Wingman hilft bei der Suche nach dem Flügelmann, der beim Flirten unterstützt

Wingman (www.play.google.com) ist ein standortbasierter Matchingdienst auf Basis einer Android-App, der es männlichen Nachteulen erleichtern soll, das weibliche Geschlecht anzusprechen. Dazu lässt sich ein “Notruf” absetzen, der an alle verfügbaren “Flügelleute” in der […]
Wingman hilft bei der Suche nach dem Flügelmann, der beim Flirten unterstützt
Dienstag, 29. Januar 2013VonThorsten Panknin

Wingman (www.play.google.com) ist ein standortbasierter Matchingdienst auf Basis einer Android-App, der es männlichen Nachteulen erleichtern soll, das weibliche Geschlecht anzusprechen. Dazu lässt sich ein “Notruf” absetzen, der an alle verfügbaren “Flügelleute” in der Umgebung gesendet wird. Passen Anforderungen und Fähigkeiten zusammen, trifft sich das Duo in einer Bar und der Einsatz beginnt : Vermitteltes Flirtwissen und Auftreten geben wesentliche Impulse bei der Kontaktanbahnung. Erfolgreiche Wingmen können sich darüberhinaus für Ihre Dienste bezahlen lassen.

Im Film “Hitch – Der Date Doktor” von 2005 spielt Will Smith einen Heiratsvermittler, der mit Hilfe seiner Flirt-Tipps und Kontakte so gut wie jeden Mann “unter die Haube bringen” kann. Bei der Android-App “Wingman” geht es nicht zwangsweise gleich ums Heiraten, allerdings will die App doch einsame Streiter im Nachtleben unterstützen. Ein Wingman – zu Deutsch “Flügelmann” – unterstützt bei der Luftwaffe einen anderen Piloten im Kampf. Inzwischen hat sich der Begriff, vermutlich auch durch die Fernsehserie “How I met Your Mother”, gleichermaßen für das Nachtleben etabliert, wo ein Wingman durch sein Aussehen und seine Art die Ansprache des weiblichen Geschlechts erleichtert.

Wie funktionieren die “Rekrutierung” sowie das Geschäftsmodell?

Nach Installation der englischsprachigen App begibt sich der Nutzer in sein Profil und fügt Daten wie Name, Alter, Motto, bevorzugte Bars und die Art der gewünschten Unterstützung ein. Zusätzlich gibt es einen Kartenbereich, in dem der eigene Standort ersichtlich ist. Im Hauptbildschirm zurück, befindet sich am oberen Rand ein großer Button, mit dem Unterstützung angefordert werden kann. Wingmen in der Umgebung erhalten dann eine Push-Nachricht und können sich das Profil des Hilfesuchenden anschauen. Scheint es zu passen, tauschen sich beide Parteien per Chatnachrichten aus und treffen sich letztendlich dann zum “Einsatz”. Jetzt könnte man sich fragen, wo da ein Geschäftsmodell für den Wingman-Macher Marius Krämer drin ist? Ähnlich wie Smith in “Hitch Der Date Doktor”, können sich Wingmen für Ihre Unterstützung bezahlen lassen. was über Paypal abgewickelt wird, Krämer erhält als Provision 10 Prozent des ausgemachten Betrages. In Zukunft wird es zusätzlich eine Partnerschaft mit Datingexperten geben.

Inzwischen ist es möglich Wingmen zu bewerten, so dass sich daraus städteabhängige Toplisten ergeben werden. Frei nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage werden sich die Preise der erfolgreichsten Wingmen oder -women vermutlich dynamisch anpassen. International hat die App 1000 Wingmen in verschiedenen Städte in den USA, Brasilien und Deutschland angezogen, in Berlin tummeln sich aktuell etwa 70 Nutzer. Wingman ist die erste Umsetzung eines Konzepts, das später auch für andere Nischen genutzt werden könnte.

Sind Frauen die besseren Wing(wo)men?

Obwohl der Name dies suggeriert, muss ein Wingman nicht zwangsweise männlich sein, Appentwickler Marius Krämer hält Frauen sogar für die besseren Flügelleute und erklärt: “Wingwomen können uns nicht nur Tipps aus der weiblichen Perspektive geben, sie bringen auch Social Proof mit. Mit einer attraktiven Dame an der Seite sehen andere Frauen, dass wir nicht nur cool zum abhängen sind, sondern auch normale Gespräche mit einer Frau ohne Hintergedanken führen können.”

Kritik an der Herangehensweise von Investoren

Die App wird von Krämer in Berlin entwickelt, der nach einem Studienaufenthalt in Australien seit ein paar Monaten wieder in Deutschland ist. Seit Anfang November 2012 befindet sich Wingman in der offenen Betaphase. Nach dem Verkauf der eigenen App MateWire, finanziert der Macher die Entwicklung von Wingman aus eigener Tasche, sucht allerdings Investoren. Krämer fiel während seiner bisherigen Suche anscheinend ein Schema auf, das er für negativ hält. Er erklärt: “Nach 3 Monaten in Berlin, angeblich dem besten Start-up-Ökosystem Europas, war ich ein wenig überrascht von der konservativen Einstellung Berliner Investoren. Ich wurde zu Wingman immer nach Analogien zu bestehenden Start-ups gefragt. Die Sache ist, dass Wingman etwas komplett Neues ist, und für komplett neue Sachen gibt es nunmal selten Analogien. Deswegen lieben und züchten Investoren die ganzen Copycats hoch, weil man dort einfach die Zahlen bestehender Business-Models zum Vergleich nehmen kann. Dadurch, dass diese dann das ganze verfügbare Kapital aufsaugen, wird jedoch leider Innovation auch gleich im Keim erstickt. Zum Glück werden deswegen aber Investoren, die auf Trends aufspringen, auch nicht das nächste große Ding erwischen, sondern welche, die die Fähigkeit haben neuartige Muster zu erkennen.” Krämers Lösungsidee besteht darin, langfristig einen eigenen Inkubator aufzubauen, der sich auf “bescheuerte und abgedrehte” Ideen konzentrieren wird.

Aus Film und Fernsehen ist das Prinzip des Flügelmanns wahrscheinlich den meisten bekannt – vielleicht ist der eine oder andere auch schon mit Freund oder Freundin losgezogen, um die eigene Schüchternheit vor dem Ansprechen des weiblichen Geschlechts zu überwinden. Wingman möchte es ermöglichen, daraus ein Geschäftsmodell zu machen, es bleibt abzuwarten, ob das gelingt.

Thorsten Panknin

Kommt beruflich aus den Bereichen der Mediengestaltung und der Betreuung demenziell erkrankter Menschen. Seit Ende 2012 ist er freier Journalist mit dem Schwerpunkt Start-ups, interessiert sich aber auch für E-Reading und Open Source.