Delivery Hero übernimmt Lieferheld und greift Just-Eat an

Jetzt wächst zusammen, was zunächst nur lose miteinander verbunden sein sollte: Delivery Hero (www.deliveryhero.com), der internationale Lieferdienstvermittler aus dem Hause Team Europe, übernimmt sein Schwester-Start-up Lieferheld (www.lieferheld.de). Ursprünglich trat Delivery Hero Ende des […]
Delivery Hero übernimmt Lieferheld und greift Just-Eat an
Dienstag, 28. Februar 2012VonAlexander Hüsing

Jetzt wächst zusammen, was zunächst nur lose miteinander verbunden sein sollte: Delivery Hero (www.deliveryhero.com), der internationale Lieferdienstvermittler aus dem Hause Team Europe, übernimmt sein Schwester-Start-up Lieferheld (www.lieferheld.de). Ursprünglich trat Delivery Hero Ende des vergangenen Jahres an, losgelöst von Lieferheld, das Konzept der Plattform ins Ausland zu bringen. In Australien, Mexiko, Russland und der Schweiz ist das Start-up schon vertreten. Für die beiden unabhängigen Unternehmen sammelte Team Europe zuletzt bereits im Doppelpack 8 Millionen Euro Risikokapital ein. Überschneidungen zwischen dem Duo, auch auf Gesellschafterebene, gab es somit schon zahlreiche, dennoch kommt die Übernahme bzw. Fusion ein wenig überraschend.

“Der richtige Zeitpunkt, die beiden Firmen zusammenzuführen, ist einfach gekommen”, sagt Lieferheld-Geschäftsführer Fabian Siegel gegenüber deutsche-startups.de. Demnach erfolgte die umtriebige und extrem schnell Expansion ins Ausland unter der Dachmarke Delivery Hero auch, damit sich die Mannschaft von Lieferheld ganz gezielt auf das Kerngeschäft in Deutschland konzentrieren konnte. “Aus Lieferheld heraus hätten wir dies in dem Tempo nicht geschafft”, sagt Siegel. Künftig führt Siegel Delivery Hero gemeinsam mit dem bisherigen Geschäftsführer Niklas Östberg. Die bisherigen Lieferheld-Gesellschafter erhalten nun Anteile an Delivery Hero. Die Lieferheld GmbH wandelt sich zur Tochtergesellschaft von Delivery Hero. Alles in allem eine sinnvolle, weil logische Übernahme. Die Teams von Delivery Hero und Lieferheld haben bisher ohnehin schon intensiv zusammengearbeitet.

Delivery Hero steigt bei hungryhouse.co.uk ein

Was bei dieser Sichtweise jedoch unter den Tisch fällt ist, dass Lieferheld selbst auch Expansionspläne hatte. Noch im vergangenen Jahr wollte die Jungfirma in Eigenregie Länder wie Spanien, Italien und Frankreich angehen. Nun fasst das fusionierte Unternehmen zumindest in Großbritannien Fuß. Delivery Hero sichert sich einen maßgeblichen Anteil am britischen Essenvermittler hungryhouse.co.uk (www.hungryhouse.co.uk). ‘Partnering with Delivery Hero was an easy decision. It ticked so many boxes – their focus on great service aligns perfectly with our own values. They’ve also proven in Germany that they can scale faster than anyone else in this industry”, sagt Tony Charles von hungryhouse.co.uk.

Der Einstieg in den britischen Markt ist zugleich eine Kampfansage an Just-Eat (www.just-eat.com), den internationalen Marktführer im Segment. Mit dem Satz “Unser Ziel ist es, einen Weltmarktführer aufzubauen” unterstreicht Delivery Hero-Macher Siegel diese Ambitionen noch einmal deutlich. Momentan ist Just-Eat in 16 Ländern – rund um den Globus – aktiv. Darunter auch weit entfernte Länder wie Argentinien, Brasilien, Indien und Kanada. In Frankreich verbündete sich Just-Eat gerade erst mit Alloresto (www.alloresto.fr), dem größten Lieferdienstvermittler des Landes. Der Lieferdienstvermittler aus London ging 2001 in Dänemark an den Start. Um Deutschland macht die Firma, die von Klaus Nyengaard geführt wird, bisher einen Bogen. Erst Anfang 2011 sammelte Just-Eat stattliche 48 Millionen US-Dollar, umgerechnet momentan rund 36 Millionen Euro, ein.

