber für den 10-fachen Erfolgsfaktor. Tech-Companies wie Apple, Facebook, Microsoft oder Google gehören dazu – inkl. Peter Thiel und die “PayPal-Maffia”.

Was haben Peter Thiel und seine Freunde anders gemacht, als andere? Thiel hat es beim Lunch-Talk in Berlin gesagt: vertikaler, intensiver Fortschritt durch Technologie. Heißt: Man nehme eine bestehende Möglichkeit und entwickle sie weiter: wie Apple mit der Xerox GUI, Microsoft mit IBM DOS, Google mit Alta Vistas Relevance Rank oder Facebook mit MySpace.

Marketing? Wie schlecht ist das denn?

Was heißt das für mich und die professionelle Kommunikation für Kunden, Partner und Medien? Man nehme etwas, das nützlich ist und entwickle es weiter – mit Hilfe von Technologien. Für Kommunikation heißt das, den Vertrauensbildungsprozess mit IT zu ermöglichen. Und das ist aus meiner Sicht gar nicht so schwer, wie es vielleicht klingt.

Heute beherrschen Outbound und Performance, Conversion und Retention das Online Marketing. Costumer Life Cycle, Effizienz und Short Term dominieren das VC-Reporting. Doch das Leben ist nicht Reklame, sondern Kommunikation. In den Relations gelten Inbound und Permission, Relevance und Reputation,Trust, Effektivity und Long Term als entscheidend.

Alles eine Frage des goldenen Käfigs?

Für CEOs (nicht nur) in Berliner Startups heißt das aus meiner Sicht, ihr bestehendes Marketing zu erweitern und zu komplettieren, denn zwischen Online Marketing und Online Support stehen die Online Relations – jene kaum beachtete Rubrik, die Costumer Relations ausmacht. Unterm Strich geht es um ein Ziel: Bekommen Investoren ihren Einsatz verzinst zurück – oder nicht?

Für mich als (Co-)Founder, CEO oder CFO, als Investment Director wie als Fonds Manager wäre es unbefriedigend zu wissen, nicht alles unternommen zu haben, was wirklich möglich ist. Vielleicht ist das aber nur eine Sicht Weniger – von Menschen, die irgendwann ihren goldenen Käfig verlassen haben: als Unternehmer, als Techis im Herzen, wie Peter Thiel.

Zur Person
Thomas Keup ist ein führender Costumer Relations Spezialist für Digital Startups im Wachstum. Mit dem von ihm aufgebauten Startup Service SPREEFACTORY gewinnen Online Marketer, Produkt Manager und PR-Kollegen den Wettbewerb um Customer Attraction, Conversion- und Rentention Rate sowie Recommendations. Der Berliner Kommunikationsexperte berät zur Ausrichtung, begleitet die Konzeption und betreut die Umsetzung der Kommunikation mit Kunden, Partnern und Medien von Tech-Companies. Zu den Schwerpunkten des Co-Founders des Berliner FinTech-Stammtisches und der pitchfreunde gehören CRM-Strategien, Content-Marketing sowie Social Business Konzepte.