easystores steht still: Shops außer Betrieb, Media Ventures steigt aus

EXKLUSIV Multishop-Konzepte waren im vergangenen Jahr extrem angesagt. Inzwischen macht sich Ernüchterung breit: Das Hamburger Start-up UnitedCommerce ist, wie am Montag ausführlich berichtet, insolvent. Und auch beim Frankfurter Start-up easystores (www.easystores.org), das den […]
easystores steht still: Shops außer Betrieb, Media Ventures steigt aus
Mittwoch, 22. Februar 2012VonAlexander Hüsing

EXKLUSIV Multishop-Konzepte waren im vergangenen Jahr extrem angesagt. Inzwischen macht sich Ernüchterung breit: Das Hamburger Start-up UnitedCommerce ist, wie am Montag ausführlich berichtet, insolvent. Und auch beim Frankfurter Start-up easystores (www.easystores.org), das den Markt mit Nischenshops wie Energydrinks.de (www.energydrinks.de) und Schuhzoo.de (www.schuhzoo.de) beglückte, lief es zuletzt nicht rund. Beide Shops befinden sich seit mehreren Wochen im Winterschlaf, Bestellungen sind nicht mehr möglich. Nach Informationen von deutsche-startups.de ist inzwischen auch Investor Media Ventures abgesprungen. Das Beteiligungsunternehmen des Medienunternehmers Dirk Ströer hielt zuletzt 20 % an easystores.

Im Frühjahr des vergangenen Jahres stieg Media Ventures bei easystores ein. Neben einem sechsstelligen Betrag bekam die Jungfirma noch einen mittleren Millionenbetrag für Medialeistungen spendiert. Media Ventures hielt zunächst 12,5 % an easystores, später stockte der Kapitalgeber dann auf 20 % auf. Das Ziel der Mannschaft um Gründer Christian Lertes war zum Start groß: In drei Jahren sollten die vielen easystores-Läden “30 Millionen Umsatz generieren”. 30 Online-Shops “in den unterschiedlichsten Branchen- und Märkten” waren geplant. “Unser Ziel ist nicht das nächste Amazon zu werden, sondern spezifische Branchen- und Märkte zu bedienen, denen bislang kaum oder nur sehr wenig Beachtung geschenkt wurde”, sagte Lertes damals.

“Jeden Misserfolg nehmen wir fast schon persönlich”

Der selbsternannte “vertikal orientierter eCommerce Inkubator” wollte den Markt unter anderem mit Konzepten wie BioBude.com, Kinderhosen24.de, Hosenshop.de und Sattles.com bearbeiten. Gestartet wurden aber nur Energydrinks.de und Schuhzoo.de. Die Fußkleider bei Schuhzoo.de kosteten maximal 29,95 Euro. Mit TV-Werbung wollte das Start-up neuen Ableger bekannt machen. Anfang September ging das Schuh-Shop an den Start, gegen Ende des vergangenen Jahres wurde der Cyberladen schon wieder gestoppt. Auf der Website ist seitdem von Wartungsarbeiten die Rede. Energydrinks.de ist dagegen weiter online. Bestellungen sind aber nicht mehr möglich, da die Drinks ausverkauft sind. Wobei von beiden Konzepten ohnehin Schuhzoo.de das interessante war. Mit dem Verkauf von ein paar Dosen der Marke Power Horse allein, wäre sicherlich kein Millionenumsatz möglich gewesen.

Über die Gründe für das schnelle Abschalten der beiden Shop lässt sich nur spekulieren. Wie zu hören ist, haben die Macher aber offenbar unterschätzt, dass man auch bei Nischen-Shops mittlerweile große Summen in die Hand nehmen muss, um Neukunden zu gewinnen. Start-Investor Media Ventures wollte diese hohen Summen offenbar nicht stemmen, vermutlich auch, weil die Zahlen der Shops nicht zufriedenstellend waren. Media Ventures-Geschäftsführer Dirk Stader wollte easystores vor allem mit “Know-how im Newsletter- und Affiliatemarketing, Zugang zur Reichweite der äußerst reichweitenstarken Vermarkter im Portfolio der Media Ventures GmbH und der engen Zusammenarbeit mit dem Suchmaschinenspezialisten klickfreundlich” zum Erfolg führen.

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“Wir führen unsere Beteiligungen sehr eng und sind auf Tages- bzw. Wochenbasis im unmittelbaren Austausch mit den handelnden Personen”, sagt Stader im vergangenen Jahr zum Einstieg bei easystores. “Dies unterscheidet uns sehr deutlich von anderen Investoren, eben kein ‘spray&pray’, sondern unser Anspruch ist es, aus jeder Beteiligung das Optimum herauszuholen. Jeden Misserfolg einer Beteiligung nehmen wir fast schon persönlich.” Müssen die Kölner dann wohl jetzt, denn easystores wird wohl nicht mehr wiederbelebt! “In den letzten Wochen wurden die Projekte größtenteils final abgewickelt und alle Kunden bedient”, sagt Gründer Lertes gegenüber deutsche-startups.de. Die meisten Mitarbeiter haben bereits innerhalb des Media Ventures-Netzwerkes eine Bleibe gefunden. Auch Lertes selbst.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.