Von Akquise bis Zielgruppe – Worauf es bei einer erfolgreichen Social Network-App ankommt

Eine gute Idee allein reicht leider nicht, um eine Applikation erfolgreich in soziale Netzwerke zu integrieren. Sebastian Kriese von den VZ-Netzwerken (studiVZ, schülerVZ sowie meinVZ) und Stephan Bayer von sofatutor (www.sofatutor.com), geben Tipps, […]

Eine gute Idee allein reicht leider nicht, um eine Applikation erfolgreich in soziale Netzwerke zu integrieren. Sebastian Kriese von den VZ-Netzwerken (studiVZ, schülerVZ sowie meinVZ) und Stephan Bayer von sofatutor (www.sofatutor.com), geben Tipps, was man schon im Vorfeld bei einer App-Entwicklung beachten sollte. Der Videolerndienst trumpft bei schülerVZ mit seiner Abi-Mathe Trainer-App auf, die von über 60.000 Nutzern installiert wurde.

Konzeption der App oder wo finde ich meine Zielgruppe?
Bei der Entwicklung und Einführung einer App müssen zunächst zwei Fragen geklärt werden:
1. Welches Ziel soll mit der App verfolgt werden? (Zum Beispiel: Weiterleiten auf die eigene Website, Gewinnung neuer Kunden, Free-Version des eigenen Premiumdienstes anbieten)
2. Wer soll mit der App angesprochen werden? (Zum Beispiel VZ-Netzwerke: Schüler, Studenten oder breite Zielgruppe?) Um beim Beispiel der Abi-Mathe Trainer App von sofatutor.com zu bleiben, sprach diese eine klare Zielgruppe, nämlich Abiturienten, an. Eine gute Applikation sollte dem User in jedem Fall einen hohen Nutzen stiften und ihn dazu animieren, die Anwendung über einen langen Zeitraum zu verwenden

User Aquisition oder wie gewinne ich User?
Bei der Vielfalt der zur Verfügung stehenden Applikationen ist die Bekanntheit der eigenen App von enormer Wichtigkeit. Um diese zu erreichen, stehen den Anbietern mehrere Möglichkeiten zur Verfügung:

1. Erstantrieb nutzen: Ganz neue Apps haben den Vorteil, entsprechend gut in den Suchergebnissen gelistet zu werden. Durch den organischen Traffic in den Netzwerken erhalten sie einen ersten Antrieb.

2. Werbung: App-Entwickler können Werbung auf den VZ-Netzwerken schalten, zum Beispiel auf der Startseite oder in der Kategorie “APPetithäppchen”, in der die beworbenen Apps ausführlich vorgestellt werden. Solche Werbeaktionen können zuvor mit kleinem Budget in der VZ-Werbefabrik getestet werden, wo App-Anzeigen mit einem speziellen Störer markiert werden können.

3. Crossverlinkung: Neben diesen Paid Acquisitions gibt es die Möglichkeit, in anderen Apps quer zu verlinken.

4. Word-of-Mouth: Dieser Kanal ist leider weniger gut kontrollierbar als die bisherigen. Es ist wünschenswert, dass VZ-Nutzer ihre Freunde in die App einladen und in privaten Nachrichten und auf Pinnwand-Posts darüber informieren. Bietet die App einen klaren Nutzen  oder verfügt über soziale Funktionen, sind das die besten Voraussetzungen, um die App ins Gespräch zu bringen. Die App verbreitet sich dann zur Freude seiner Entwickler viral. Wichtig ist, dass ihre Funktionen die Viralität unterstützten. Es nützt nichts, wenn einem Nutzer zwar die Applikation gefällt, er sie aber nicht per Click auf einen Button an Freunde weiterempfehlen kann.

Retention oder wie binde ich User an meine App?
Die meisten Apps verlieren bereits nach drei Monaten drei Viertel ihrer Nutzer. Zudem verwenden die meisten User die installierte App gerade mal zwei bis drei Wochen. Was kann man also tun, um die Nutzer auch langfristig zu halten?