Auch Takeaway.com will international wachsen

Auch die andere internationale Konkurrenz schläft nicht: Takeaway.com (www.takeaway.com) aus den Niederlanden sammelte erst Anfang dieses Jahres 13 Millionen Euro ein. Takeaway.com ist im Gegensatz zu Just-Eat in Deutschland vertreten. Hierzulande firmiert das Unternehmen, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1999 zurückreichen, unter dem Namen Lieferservice.de (www.lieferservice.de). Daneben ist Takeaway.com in Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Irland, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Schweden und der Schweiz unterwegs. In den Niederlanden und Belgien sieht sich Takeaway.com als Marktführer. Mit den gerade von Prime Ventures eingesammelten 13 Millionen Euro will der Lieferdienstvermittler international weiter wachsen.

Zu guter Letzt hat auch der Inkubator Rocket Internet das Thema Lieferdienstvermittlung nach Informationen von deutsche-startups.de auf dem Schirm. Allerdings in Südostasien! In diversen Stellenanzeigen suchte das umtriebige Unternehmen zuletzt unter dem Motto “Where Pizza meets Noodle soup” Mitarbeiter – unter anderem in Malaysia, Indonesien und Thailand. Zitat: “Our company is building the strongest online companies worldwide (see Groupon, Wimdu, eDarling, Zalando) and is now entering the online take away business in South East Asia”. Mit Südostasien als Kernmarkt für die namentlich nicht genannte Plattform dürfte Rocket Internet zumindest den anderen genannten Wettbewerbern nicht ins Gehege kommen.

Delivery Hero will 20 Millionen Euro und mehr aufnehmen

Delivery Hero und Lieferheld sammelten bisher in mehreren Runden 15 Millionen Euro ein. Bereits seit etlichen Monaten bereitet das heldenhafte Unternehmen aber eine ganz große Finanzierungsrunde vor. Bis zu 30 Millionen Euro will die Jungfirma aufnehmen. Wie das Nachrichtenmagazin “Focus” zuletzt berichtete steht die Runde in Höhe von 20 Millionen Euro bereits “kurz vor dem Abschluss”. Zu den Investoren sollen Tengelmann Ventures, Holtzbrinck Ventures, Hasso Plattner Ventures und Kite Ventures gehören. Mit dieser Kapitalausstattung könnte die inzwischen 250-köpfige Delivery Hero-Mannschaft auch international ordentlich mitspielen. Und vielleicht wäre dies ohne den Platzhirschen Lieferheld gar nicht möglich, denn bisher fehlte Delivery Hero ein echter Rockstar. Bleibt die Frage nach den Erfolgen in Deutschland: Wie zu hören ist, liegt die Zahl der monatlichen Bestellungen bei Lieferheld im sechsstelligen Bereich. Nach Informationen von deutsche-startups.de handelt es sich aber um eine sehr niedrige sechsstellige Zahl. Das Unternehmen nennt keine genauen Zahlen. Geschäftsführer Siegel verweist nur darauf, dass man im laufenden Jahr plant, 150 Millionen Euro Umsatz an die weltweit 12.000 Partner-Restaurants weiterzuleiten. Der Großteil davon wird sicherlich auf Deutschland entfallen.

Im Fokus: Weitere Artikel zum Wettstreit der Lieferdienste in unserem Special Lieferdienste

Hausbesuch bei Lieferheld

Anfang November 2011 durfte sich deutsche-startups.de beim Berliner Start-up Lieferheld einmal ganz genau umsehen. In den riesigen Büroräumen – umweit der Friedrichstraße – arbeiten über 100 Lieferhelden in sehr schicken Räumlichkeiten. Das Büro ist vollgepackt mit Bildern von Superhelden aller Art, etlichen großen Pappkameraden und ganz ganz vielen leeren Pizzakartons. Einige heldenhafte Eindrücke gibt es in unserer kunterbunten Fotogalerie.

ds_lieferheld

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.