Erdbeeren aus dem Drucker – Ist 3D-Printing die neue In-Branche für Start-ups?

Erdbeeren aus dem Drucker – Ist 3D-Printing die neue In-Branche für Start-ups? – Gastbeitrag von Tilo Bonow (siehe links), Gründer und Geschäftsführer der Berliner Kommunikationsagentur piâbo. Am Montag wurde auf der DLD, der […]

Erdbeeren aus dem Drucker – Ist 3D-Printing die neue In-Branche für Start-ups? – Gastbeitrag von Tilo Bonow (siehe links), Gründer und Geschäftsführer der Berliner Kommunikationsagentur piâbo.

Am Montag wurde auf der DLD, der Konferenz für Digital, Life und Design, in München über die Zukunft des 3D-Druckens gesprochen. Wie vielfältig diese Technologie schon jetzt eingesetzt wird, ist faszinierend. Die Zukunft des 3D-Printings bietet erstaunliche Möglichkeiten – auch für Neugründungen. Am Panel beteiligten sich vier Experten aus verschiedenen Bereichen des 3D-Printing.

Nieren, Ringe, Design-Bieröffner: Einsatzgebiete des 3D-Druckers

Ingo Ederer von der Schweizer Firma voxeljet druckt seit fast 15 Jahren 3D-Module für die Industrie. Beispielsweise sei bei der Herstellung limitierter Autoserien oder Prototypen seine Expertise gefragt, erklärt er auf der DLD. „3D-Printing wird schon jetzt in der Industrie verwendet – wir bekommen davon nur nichts mit”, so Ederer.

Peter Weijmarshausen, CEO von Shapeways, konzentriert sich mit seinem Unternehmen auf die Seite der Endnutzer. Der Fokus bei Shapeways liegt auf selbstgestalteten Designprodukten, Schmuck und Alltagsgegenständen aus Materialien wie Plastik, Silber, Stahl oder sogar Keramik.

Anders als bei Shapeways gibt es bei Ultimaker den 3D-Drucker für das Eigenheim. Erik de Bruijn, Mitgründer des Unternehmens, und seine Kollegen bieten diesen für 700 Euro an.

Schließlich findet der 3D-Druck auch in der Medizin Anwendung: Auf der TED 2011 wurde live auf der Bühne eine Niere ausgedruckt, das Video dazu hier. Pablos Holman berät das 3D-Printing Unternehmen Makerbot, das unter anderem auch im medizinischen Bereich tätig ist. Makerbot stellt mithilfe von Scans und dem 3D-Printing originalgroße Modelle von Gehirnanorismen und dem umliegenden Gewebe her, die den Chirurgen schwierige Operationen erleichtern.

Wie 3D-Print die Wirtschaft verändern könnte

Doch wird nun mit dem 3D-Drucker jeder zum Erzeuger seiner eigenen Schuhe? Definitiv nicht, meint Ederer. Allerdings wird beispielsweise die Herstellung von Prototypen mit 3D-Druckern sehr viel einfacher, davon profitieren große Unternehmen, die neue Produkte testen wollen; ebenso kleine, die nicht über die nötigen Mittel verfügen, die Produktion von Einzelteilen auszulagern. Auch die Ersatzteillager schrumpfen beim Einsatz von 3D-Druckern. Wenn beispielsweise in einer Kfz-Werkstätte rare Autoteile direkt ausgedruckt werden können, lassen sich lange Lieferzeiten und große Lagerräume vermeiden.

Die neue In-Branche für Start-ups?

Peter Weijmarshausen geht sogar davon aus, dass mit dem 3D-Druck eine völlig neue Branche entsteht, die den Arbeitsmarkt revolutioniert. Ihm zufolge wird die 3D-Printing-Branche – wie das Internet – Launchpad für tausende neue Unternehmen sein. Ein nächstes El Dorado für Start-ups also? Weijmarshausen betont, dass mit 3D-Print-Technologien ein großer Teil der Unternehmensorganisation wegfiele: Das Finden eines Produzenten für gewagte Produkte, die Auslagerung der Herstellung nach Asien, die Herstellung von großen Mengen für ein lohnendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Tausende von Jobs, die bisher ausgelagert wurden, könnten wieder einfach und kostengünstig im eigenen Unternehmen und somit auch im eigenen Land übernommen werden. Auch neue Jobs und Unternehmensmodelle würden so entstehen.

Dazu wird vor allem auch die 3D-Software-Programmierung und die Entwicklung von neuen 3D-Scanning-Methoden Grundlage für neue Gründungen und Geschäftsideen sein, so Weijmarshausen.

Was bringt die Zukunft?

„Smoothies werden schon sehr bald mit 3D-Printern hergestellt werden können”, ist Pablos Holman überzeugt. Für alle möglichen Speisen sollten zukünftig die Drucker verwendet werden, meint Holman. Klingt nach Star Trek: Im Drucker soll dann Teilchen auf Teilchen gesetzt, Flüssigkeit eingespritzt und schließlich per Laser gekocht werden. Jede Zubereitung wäre individuell auf den Esser abgestimmt, auch die Lagerung der Lebensmittel würde viel einfacher werden. „Amerikaner werfen 40% ihrer Lebensmittel weg”, so Holman. Dieses Problem würde durch den Drucker vermieden, da die Lebensmittel erst erstellt werden, wenn sie tatsächlich gebraucht würden. Bis zur frischen Erdbeere aus dem Drucker würde es ihm zufolge allerdings noch einige Jahrzehnte dauern.

Schneller wird es bei Materialien wie Plastik, Holz oder Metall gehen. Erik de Bruijn von Ultimaker geht davon aus, dass der klassische 3D-Drucker schon in etwa fünf Jahren Einzug ins Wohnzimmer halten wird. Als Beispiel für vorbildliche Nutzung des 3D-Printers nennt de Bruijn etwa den Fall einer behinderten Frau, die sich selbst einen individuell angepassten Roboterarm ausgedruckt hat. Demokratisierte und leistbare Technologie sei ein ebenso wichtiger Aspekt für die Umsetzung neuer Ideen wie die Delokalisierung: Egal wo man ist, der 3D-Printer druckt auch eine Idee vom anderen Ende der Welt aus.

Zur Person
Tilo Bonow ist Gründer und Geschäftsführer von piâbo, der Kommunikationsagentur für die digitale Wirtschaft. Neben strategisch vernetzter PR und Social Media umfasst das Leistungsspektrum der Berliner Agentur medienübergreifende B2B- und B2C-Öffentlichkeitsarbeit und Kooperationsmanagement sowie die Entwicklung von redaktionellen Konzepten. Das Team betreut nationale und internationale Kunden aus der Internet-/IT-/Mobile- sowie Medien- und Cleantechbranche und verfügt über ein eingespieltes globales Netzwerk.