1. Design: Prinzip und Bedienung der Anwendung müssen sich durch Einfachheit auszeichnen, denn der Platz auf den Bildschirmen ist beschränkt.

2. Sozialer Bezug: Wichtig ist die Interaktion mit echten Netzwerk-Freunden, die durch eine gemeinsame Zusammenarbeit oder, im Gegensatz dazu, durch Diebstahl oder Zerstörung eines Spielmittels gewährleistet wird. Besonders effektiv zur Kundenbindung sind so genannte Appointmentbased Games. Hier funktioniert das Spielprinzip so, dass man sich nach einer gewissen Zeit wieder einloggen muss, um die nächste Aktion starten zu können. Zudem kann man die diversen Nachrichtenfunktionen des Netzwerkes nutzen, um den User zum Spiel zurückzuholen. So wird der Spieler beispielsweise darüber informiert, dass seine Früchte reif sind oder jemand ihn überholt hat.

3. Erfolgserlebnisse: Neben Apps zur reinen Unterhaltung gibt es natürlich auch welche mit Nutzen jenseits von Entertainment. Dieser Nutzen, wie beispielsweise bei der sofatutor.com Mathe-App, muss positive Erlebnisse hervorrufen, wie das Verstehen und Anwenden des Lernstoffs. Auch hier ist wichtig, den Nutzer immer wieder zu motivieren, zur App zurückzukehren, zum Beispiel durch Kurztests oder kompetitive Elemente.

4. Supportgruppe: Die Einbindung der App-Nutzer in eine entsprechende Support-Gruppe fördert die regelmäßige Aufmerksamkeit der Zielgruppe, da dort Fragen, Beispiele, Anwendungsmöglichkeiten etc. veröffentlicht werden. Die App-Anbieter sollten die Gruppe moderieren, um Informationen gezielt zu streuen und einen umfassenden Nutzersupport zu gewährleisten. Wenn Nutzer von vornherein gut in Gruppen vernetzt sind – zum Beispiel die Abiturienten in der “Abi-Trainer” App -, ist es umso einfacher, sie in dieser Gruppe ohne große Streuverluste anzusprechen und auf andere Gruppen aufmerksam zu machen. Das Feedback in der Support-Gruppe bietet außerdem gute Verbesserungshinweise für den Relaunch der App.

Monetarisierung oder wie mache ich meine App zu Geld?
App-Entwickler sollten sich möglichst im Vorhinein über Monetarisierungsmöglichkeiten ihrer App Gedanken machen, sofern eine solche Monetarisierung notwendig ist. Diese zu einem späteren Zeitpunkt einzubauen, ist oftmals nicht erfolgreich. Grundsätzlich bieten sich mehrere Monetarisierungsmodelle für eine App an:

1. Einbinden von Displaywerbung

2. Verkauf von virtuellen Gütern und Geschenken

3. App-Nutzer vom Netzwerk auf das eigene Angebot ziehen (Links zum eigenen Angebot in der App streuen, Banner à la “Bekannt aus SchülerVZ” auf der eigenen Startseite platzieren).

Zusammengefasst sollte man sich also zunächst überlegen, welches Ziel und welche Zielgruppe man mit seiner Applikation erreichen möchte und dann im weiteren Schritt überlegen, mit welchen Mitteln man die potentiellen Nutzer akquirieren sowie erfolgreich an sich binden kann.

Zu den Personen
Sebastian Kriese ist Manager für strategische Partnerschaften bei den VZ-Netzwerken (studiVZ, meinVZ, schülerVZ). In dieser Position betreut und berät er die verschiedenen Geschäftspartner und –kunden, insbesondere für den Bereich der Integration von Spielen, Diensten und Mini-Applikationen.
Stephan Bayer ist Geschäftsführer von sofatutor, einer interaktiven Video-Lernplattform . Für schülerVZ entwickelte sofatutor eine Mathe-Trainer-Applikation, mit der sich registrierte Nutzer kostenlos in einem Video-Crashkurs auf das Abitur im Fach Mathematik vorbereiten können. sofatutor wurde 2008 von Bayer und Andreas Spading in Berlin gegründet.