Wywy synchronisiert das TV-Signal mit dem Second-Screen

Das Münchner Unternehmen wywy (www.wywy.com) kalibriert das Fernsehprogramm mit Second-Screen-Apps, um eine sekundengenaue Interaktivität zu ermöglichen. Verschiedene Umstände sorgen beim TV des Nutzers für eine Verzögerung von 5 – 60 Sekunden, die eine […]
Wywy synchronisiert das TV-Signal mit dem Second-Screen
Dienstag, 30. Oktober 2012VonThorsten Panknin

Das Münchner Unternehmen wywy (www.wywy.com) kalibriert das Fernsehprogramm mit Second-Screen-Apps, um eine sekundengenaue Interaktivität zu ermöglichen. Verschiedene Umstände sorgen beim TV des Nutzers für eine Verzögerung von 5 – 60 Sekunden, die eine störende Wirkung entfalten können: Im Fernsehen steigt der Basketballspieler gerade zum Sprungwurf hoch, während im Second-Screen teilweise schon darüber gesprochen wird, dass der Wurf saß. So können sich Nutzer schwerlich in Echtzeit untereinander austauschen. Dabei will wywy Abhilfe schaffen und bietet seit dem 22.10. auch unter www.wywy.tv eine eigene Second-Screen-App an.

Wywy aus München verbindet das TV-Programm mit dem Second-Screen, indem es beide in Echtzeit miteinander synchronisiert. Damit bietet der Dienst TV-Sendern, Second-Screen-Anbietern, Content-Producern und der Werbewirtschaft Möglichkeiten der zeitnahen Interaktivität mit dem Nutzer. Es bestehen, je nach Übertragungsart und verwendeter Hardware, Verzögerungen beim tatsächlichen Empfang des Fernsehsignals, was ärgerliche Folgen nachsichziehen kann: es ist ungünstig, wenn bei einigen Nutzern auf dem Second-Screen schon die Antwort auf eine Quizfrage zu sehen ist, obwohl die Frage im Fernsehen durch die Verzögerung noch nicht gestellt wurde. Um die angestrebte Synchronisierung zu erreichen, bedient wywy sich einer Technik namens “Automatic-Content-Recognition“ (ACR, “Automatische Inhalte-Erkennung“), um herauszufinden, welches Fernsehprogramm der Nutzer gerade schaut und wie groß die Verzögerung ist.

Die Technik ist dabei gar nicht so neu: wywy greift über eine Satellitenschüssel die Fernsehprogramme direkt am Satelliten ab, sendet sie per Glasfaser an ihre eigenen Server und überwacht sie, der Vorgang wird passend “Media Monitoring“ genannt. Mithilfe eines etwa 3-sekündigen Audiomitschnitts erkennt der Dienst den beim Nutzer gerade laufenden Sender, setzt einen digitalen Fingerprint und errechnet zusätzlich die Latenz. Dieser Latenzwert bildet die Grundlage für die letztliche Synchronisation zwischen TV und App.

Erfahrung gegen Geld: wywy kauft israelische Firma auf

Nachdem wywy im März 2012 von Dr. Andreas Schroeter und Tobias Schmidt gegründet worden war, übernahmen sie die israelische Firma Idioma, die bereits langjährige Erfahrung im Geschäft des Media-Monitoring hatte. Der bestehende Investor Cipio kam mit und erhöhte die Finanzierung sogar noch, Deutsche Start-ups berichtete über die Partnerschaft. [https://www.deutsche-startups.de/2012/07/13/wywy-cipio-partners/]). Schroeter erläutert den Zusammenhang zwischen Idiomas Erfahrung und dem eigenen Dienst: “Da unsere Lösung auf einem ACR-System basiert, das bereits seit über 10 Jahren international im Einsatz ist, ist sie robust und skalierbar. Aus Sicht des Kunden wird keine Extra-Hardware, keine Überarbeitung der Inhalte mit Wasserzeichen oder ähnliches benötigt – der Kunde kann mit dem bestehenden Setup sofort loslegen.” Die Technologie bietet wywy Geschäftskunden als Whitelabel-Lösung an und steht für Deutschland und Europa bereit, der Betrieb mit ersten Pilotkunden ist bereits in vollem Gange. In Richtung Amerika soll es dann im ersten Quartal 2013 gehen, Schroeter bemerkt zur regionalen Lage: “Der Markt [für ACR] ist in Deutschland noch sehr klein, in den USA ist hingegen viel los.”

Mitbewerber finden sich hauptsächlich in den USA. Dort gibt es zum Beispiel civolution (www.civolution.com), Intrasonics (www.intrasonics.com/acr.html) und Flingo (www.flingo.tv), die auch digitales Fingerprinting und Synchronisation auf dem Second-Screen anbieten. Wywy will sich durch die 10-jährige Erfahrung im Media-Monitoring und die einfache Synchronisierung absetzen: Im Gegensatz zu einigen Mitbewerber-Produkten muss nicht der gesamte Inhalt analysiert und mit einem Wasserzeichen versehen werden.

Die eigene App ist mit Grundfunktionen erschienen und wird schrittweise verbessert

Am 22.10. startete wywy unter www.wywy.tv eine eigene iPhone-App im Rahmen eines Softlaunches, die bereits Basisfunktionen mitbringt: die App erkennt das laufende Programm, ermöglicht Nutzern sich per Chat darüber auszutauschen und sich mit twitter zu verbinden. Zusätzlich ist ein Check-in-System implementiert, das Nutzer mit Punkten und Trophäen dafür belohnt, sich bei Sendungen einzuchecken. Dieser Tage wird die App aufgrund von Nutzerfeedback erneut aktualisiert und bringt zum Beispiel schnellere Sender-Erkennung, bessere Twitter-Integration und ein Feedback-Formular mit. Eine Android-App ist, laut Schroeter, bereits in Arbeit.

Wywy sorgt dafür, dass Abgleich zwischen Fernsehsignal und Second-Screen funktioniert. Dadurch können sich Nutzer zeitgleich über die gesehenen Inhalte austauschen und reagieren nicht auf verschiedene Situationen. Dieser Echtzeitfaktor ist gleichermaßen für die Werbewirtschaft wichtig, um ihre Inhalte sekundengenau und im richtigen Kontext einblenden zu können.

Thorsten Panknin

Kommt beruflich aus den Bereichen der Mediengestaltung und der Betreuung demenziell erkrankter Menschen. Seit Ende 2012 ist er freier Journalist mit dem Schwerpunkt Start-ups, interessiert sich aber auch für E-Reading und Open Source.