“Ja, ich will” – Neue Hochzeitsseiten bringen Schwung ins Heiratsgeschäft

Seit geraumer Zeit liegt Heiraten wieder im Trend – Experten schieben es auf die Krisenzeit. Dem entspricht, dass seit 2009 verschiedenste Hochzeitsseiten aus dem Boden sprießen. Das neuartige Konzept beinhaltet eine Rundum-Versorgung für […]
“Ja, ich will” – Neue Hochzeitsseiten bringen Schwung ins Heiratsgeschäft
Dienstag, 2. November 2010VonYvonne Ortmann

Seit geraumer Zeit liegt Heiraten wieder im Trend – Experten schieben es auf die Krisenzeit. Dem entspricht, dass seit 2009 verschiedenste Hochzeitsseiten aus dem Boden sprießen. Das neuartige Konzept beinhaltet eine Rundum-Versorgung für Paare: Ratgeber, Organisationshilfe, angegliederter Shop und Hochzeitstisch in einem. Auch optisch ist ein neues Zeitalter angebrochen: weniger Werbung, die dafür (meist) an Design und Inhalt der Seite angepasst ist, mehr Romantik und weniger Kitsch. Ein bisschen Amerika fließt in Form praktischer Planungstools wie Checklisten, Gästemanager und Budgetplaner auch mit ein. Nun müssen sich die altbewährten Seiten wie weddix und hochzeit.de warm anziehen – besser wäre: mitziehen. Denn die Revolution im Hochzeitsseitenmarkt ist längst fällig.

Weddix (www.weddix.de) gilt zu Recht als Urgestein im deutschen Hochzeitsseitenmarkt: Die Plattform existiert seit Anfang des Jahrtausends und hat sich in den elf Jahren gut etabliert. Trotz wachsender Konkurrenz zählt der Hochzeits-Ratgeber noch 260.000 regelmäßige Besucher. 20 Mitarbeiter und Experten gehören zum Team von Sylke und Thoralf Mann. Heiratswillige finden auf der Plattform Organisations- und Gestaltungstipps, eine Brautkleidgalerie und Foren für den Austausch mit Gleichgesinnten. Ein beachtlicher Onlineshop, der rund 3000 Produkte beinhaltet, ist an die Seite angeschlossen – Kunden können dort direkt bestellen und werden nicht auf andere Seiten weitergeleitet. Allerdings wirken viele der Produkte ältlich, genauso wie das Gesamtdesign der Webseite. Das Team hat sich anscheinend zu sehr auf der langen Vorherrschaft ausgeruht und zu wenig Wert auf optische und inhaltliche Anpassung gelegt.

Lustig ist der Brautkleidberater

Den perfekten Domainnamen hat die Webseite hochzeit.de (www.hochzeit.de) ergattert. Das Unternehmen von Markus Pintaske existiert seit 2003. Nutzer erhalten hilfreiche Informationen zum Thema Heiraten, zum Beispiel in den Rubriken Events & Messen oder Location & Honeymoon. Der Schwerpunkt liegt aber auf den Themen Mode und Ringe: Verschiedene Hersteller präsentieren auf der Seite ihre Kollektionen. Lustig ist der Brautkleidberater, der in zum Teil deprimierenden Zeichnungen deutlich macht, welche Kleider zu welcher Körperform passen – und zu welchen nicht. Ähnlich wie weddix könnte auch hochzeit.de einen neuen Anstrich vertragen. Die Werbebanner sind sehr dominant und passen oft nicht zum Inhalt der Webseite, das Design wirkt unmodern.

Anfang 2009 startet in Österreich die Hochzeitsplattform unsere-traumhochzeit.at. Regie führt VM Digital Beteiligungs GmbH, ein Tochterunternehmen des Vorarlberger Medienhauses. Ein Jahr später wird daraus die weiter gefasste Plattform traumhochzeit.com (www.traumhochzeit.com), mit der sich die Macher an das gesamte deutschprachige Ausland richten. Die Webseite kommt in satten Rose-, Violett- und Lilatönen daher, was vermutlich eher das weibliche Geschlecht und die jüngere Generation anspricht. Der Magazinbereich ist sehr ausführlich und verschiedene Planungstools wie die Online-Gästeliste helfen bei der Organisation. Auch ein Hochzeitstisch und ein angegliedeter Shop gehören zum Konzept. Witzig ist das Alleinstellungsmerkmal von traumhochzeit.com: ein “Tortendesigner”, mit dem sich das Brautpaar seine Traumtorte gestalten und in ausgedruckter Form zum Konditor mitnehmen kann.

