Bei Debitos verkaufen KMUs ihre Forderungen

Für mehr Liquidität: Über Debitos (www.debitos.de), eine Börse für offene Rechnungen, können kleine und mittlere Unternehmen ihre Forderungen zum Verkauf anbieten. Firmen, die ihr Geld sofort benötigen statt das Ende der Zahlungsfristen abzuwarten, […]
Bei Debitos verkaufen KMUs ihre Forderungen
Donnerstag, 8. März 2012VonYvonne Ortmann

Für mehr Liquidität: Über Debitos (www.debitos.de), eine Börse für offene Rechnungen, können kleine und mittlere Unternehmen ihre Forderungen zum Verkauf anbieten. Firmen, die ihr Geld sofort benötigen statt das Ende der Zahlungsfristen abzuwarten, profitieren genauso wie KMUs, die bereits munter Mahnungen verschicken oder seit Jahren auf ihr Geld warten. Das Prinzip ist ähnlich wie bei eBay: Forderungen werden per Auktion, Festpreis oder einer Kombination aus beidem verkauft. Welches Potential in der Idee steckt, zeigt ein Blick in die USA.

Bei Debitos spielt die Bonität keine Rolle

Gerade für kleine Unternehmen wird es schnell problematisch, wenn mehrere Rechnungen auf sich warten lassen. Neben der akuten Geldnot wirkt sich dies auf die Bonität aus, Kredite zu bekommen wird schwierig. Bei Debitos hingegen spielt die Bonität des Geldnehmers keine Rolle. Es geht allein um den Wert der Forderung.

Das Konzept lässt sich am besten anhand von Anwendungsbeispielen erklären: So hat ein Maschinenbauer beispielsweise eine Zahlungsfrist von 180 Tagen vereinbart und muss dementsprechend lange auf sein Geld warten. Bei Debitos kann er diese „frische Forderung“ für 95 % des Wertes verkaufen und bekommt das Geld sofort.

Ein anderer Anwendungsfall ist der Selbstständige, der auch nach Ablaufen der Zahlungsfrist sein Geld nicht erhält und seine Arbeitszeit in Mahnungen und Anrufe investiert. Das kostet Geld und Nerven – sinnvoller kann es da sein, auf einen Teil des Betrages zu verzichten und die Forderung los zu sein. „Momentan halten sich die zwei Forderungsarten bei uns die Waage. Wir hoffen aber, dass der Bereich ‘frische Forderungen’ noch zulegt – das Transaktionsvolumen ist hier einfach größer als bei ausgefallenen Forderungen“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Timur Peters. Bei erfolgreichem Verkauf erhalten die Plattformbetreiber ein bis 3,5 % der Transaktionssumme.

Ziel für 2012: Transaktionsvolumen von 50 Millionen Euro

Zu den Käufergruppen zählen Factoring-Unternehmen, Inkassounternehmen, spezialisierte Fonds, Banken und Rechtsanwälte. Meist kaufen sie ganze Pakete an offenen Rechnungen. Fälle, die nicht zum Erfolg führen, werden so durch Forderungen mit positivem Ausgang ausgeglichen. Seit dem Start im Sommer 2011 hat Debitos bereits 300 Firmenkunden an Land gezogen, die regelmäßig ihre Forderungen verkaufen. Auf der anderen Seite stehen 60 regelmäßige Käufer. „Unser Ziel für 2012 sind 1.500 Verkäufer und über 100 Käufer. Wir erwarten, dass das Transaktionsvolumen die 50 Millionen Euro-Grenze zu überschreiten wird.“

Auf die Idee zu Debitos kam Peters während seiner Arbeit bei einer dänischen Privatkreditvergabe-Plattform. „Ich habe festgestellt, dass viele Unternehmen große Probleme bei der Liquiditätsbeschaffung haben. So entstand die Idee, die Forderungen kleiner Unternehmen in Liquidität umzuwandeln.“ Unterstützt wird Debitos von Paua Ventures. Während das Konzept hierzulande noch neu sein dürfte, gibt es in den USA seit mehreren Jahren die Plattform „The Receivable Exchange“ (www.receivablesxchange.com). Die Zahlen sprechen für sich: Über eine Milliarde US-Dollar wurde über das Unternehmen bereits an die rund 2.000 registrierten KMUs vermittelt. Der kleinste Verkauf lag eigenen Angaben zufolge bei 30 US-Cents, der größte in Millionenhöhe.

Das Potential ist also gigantisch. Noch ist das Prozedere bei Debitos nicht komplett ausgereift: Die Auktionen haben aktuell eine Mindestlaufzeit von zwei Wochen. Bei frischen Forderungen ist es für Kunden aber entscheidend, innerhalb von wenigen Tagen an das Geld zu kommen – Debitos will diesen Punkt baldmöglichst ändern. Dann dürfte dem schnellen Erfolg nichts mehr im Wege stehen.

Yvonne Ortmann

Seit Mai 2009 schreibt Yvonne für deutsche-startups.de Gründerportraits, Start-up-Geschichten und mehr – ihre besondere Begeisterung gilt Geschäftsideen mit gesellschaftlich-sozialer Relevanz. Sie tummelt sich auch im Ausland – immer auf der Suche nach spannenden Gründerpersönlichkeiten und Geschäftsideen.