kindsstoff: Re-Commerce mit sozial und ökologisch verantwortlicher Babykleidung

Kinder wachsen “wie Unkraut”, was sich das Münchener Start-up kindsstoff (www.kindsstoff.de) mit seinem Re-Commerce-Geschäftsmodell seit wenigen Wochen zunutze macht: Babykleidung, die man bei dem Unternehmen gekauft hat, kann man wieder zurückgeben und bekommt […]
kindsstoff: Re-Commerce mit sozial und ökologisch verantwortlicher Babykleidung
Donnerstag, 23. August 2012VonThorsten Panknin

Kinder wachsen “wie Unkraut”, was sich das Münchener Start-up kindsstoff (www.kindsstoff.de) mit seinem Re-Commerce-Geschäftsmodell seit wenigen Wochen zunutze macht: Babykleidung, die man bei dem Unternehmen gekauft hat, kann man wieder zurückgeben und bekommt dann einen Rabatt für den nächsten Einkauf im Onlineshop. Kindsstoff setzt sich hohe ökologische und soziale Standards und produziert in Deutschland. Im weiteren Verlauf wird es unter demselben Namen kindsstoff auch eine Dependance in den USA geben.

Kaum hat man für das Kind neue Kleidung gekauft, ist es schon wieder herausgewachsen. Monierten das früher schon die eigenen Erzeuger, erfährt man es als Eltern bald schon “am eigenen Leibe”. Was soll man mit den getragenen T-Shirts und Stramplern machen, sobald der eigene Sprössling wieder einen Wachstumsschub hingelegt hat?

“Wir sind kein reiner T-Shirt-Printshop”

Das Prinzip von kindsstoff ist einfach: Kunden kaufen im Onlineshop Babykleidung, die sie später wieder zurückgeben können. Je nach Anzahl der gleichzeitig zurückgegebenen Kleidungsstücke winkt dann ein gestaffelter Rabatt auf den Folgekauf. Interessant ist, dass die Kunden drei Wochen Zeit für die Rückgabe haben, nachdem sie bereits neue Kleidung gekauft haben, dadurch kommt es zu keiner Kleidungsknappheit. Noch tragbare Textilien werden im kindsstoff-Shop gebraucht wieder angeboten, jedes dritte tragbare Kleidungsstück wird wohltätig gespendet. Was hingegen nicht mehr tragbar ist, wird zur Rohstoffgewinnung wiederverwertet und so dem Kreislauf wieder zugeführt. Sebastian Schmöger, neben Robert Rebholz ein weiterer Gründer, zum Abo-Modell: “Im Kern ist kindsstoff die konsequente Weiterentwicklung eines klassischen Abo-Modells. Mit einem Unterschied: An die Stelle einer verpflichtenden Abnahme tritt bei uns die freiwillige Bereitschaft, sich aktiv an einem Kreislauf mit ökologischen, sozialen und ökonomischen Vorteilen zu beteiligen.”

Das in München gegründete Unternehmen kindsstoff ist mit seinem Dienst seit August 2012 online und schreibt sich auf die Fahnen, gegen das Problem des schnellen Herauswachsens etwas zu tun – und das auf sozial und ökologisch vertretbare Weise. Produziert wird in Deutschland nach dem “Global Organic Textile Standard” (“GOTS”). Dieser beinhaltet klare Vorgaben, was die Herkunft, Qualität und soziale Verträglichkeit von rein biologischen Textilien angeht. Nicht nur die Faser an sich ist wichtig, sondern auch, dass an die Arbeitsbedingungen in den beteiligten Firmen gedacht wird. Für die Gestaltung der ersten Kollektion hat sich kindsstoff mit dem Designbüro “Doppeldenk” zusammengetan, das auch an Artprints für das Kinderzimmer arbeitet, um die Produktpalette zu erweitern. Durch den Direktvertrieb im Onlineshop werden die Produkte des Modelabels erschwinglich, da Händlermargen nicht einfließen.

“Der Ökotrend in der Textilindustrie ist ja nicht neu”, meint Geschäftsführer Alexander Reichhuber und fährt fort, dass “andere Marken das schon länger machen. Auf Biofaser zu setzen, schließt aber nicht zwangsweise soziale Arbeitsabläufe und -bedingungen ein.” Im Segment tummeln sich tatsächlich diverse Mitbewerber, zum Beispiel hessnatur (www.hessnatur.com), Volle Wolle (www.volle-wolle.de) oder Green Avenue (www.green-avenue.com). Kindsstoff setzt sich gegenüber diesen Konkurrenten auf dem deutschsprachigen Markt durch sein Re-Commerce-Modell ab. Mit ihrem sozialen Denken sind die Macher allerdings nicht allein, auch Green Avenue legt, zusätzlich zur ökologischen, auch auf die soziale Nachhaltigkeit Wert.

Kinder und Finanzen

Das Unternehmen ist bislang durch einen Business Angel und F&F (“Family and Friends”) finanziert, allerdings befindet sich kindsstoff gerade in Gesprächen für eine zweite Finanzierungsrunde. Reichhuber meint abschließend zur Art und Weise, wie kindsstoff geboren wurde: “Eigentlich kamen wir dazu wie die Jungfrau zum Kind.” Kindsstoff betätigt sich in einem Bereich, der durchaus reale Probleme löst – für Eltern mit Kleinkindern eigentlich eine schöne Sache.

Thorsten Panknin

Kommt beruflich aus den Bereichen der Mediengestaltung und der Betreuung demenziell erkrankter Menschen. Seit Ende 2012 ist er freier Journalist mit dem Schwerpunkt Start-ups, interessiert sich aber auch für E-Reading und Open Source.