wywy schaltet seine App ab

“Wir konzentrieren uns auf das B2B-Geschäft”

"Die ursprüngliche Idee, TV-Zuschauer auf dem Second Screen zu erreichen, war richtig. Während der Werbepause wird auf den Second Screen geschaut und nicht auf die Fernsehwerbung", sagt Andreas Schroeter, Gründer von wywy. Dennoch schaltet das Start-up seine Social-TV-App nun ab.
“Wir konzentrieren uns auf das B2B-Geschäft”
Donnerstag, 4. Dezember 2014VonAlexander Hüsing

Totale Kehrtwende bei wywy: Das junge Unternehmen schaltet seine Social-TV-App, einst die Grundlage des Unternehmens komplett ab. Eine Entwicklung, die sich schon länger abzeichnete – immerhin positionierte sich wywy zuletzt schon stärker als Dienstleister. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Andreas Schroeter, Gründer des Unternehmens, über die Konzentration auf das B2B-Geschäft, die Echtzeit-Erkennung von TV-Werbung und Hashtag als Standard zur Partizipation.

wywy, unser Startup des Jahres 2012, war einmal eine Social-TV-App. Nun wird diese App zum 12. Dezember abgeschaltet. Ist wywy damit gescheitert?
Wir haben die Entscheidung getroffen, uns auf das B2B-Geschäft zu konzentrieren. Die ursprüngliche Idee, TV-Zuschauer auf dem Second Screen zu erreichen, war richtig. Die TV-Werbetreibenden spüren, dass das parallele Surfen auf dem Second Screen eine fundamentale Änderung des Zuschauerverhaltens nach sich zieht – insbesondere während der Werbepause wird auf den Second Screen geschaut und nicht auf die Fernsehwerbung.

Klingt doch gut. Was ist dann das Problem?
Die Nutzer sind nicht in einer Social TV-App unterwegs, sondern lesen Nachrichten, checken Facebook oder nutzen Spiele-Apps. Wir helfen den Werbetreibenden, die Second Screener genau dort zu erreichen, indem wir unsere Echtzeit-Erkennung von TV-Werbung mit dem Echtzeit-Einkauf von Online-Werbung kombinieren und somit TV- und Online-Werbung synchronisieren.

Was genau ist wywy dann heute: Ein Ad-Tech-Start-up?
Ja. Wir helfen den Agenturen und TV-Werbetreibenden, die richtige Second Screen-Strategie zu entwickeln und umzusetzen. Das fängt bei synchronisierter Werbung an, beinhaltet aber auch synchronisierte Homepages, damit das im TV beworbene Produkt auch sofort gefunden werden. Immer wichtiger wird auch die Messbarkeit von TV-Werbung: Wir helfen mit unserem TV Analytics-Produkt zu verstehen, welcher Kanal, welche Uhrzeit, welcher Wochentag etc. am besten konvertiert. Der nächste Schritt, den wir gerade umsetzen, ist Programmatic TV Buying, also der optimierte Einkauf von TV-Werbeplätzen auf Basis von TV Analytics.

Neben wywy gab es eine ganze Reihe weiterer Social-TV-Apps. Ist das Segment nun tot?
Wir glauben nach wie vor daran, dass eine senderübergreifende Social TV-App funktioniert, allerdings muss man Millionen Zuschauer sehr günstig zum Runterladen und Mitmachen zu bewegen. Dazu bräuchte man einen starken Partner aus dem TV-Umfeld, wir können das als Start-up nicht alleine stemmen.

Diese Partner dürften aber kein Interesse haben, eine wirklich senderübergreifende Social TV-App zu stemmen. Ist Twitter, Facebook und Co, somit die eigentlichen Gewinner des Socialbooms?
Twitter ist in den USA damit sehr erfolgreich, weil die TV-Sender den Hashtag als den Standard zur Partizipation akzeptiert haben. In Deutschland ist das nicht der Fall. Facebook, WhatsApp etc. können sicherlich einen Teil abgreifen, allerdings fehlt in Deutschland die tiefe Integration in Sendungen, damit die Teilnahme für alle Zuschauer super einfach wird.

Wo steht wywy in einem Jahr?
Wir sind dieses Jahr in sieben Länder expandiert. Europa und die USA decken wir jetzt ab, sicherlich werden da noch einige Länder hinzukommen. Auf Produktseite werden wir weitere Cross-Screen-Ideen zusammen mit unseren Agenturpartnern umsetzen.

Passend zum Thema: “‘Der Teufel steckt immer im Detail’ – 15 Fragen an Andreas Schroeter von wywy

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.