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Alles nur geklaut? Der harte Wettkampf der Lieferdienste

Im boomenden Segment der Lieferdienste wird mit harten Bandagen gekämpft: Immer wieder bedienen sich offenbar Neueinsteiger beim Platzhirschen Pizza.de und ziehen sich beim erfolgreichen Essensvermittler die Daten für ihre Speisekarten.
Alles nur geklaut? Der harte Wettkampf der Lieferdienste
Mittwoch, 19. Januar 2011VonAlexander Hüsing

Im derzeit boomenden Segment der Lieferdienste wird mit harten Bandagen gekämpft: Immer wieder bedienen sich offenbar Neueinsteiger beim Platzhirschen Pizza.de (www.pizza.de) und ziehen sich beim erfolgreichen Essensvermittler die Daten für ihre Speisekarten. Der Marktführer fährt dann seine Krallen aus und verteilt – zu recht – Unterlassungserklärungen. In den vergangenen Tagen wurde bei deutsche-startups.de eine hitzige Diskussion zu diesem Thema geführt, bei der sich einige der wichtigsten Macher der Liefervermittlerszene zu Wort meldeten – darunter Fabian Siegel von Lieferheld.de (www.lieferheld.de), Christoph Gerber von Lieferando (www.lieferando.de), Daniel Bosch von eat-star.de (www.eat-star.de) und Sybille Steinbach von Pizza.de. Die spannendsten Äußerungen dokumentieren wir an dieser Stelle. In einigen Fällen steht momentan Aussage gegen Aussage.

Ein Leser, der sich Mike nennt, brachte die Diskussion über kopierte Speisekarten, Gerichtstermine und Strafanzeigen mit diesem Kommentar ins Rollen: “Habe gerade gehört, dass lieferheld die Daten der Lieferdienste geklaut haben soll und gestern vor Gericht war und sie es nun wohl nicht mehr tun wollen. Da gibts wohl auch eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Berlin. Ebenso sollen es lieferando u. a. gehalten haben.”

Fabian Siegel von Lieferheld schreibt dazu: “Zum Thema \’Gerichtsverfahren\’: Es gab in der Tat einen Termin zwischen uns und Pizza.de. Dabei hatte Pizza.de den Eindruck, dass wir Inhalte von deren Website abgegriffen haetten. Fakt ist jedoch, dass alle bei Lieferheld.de verfuegbaren Menues von uns selbst von Originalkarten der jeweiligen Restaurants eingegeben wurden. Ist ziemlich viel Arbeit – ich fuehre gerne einmal durch unsere Redaktion bei uns im Buero wer Interesse hat. Aus diesem Grund habe auch beide Seiten das Verfahren vor Gericht als \’Erledigt\’ erklaert, sodass das das Verfahren ohne Verhandlung eingestellt wurde. Mit den Lieferdiensten haben wir natuerlich auch Vertraege – schliesslich muessen wir ja auch irgendwie etwas Verdienen, dafuer dass wir Auftraege an unsere Restaurants weiterleiten.”

Christoph Gerber von Lieferando schreibt: “Also ich wüsste, wenn wir Daten von Lieferservices geklaut hätten.”

Daniel von eat-star.de schreibt an Fabian Siegel von Lieferheld: “Verträge habt Ihr definitiv nicht mit allen Lieferdiensten. Erst gestern hat mir ein Franchisenehmer von Avanti persönlich bestätigt, dass kein Vertragsverhältnis existiert. Und zum Thema \’schliesslich muessen wir ja auch irgendwie etwas Verdienen, dafuer dass wir Auftraege an unsere Restaurants weiterleiten …\’ Man kann auch erst Sales generieren und den Vertrag mit dem Lieferservice dann anschließend abschließen.”

Sybille Steinbach von Pizza.de schreibt an Fabian Siegel von Lieferheld: “Zum Thema Gerichtsverfahren: Da wir von pizza.de vorweg eine Strafanzeige erstattet hatten, ist die Geschäftsleitung von mjam (lieferheld.de) vorsichtshalber gar nicht erst erschienen und hat einen Anwalt vorgeschickt, der das Thema Vergangenheit ausdrücklich nicht ansprechen wollte. Wir haben 50 Speisekarten aus Hamburg von lieferheld mit unseren verglichen und in allen, d. h. 100% unsere Karten wiedergefunden. Das Zivilverfahren ist so ausgegangen, dass sich lieferheld bereit erklärt hat in Zukunft keine Daten mehr von uns abzuziehen, so viel zu \’erledigt\’. Die Strafsache läuft noch.”

Sybille Steinbach von Pizza.de schreibt an Christoph Gerber von Lieferando (ehemals yourdelivery): “Auch hier wurden die Daten von uns abgezogen, wir haben dann wie üblich eine Unterlassungserklärung an yourdelivery geschickt, die diese nicht unterschreiben wollten. Daraufhin haben wir ein Zivilverfahren angestrengt, daraufhin hat yourdelivery sich im Vorfeld zum Verfahren sich bereit erklärt, zukünftig keine Daten mehr von uns abzuziehen.”

Wir freuen uns über weitere Beiträge: Meinungen bitte in den Kommentaren hinterlassen!

Foto: © psychela / PIXELIO

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.