“Im Kunstmarkt liegt großes geschäftliches Potenzial” – Daniela Hinrichs von DEAR Photography

Künstler und Sammler zusammenbringen, ist das große Ziel von Daniela Hinrichs. Im Offlineleben wird das immer schwieriger, weil der Markt vielfach intranspartent geworden sei. Deswegen will Hinrichs die unterschiedlichen Interessengruppen mit DEAR Photography […]
“Im Kunstmarkt liegt großes geschäftliches Potenzial” – Daniela Hinrichs von DEAR Photography
Mittwoch, 5. Juni 2013VonChristina Cassala

Künstler und Sammler zusammenbringen, ist das große Ziel von Daniela Hinrichs. Im Offlineleben wird das immer schwieriger, weil der Markt vielfach intranspartent geworden sei. Deswegen will Hinrichs die unterschiedlichen Interessengruppen mit DEAR Photography (www.dearphotography.com) verbinden. Im Gründer-Kurzinterview spricht Hinrichs über den Kunstmarkt und das große wirtschaftliche Potenzial, dass dieser enthält.

Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Mich hat es sehr bewegt zu wissen, dass viele Künstler von den Verkäufen ihrer Arbeiten nicht leben können. Dazu kommt, dass die traditionelle Sammlerschicht dabei ist sich aufzulösen. Sehr gute Künstler bleiben in wachsender Zahl auf ihren Angeboten sitzen. Eine neue Lösung musste her. Auf DEAR Photography präsentieren wir deshalb ausgewählte Künstler und ihre Photographien. Wir bringen Künstler und Käufer zusammen: Es gibt einen direkten Zugang zu den Kunstwerken, es erfolgt keine verdeckte Kunstberatung, keine künstliche Verknappung oder Zuteilung an interessierte Käufer wie es oft der Fall ist. Weil das Angebot zeitlich und örtlich unabhängig ist, sprechen wir weltweit neue Käufergruppen und Sammler an. Wirtschaftlich betrachtet liegt im Kunstmarkt großes geschäftliches Potenzial: intransparent und milliardenschwer. Das Internet bricht die alten Strukturen auf und relativiert die Position von Gatekeepern.

Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Tatsächlich minimal und nur in einem Punkt. Für Künstler ist es wichtig, dass Kuratoren ihre Arbeiten sehen und entdecken. Das erhöht die Chance, dass eines ihrer Werke in einer Ausstellung gezeigt wird. Am Anfang hatte ich diesem Aspekt eine eigene Kategorie gewidmet und es schlussendlich doch anders umgesetzt. DEAR Photography positioniert sich als disruptives Model zu den Galerien. Das ist geblieben.

Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Wir sind die ersten Anbieter im Kunstmarkt weltweit, die ihren Kunden eine kostenlose Augmented Realtiy App bieten, mit der Kunstwerke in Originalgröße an der ausgewählten Wand angezeigt werden. Und im Gegensatz zum Sekundärmarkt, der vielen in Form von Auktionen bekannt ist, arbeiten wir direkt mit dem Künstler zusammen. Wir zeigen hochwertige Arbeiten, die als Unikate oder exklusive limitierte Editionen erhältlich sind. Künstler und Angebote sind kuratiert, nicht jeder Künstler kann seine Arbeiten auf DEAR Photography zeigen. Wir unterscheiden uns damit von allen Online Angeboten, die entweder hohe Editionen verkaufen oder nur Kunstwerke im Auftrag von Galerien anbieten, die nicht Verkauftes aus Lagern präsentieren, die einen wissenschaftlichen Ansatz verfolgen oder wo jeder der sich als Künstler versteht seine Arbeiten hochladen kann.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Die Aufgabe von Dear Photography ist es Kunstinteressierte durch die Omnipräsenz von Fotografie zu navigieren und zu helfen qualitativ hochwertige Inhalte schneller zu entdecken. Wir haben es ‚geschafft’, wenn wir aufgrund von dearphotography.com Bilder verkaufen.

Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Im Gegensatz zu den branchenüblichen 50% erhält der Künstler bei uns mit jedem Verkauf 70% vom Verkaufspreis. Da wir im High-end Markt positioniert sind, sind 30% eine sehr gute Marge. Dem gegenüber steht eine sehr schlanke Kostenstruktur, kombiniert mit einer hohen Reichweite und einem internationalen Netzwerk. Momentan sind Werke mit einem Wert von insgesamt 900.000 Euro auf DEAR Photography vertreten. Mit jedem Verkauf verdienen wir gutes Geld.

Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Die für den Kunstmarkt wichtigsten Länder wie USA, China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland erreichen wir schon heute, das zeigen uns die Besucherströme. Aber auch aus Japan, Russland, Indien und Brasilien gibt es Interesse.

Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
DEAR Photography hat sich beim Kunstkauf etabliert.

Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews

Zur Person:
Daniela Hinrichs ist Unternehmerin, Kommunikationsspezialistin, Business Angel und bekannte Sammlerin zeitgenössischer Fotografie. Neben der Geschäftsführung von Yellowdine Ventures, ihrer eigenen Investmentgesellschaft, kombiniert Daniela Hinrichs (ehemals XING) mit ihrem jüngsten Unternehmen DEAR Photography, dem neuen Online-Handel für Fotografie.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.