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Seit Anfang 2009 gibt es die Seite 1001hochzeiten (www.1001hochzeiten.de), gegründet von der Kanadierin Amber Riedl. Als sie ihre eigene Hochzeit plante, störte die Frau von studiVZ-Chef Clemens Riedl, an den deutschen Hochzeitsseiten die viele Werbung und die schlechte Optik: „Als Braut will man schließlich nur schöne Dinge um sich haben“. Ihre eigene Webseite ist in dezente Grau- und zarte Fliedertöne gehalten, das Design wirkt seriös und zugleich frisch. Eine biografisch bedingte Affinität zum amerikanischen Stil merkt man der Plattform an – zum Beispiel wenn man unter der Rubrik “Hochzeitstorte” auf Cupcakes und eine Bräutigamtorte stößt, die in den USA gerade eine Renaissance erlebt. Sämtliche Tools zur Hochzeitsplanung wie ein Budgetplaner sind vorhanden. Mit der Schwesternseite 1001hochzeitstische.de (www.1001hochzeitstische.de) hat Riedl ihren Allround-Service nun vollendet und bietet Brautpaaren an, den eigenen Hochzeitstisch mit hochwertigen Produkten bestücken zu lassen. Über die gekauften Artikel will sich das Unternehmen längerfristig finanzieren. Im nächsten Jahr haben die Berliner Großes vor: “In Berlin gibt es keine schönen Hochzeitsmessen – das ändern wir!” Schon im Januar soll es so weit sein.

Seit Sommer diesen Jahres belebt mit Hochzeitsplaza (www.hochzeitsplaza.de) ein weiterer Mitbewerber das Geschäft. Gründer Nikolaus Zacher hat hochkarätige Unterstützung: Hanse Ventures investiert in das Unternehmen, das dementsprechend schon zehn Mitarbeiter beschäftigt. Das Design ist schlicht weiß mit bordeaux-roten Schriftzügen, was einen romantischen sowie seriösen Eindruck macht – überhaupt ähnelt die Seite in Inhalt und Stil 1001hochzeiten. Budgetplaner und Checklisten finden sich auch hier, man setzt auf die bewährte Kombination aus Ratgeber, Planungshilfe und Shop. Der Onlineshop soll längerfristig für die Finanzierung sorgen, ist aber aktuell noch in Arbeit. Die Möglichkeit, einen eigenen Hochzeitstisch zu erstellen, gibt es allerdings (noch) nicht. Hochzeitsplaza hat gute Chancen auf einen rasanten Aufstieg, da das Unternehmen durch die Übernahme von Wedding.de nicht bei Null anfängt.

Weds.de ist eher verspielt als romantisch

Ganz anders kommt die wohl neueste Hochzeitsseite Weds.de (www.weds.de) daher. Gründer Ambros Gleißner hat mit treffsicherer Symbolik den 10.10.2010 als Startpunkt gewählt. Der 20-Jjährige hat bereits die Plattform Anfahren-lernen.de ins Leben gerufen und versucht sich nun im Hochzeitsgeschäft. Weds.de ist eher verspielt als romantisch, was vor allem am lustigen Logo und den satten Farben liegt. Die redaktionellen Inhalte sind noch nicht sehr ausgereift. Für bestimmte Gruppen, zum Beispiel junge Studenten, dürfte die Seite trotzdem interessant sein: Statt zu WMF und Hutschenreuther werden Nutzer zu Amazon, Otto und Zalando weitergeleitet. Ansonsten hilft auch Weds.de mit Budgetplaner, Checkliste und Gästeliste bei der Hochzeitsplanung und ermöglicht Nutzern die Erstellung einer “Weddingpage”, wo die Gäste “up to date” gehalten werden.

Der neue Hochzeitsseiten-Boom zeigt: Heiraten ist wieder “in”. Die Ansprüche an entsprechende Webseiten sind gestiegen und werden durch neuartige, amerikanisch geprägte Seiten weiter angeheizt. Paare bekommen eine Rundum-Begleitung von der Verlobung bis zu den Flitterwochen geliefert, die über eine Ratgeberfunktion weit hinausgeht. Die perfekte Hochzeitsseite hilft mit praktischen Tools bei der Planung, organisiert den Hochzeitstisch und die Gästeliste, zeigt moderne Brautkollektionen und hat einen hochwertigen Onlineshop angeschlossen. Daneben ist die Optik wichtig wie nie zuvor: Hochzeitsseiten müssen Wellnesscharakter haben, sanfte Farben und ästhetische Bilder sind ein Muss. Unpassende Werbung, die nicht in das optische Konzept passt, hat auf den neuen Seiten (eigentlich) nichts mehr zu suchen. Bei so viel Liebe zum Thema dürfte auch im kommenden Jahr wieder kräftig geheiratet werden.

Foto: © albi84 6 / PIXELIO

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Yvonne Ortmann

Seit Mai 2009 schreibt Yvonne für deutsche-startups.de Gründerportraits, Start-up-Geschichten und mehr – ihre besondere Begeisterung gilt Geschäftsideen mit gesellschaftlich-sozialer Relevanz. Sie tummelt sich auch im Ausland – immer auf der Suche nach spannenden Gründerpersönlichkeiten und Geschäftsideen.