25.000 Euro Umsatz pro Monat angepeilt: Biodeals präsentiert Zahlen und ein Gründertagebuch

Vor Kurzem berichtete deutsche-startups.de über den Ökoprodukte-Marktplatz Avocado Store (www.avocadostore.de) und erwähnte nebenbei, dass Mitbewerber Biodeals (www.biodeals.de) nicht mehr allzu viel von sich hören lässt. Dies wollte die Schnäppchenplattform für nachhaltig produzierte Produkte […]
25.000 Euro Umsatz pro Monat angepeilt: Biodeals präsentiert Zahlen und ein Gründertagebuch
Donnerstag, 12. Januar 2012VonYvonne Ortmann

Vor Kurzem berichtete deutsche-startups.de über den Ökoprodukte-Marktplatz Avocado Store (www.avocadostore.de) und erwähnte nebenbei, dass Mitbewerber Biodeals (www.biodeals.de) nicht mehr allzu viel von sich hören lässt. Dies wollte die Schnäppchenplattform für nachhaltig produzierte Produkte nicht auf sich sitzen lassen und legt nun ihrerseits Zahlen vor – nebst einem interessanten Gründertagebuch, in dem das erste Jahr aus Sicht von Gründer Gero Gode beleuchtet wird. „Ihr werdet auf jeden Fall im Jahr 2012 viel von uns hören“, lautet seine vielversprechende Ankündigung. „Wir sind still und heimlich in wenigen Monaten sehr groß geworden und werden noch weiter über uns hinaus wachsen.“

„Nur 5 % unserer Partner würden auch mit Groupon zusammenarbeiten“

Während es in der deutschen Gründerszene nach außen hin still wurde um Biodeals, habe das Unternehmen dennoch „einen Raketenlauf hingelegt“ und wachse „seit einem Vierteljahr monatlich um mehr als 50 %“, erklärt Gode. Seit diesem November schreibe man sogar schwarze Zahlen. Im November lag der Umsatz eigenen Angaben zufolge bei 15.000 Euro, im Dezember bei etwa 22.000 Euro. Für Januar sind 25.000 Euro angepeilt. Ein entscheidender Faktor für den stetigen Umsatzzuwachs sind die zahlreichen Kooperationspartner, die Biodeals in den vergangenen Monaten gewinnen konnten: Rund 400 Anbieter machen schon mit, die meisten scheinen die spezielle Ausrichtung von Biodeals zu schätzen: „Nur fünf Prozent unserer Partner würden auch mit DailyDeal oder Groupon zusammenarbeiten“, so Gode.

Im vergangenen Jahr habe man drei Kaufangebote von Medienhäuser erhalten, jedoch abgelehnt. „Wir sind aber natürlich weiterhin in einigen Gesprächen mit Verlagen, TV- sowie Radiosendern und großen Mitstreitern, die gerade um uns bieten.“ Im laufenden Jahr will sich Biodeals weiter auf sein Kerngeschäft fokussieren und dabei kräftig wachsen. Dabei steht vor allem eine übersichtliche Produkt-Kategorisierung auf der Agenda. „Wir denken darüber hinaus über verschiedene Modelle im B2B-Bereich nach und testen schon fleißig.“ Sein Know-How sammelt Gode, der früher für DailyDeal tätig war, übrigens nicht nur bei Biodeals sondern auch bei verschiedenen Beteiligungen in Deal-Plattformen. Eine davon ist Augsburg-Plus (www.augsburg-plus.de), eine geschlossene Seite, auf der in einem begrenzten Bereich der Groupon-Markt getestet wird.

Und nun zum Gründertagebuch

Oktober 2011: Der erste Deal ist online. Gerade einmal einen Monat habe ich das Projekt vorbereitet. Vielleicht ein Fehler, doch die Erfahrungen als CMO bei DailyDeal und in meinen Unternehmen bringen sehr gutes Wissen mit Rabatten, Coupons und Co mit sich. Ich bin entspannt, die Vision, die Motivation und das Ziel stimmen. Und bei einem bin ich mir sicher: Ich werde NIE aufgeben.

November 2010: Bis in die Nacht um vier oder fünf Uhr sitze ich alleine im Büro, trinke Bier und programmiere. Noch mache ich alles alleine. Drei weitere Tische habe ich mir bereits in meinem Coworking-Space gemietet, da Mitarbeiter im Service, Sales und Marketing zum schnellen Start benötigt werden. Alle drei finde ich.

Dezember 2010: Der erste Business Angel wurde gewonnen. Jetzt kann es losgehen. Ich nutze das Geld nicht schnell, Gehalt zahle ich nur drei Mitarbeitern. Ohne mehr Geld war bisher nicht viel möglich.

Januar 2011: Die ersten Blogger schreiben über uns, viel läuft nicht. Ich bleibe trotzdem motiviert: Ich gebe nie auf. Langsam kommen dann auch die ersten Deals mit 20 bis 50 Verkäufen auf die Liste. Ich merke: es funktioniert, doch es geht noch besser.

Februar 2011: Das erste Mal über 100 Verkäufe von einem der Top-Partner am Markt. Danach schlechte Stimmung: Wir können das Niveau nicht sofort halten, doch genau das ist wichtig, um weitere Investoren zu finden. Während bei meinen früheren acht Start-ups alles super lief, verstehe ich jetzt das erste Mal, was es bedeutet als Gründer regelrecht manisch depressiv zu sein.

März 2011: Langsam treffe ich weitere Business Angels und kann sie überzeugen, dass unsere Strategie Top ist. Wir diversifizieren und gehen so viele Dinge wie möglich an… alles gleichzeitig… Internationalisierung, lokaler Fokus, nationale Deals, Marktplatz usw. Ich bin ganz ehrlich nicht sicher, ob das für unser junges Unternehmen nicht zu viel ist. Doch wenn wir in diese Richtung kommen, sind wir die Rockstars.

