Second Screen: TunedIn, tweek und Zapitano machen Fernsehen sozial

Twitter und Fernsehen passen wunderbar zusammen. Wer zur “Tatort”-Zeit bei Twitter unterwegs ist, weiß das! Und auch Fußball-Länderspiele, “Germanys next Topmodel” oder der “Eurovision Song Contest” machen mit Twitteruntermalung noch viel mehr Spaß! […]
Second Screen: TunedIn, tweek und Zapitano machen Fernsehen sozial
Montag, 12. September 2011VonAlexander Hüsing

Twitter und Fernsehen passen wunderbar zusammen. Wer zur “Tatort”-Zeit bei Twitter unterwegs ist, weiß das! Und auch Fußball-Länderspiele, “Germanys next Topmodel” oder der “Eurovision Song Contest” machen mit Twitteruntermalung noch viel mehr Spaß! Nachteil: Bei Twitter geht es auch immer um andere Dinge. Fachsimpeleien über die Tore von Özil und Co., den Modelnachwuchs bei Heidi Klum und die Punktevergabe beim Song Contest interessieren zudem nicht jeden! Es fehlt eine Plattform, ein Angebot zum Nebenher-Twittern auf dem sogenannten Second Screen, also Smartphone oder Tablet-PC. TunedIn (www.gettuned.in) und Zapitano (www.zapitano.de) wollen diese Lücke schließen.

Beide Start-ups befinden sich gerade in der Entstehung – siehe Start-up-Radar, unserer Übersicht von Start-ups, die demnächst starten. TunedIn positioniert sich als TV-Social-Network. Das Start-up will “TV, mobiles Internet und soziale Netzwerke miteinander verknüpfen”. Die Macher versprechen “ein neues Fernseherlebnis für Nutzer: TV-Konsum mit Freunden über TV, mobiles Internet und soziale Netzwerke, mit zahlreichen Interaktivitäten. Hin zu einer neuen kommunikativen Lust auf TV-Konsum in vertrauter Atmosphäre, mit Spaß- und Spielmöglichkeiten”. Ins Leben gerufen wurde TunedIn von Sebastian Bartz und Justin Scull, die beide zuvor beim Homburg & Partner gearbeitet haben.

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Bei TunedIn können Nutzer künftig über das TV-Programm quatschen, spielerisch Belohnungen rund um das Thema TV-Konsum sammeln und Umfragen beantworten. Finanzierungsmöglichkeiten sehen die Berliner über Meinungsforschung, Werbung und Affiliate-Provisionen. Die Plattform macht bereits in der Alphaversion einen guten Eindruck. Mitbewerber Zapitano will als SocialTV-Plattform an den Start gehen. Zum Konzept: “Zapitano ist Dein ganz persönlicher TV-Begleiter – Berieseln war gestern. So wirst Du vom Zapper zum Zapitano: Diskutiere online über das Programm, bewerte Shows und Stars und erlebe, was ganz Fernseh-Deutschland bewegt”. Und weiter: “Freue Dich auf Dein ganz persönliches Fernseh-Programm, das nach Deinen Vorlieben täglich zusammengestellt wird”.

Die Unterschiede zu TunedIn sind auf den ersten Blick gering. Das Start-up von Jens Hegenberger, Marc Mogalle, Gunnar Gläser und Hans-Detlef Schulz sieht vor allem beim Thema “crossmediale Werbung”, also Werbung synchron zum TV, großes Potenzial in Sachen Refinanzierung. Interessant ist Zapitano auch wege der Mitstreiter im Hintergrund. Das Start-up wird bereits vom ehemaligen SAT.1-Chef Guido Bolten finanziell unterstützt. Für Kontakte in die Fernseh- und Medienwelt ist somit gesorgt. Ein Unterschied zwischen den beiden Berliner Second Screen-Start-ups ist die Länderausrichtung: Zapitano will zunächst den deutschen Markt bearbeiten und dann weitere Ländern einzeln angehen. TunedIn dagegen setzt direkt auf eine internationale Strategie. Mehr dann, wenn die beiden Jungfirmen im Herbst an den Start gehen.

“Berieseln war gestern”

Bleibt noch der Blick auf die Konkurrenz: Da gibt es beispielsweise das US-Startup Yap.tv (www.yap.tv). Wer die gleichnamige App auf sein iPhone lädt, kann anschließend das aktuelle Fernsehprogramm kommentieren und mit Freunden über Sendungen diskutieren. Damit die App nicht zum geschlossenen System verkommt, ist ein Twitter-Feed integriert. Dort werden immer aktuelle Tweets angezeigt, deren Hashtag zu einer gerade ausgewählten Sendung passt („American Idol“). Auf diese Weise erfahren Yap-Nutzer auch bequem, wie außerhalb der App über eine Sendung diskutiert wird. Wer in der App auf einen Tweet antwortet, liefert dagegen automatisch den Hashtag „yapTV“ mit. So schafft das US-Startup zusätzlich Awareness und gewinnt im Idealfall kostengünstig weitere Nutzer für seine TV-App.

Einen etwas anderen Ansatz als Yap.tv verfolgt dagegen Waydoo (www.waydoo.de), eine der ersten deutschen Social-TV-Apps. Auch hier können Nutzer mit Freunden über das aktuelle TV-Programm diskutieren, insgesamt geht die Anwendung aber in Richtung einer interaktiven TV-Zeitschrift. Wer daher einen James-Bond-Film schaut, kann mit einem Fingertipp zusätzliche Informationen von Drittquellen wie Wikipedia, BildMobil oder der Film-Datenbank Internet Movie Database (IMDB) aufrufen. Das funktioniert zwar nur, wenn sich bei Drittanbietern auch Einträge finden, deren Titel exakt zu Waydoo-Beschreibungen passen. Doch wer gemütlich auf dem Sofa surfen will, erhält im besten Fall alle wichtigen Infos zu einem Film aus einer Hand: ohne noch den Umweg über eine Google-Suche nehmen zu müssen. Als weitere Mitbewerber wären noch tunerfish (www.tunerfish.com), getGlue (www.getglue.com) und Miso (www.gomiso.com) zu nennen. Die neuen deutschen Dienste können mit diesen Konkurrenten aber locker mithalten.

“social discovery guide”

In unserem Start-up-Radar befindet sich zu guter Letzt noch ein Dienst mit dem Namen tweek (www.tweek.tv). Das Start-up ist laut Selbstbeschreibung ein “social discovery guide for the emerging next generation of television”. Und weiter: “We link your friends and your TV to show you what your friends like to watch and where you can get it”. Im vierten Quartal dieses Jahres soll der “internationale Service” an den Start gehen. Zum tweek-Team gehören unter anderem Klaus Hartl und Marcel Duee. Wie TunedIn und Zapitano residiert das Start-up in Berlin. Fernsehen ist somit noch lange nicht tot. Der deutsche Second Screen-Pionier telewebber, der 2008 an den Start ging dagegen schon. Nach der Übernahme durch zattoo verschwand der Dienst vor der Bildfläche.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.