April 2011: Die Presse findet meine Visionen toll. Wir erleben einen echten Aufwind. Die Umsätze kommen. 5000 Euro im Monat sind zwar für den Markt nicht viel, doch wir sind erstmal glücklich… jetzt geht es los…

Mai 2011: Es ist durch. Alle vier Business Angels sind nun am Start. Wir haben dadurch einen Top-Programmierer, der mit Siemens-, Disney- und anderen Top-Referenzen bei uns anfängt. Ich mache ein Re-Design… Wir arbeiten an neuen Konzepten, SEO-Ideen und immer wieder am Design… viel zu viel am Design. Es verschlingt sinnlos Zeit. Tag- und Nacht geht es weiter. Danach Party zur Motivation. Man muss den vollen Kopf frei kriegen. Um neun geht’s wieder ins Büro. Ich bin fertig.

Juni 2011: Wir bekommen Zusatzaufträge. Jeder will eine Nischenplattform oder Beratung. Offensichtlich habe ich es geschafft, dass meine Erfahrungen und mein Schulungstalent anderen Firmen hilft. Alle beratenen Unternehmen legen einen Exit hin, sind Teil eines Verlages oder bekommen eine Millionen-Finanzierung. Wir machen das alles und machen einen tollen Umsatz, den wir auch schnell durch selbstsicher eingestelltes Personal ausgeben. Was nun durch diesen Erfolg leidet ist das Kerngeschäft und die Vision. Wir haben bereits sowieso schon einen krassen Verzug.

Bis September 2011: Es läuft vor sich hin. Ich mache weiterhin Studien zu Angebots-Nachfrage-Verhältnissen bei verschiedenen Produkten und Preisen. Wir haben verschiedene Abrechnungsmodelle geprüft. Mittlerweile habe ich 50 relevante und 100 wenig relevante Themen für eine erfolgreiche Nischenplattform im Kopf. Der Umsatz aus den Deals ist durch die Tests nicht gewachsen, doch nun wird es nur noch wenige Menschen geben, die den Markt so gut einschätzen können wie ich. Weitere Kompetenzen hole ich mir auch durch die Beteiligung bei anderen Deal-Plattformen, die wir bisher geheim halten. Das ist auch der Grund, dass ich mich nur noch darauf konzentrieren möchte.

Ich treffe also die wichtigste Entscheidung in meinem Leben: FOKUS. Ich schmeiße alle Visionen über Bord. Ich kündige alle Beratungsverträge, die uns über Wasser halten. Alle Ziele, wie Marktplatz usw. werden von externen Teams für uns weiterentwickelt. Wenn wir nun arbeiten, dann mit einem richtigen Knall und der eine oder andere am Markt wird sich verzweifelt wünschen, unsere früheren Kooperationsangebote angenommen zu haben. Doch Fokus bedeutet auch: kein Konkurrenzdenken. Wir kontaktieren potenzielle Konkurrenten und wünschen uns Zusammenarbeit. Fokus bedeutet: Nur noch Deals. Genauer: Sales + Marketing. Der Rest kommt von selbst.

Oktober + November 2011: Wir haben es zum Ende des Monats geschafft profitabel zu sein. Im November wird dies deutlich. +/- 0

Ab Dezember 2011 sind wir massiv im Plus. Seit drei Monaten wachsen wir – auf nun ca. 25.000 Euro Umsatz pro Monat. Der Januar wird dies auch erreichen, das zeigt mir unser Dealportfolio jetzt schon. Deutsche-Startups.de sagt in einem Artikel über den Avocadostore, dass wir uns nicht mehr melden. Wir arbeiteten an unseren 25.000 Euro Monatsumsatz und waren zu fokussiert: Business-Artikel brauchten wir nicht. Nur Umsatz, während im Dezember in drei Wochen über 40 Blogger über Biodeals.de schrieben.

Weihnachten 2011: Durchatmen. Wir haben ein paar neue Designs schrittweise hochgeladen. Wir werden noch etwas professioneller in Bild und Design. Auch bei der Startseite testen wir in einer Woche eine weitere Version. Der Markt ist mittlerweile glasklar für uns. Verschiedene Kaufangebote liegen uns vor und spannende Bewertungen. Bieter-Streite entstehen von größeren bekannten Unternehmen aus unserer und aus fremden Branchen. Wir haben uns bisher entschieden nicht zu verkaufen. Nur fünf Prozent unserer Deal-Partner arbeiten auch mit einem Mitstreiter am Markt zusammen. Ich suche Innovation und keinen Exit.

2. Januar 2012: Es war kein Weihnachtstraum, sondern erst der Anfang. Der Januar beginnt genauso euphorisch, wie der Dezember endete. Es gibt kein Halten mehr und ich arbeite 18 Stunden am Tag, um sogar das Weihnachtsgeschäft im Januar zu toppen! Müdigkeit ist dabei nicht zu spüren. Wir haben es als erster geschafft ein Modell im Group-Shopping-Umfeld zu schaffen, der Unternehmen mit einem sicheren Gewinn aus der Kampagne gehen lässt. Das werden wir ganz sicher weiter nutzen.

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Yvonne Ortmann

Seit Mai 2009 schreibt Yvonne für deutsche-startups.de Gründerportraits, Start-up-Geschichten und mehr – ihre besondere Begeisterung gilt Geschäftsideen mit gesellschaftlich-sozialer Relevanz. Sie tummelt sich auch im Ausland – immer auf der Suche nach spannenden Gründerpersönlichkeiten und Geschäftsideen.