MyHammer bittet alle Handwerker zur Kasse – Nutzer laufen Sturm

In den vergangenen Tagen melden sich immer mehr erzürnte Nutzer des Dienstleistungsauktionshauses MyHammer (www.myhammer.de) bei deutsche-startups.de. Entweder lassen sie per Mail ordentlich Dampf ab oder unter irgendeinem Archivartikel aus vergangenen Zeiten. Die virtuellen […]
MyHammer bittet alle Handwerker zur Kasse – Nutzer laufen Sturm
Donnerstag, 22. Juli 2010VonAlexander Hüsing

In den vergangenen Tagen melden sich immer mehr erzürnte Nutzer des Dienstleistungsauktionshauses MyHammer (www.myhammer.de) bei deutsche-startups.de. Entweder lassen sie per Mail ordentlich Dampf ab oder unter irgendeinem Archivartikel aus vergangenen Zeiten. Die virtuellen Wutreden sind teilweise so heftig unter der Gürtellinie, dass man die Äußerungen nicht vorzeigen kann. Aber was ist überhaupt passiert? Ganz einfach: MyHammer ändert seine Geschäftsbedingungen. Handwerker und Dienstleister, die über die Plattform Aufträge an Land ziehen möchten, müssen dafür künftig immer in die Tasche greifen. “Zum 21.07.2010 führen wir das Business 500 Partner-Paket bei MyHammer ein. Damit übertragen wir das Modell der BusinessPartner auf die gesamte MyHammer Plattform und ermöglichen es demnächst ausschließlich BusinessPartnern, ein Angebot abzugeben”, heißt es im Unternehmensblog von MyHammer. “Inhaber des Pakets erhalten zusätzlich zum bisherigen Basis-Paket die Möglichkeit, bei der Angebotsabgabe ihre Kontaktdaten mitzusenden und ein MyHammer Profil mit Bildern, Kontaktdaten und geprüften Qualifikationen anzulegen, das Profil wird dadurch bei der Google-Suche möglichst weit oben platziert”, erklärt MyHammer-Pressechef Niels Genzmer auf Anfrage die Änderungen für die Auftragnehmer.

Ein aufgebrachter Nutzer ordnet die Änderung in einer Mail an die Redaktion von deutsche-startups.de gekonnt ein: “Still und heimlich entledigt sich MyHammer nun seiner Basismitgliedschaften. Es ist also nicht mehr möglich bei MyHammer mitzubieten, ohne eine monatliche Gebühr von mindestens 19,90 Euro zu bezahlen”. Wobei 19,90 Euro nur der Vorzugspreis ist, später kostet das Einsteigerpaket 24,90 Euro. Als Grund für die Änderung führt MyHammer vor allem Transparenzwünsche der Nutzer, die Handwerker suchen, an: Auftraggeber würden sich in der Regel für Handwerker und Dienstleister entscheiden, “die bei der Angebotsabgabe ihre Kontaktdaten mitsenden, über eine aussagekräftige Firmendarstellung verfügen und bei denen auch die geprüften Qualifikationen leicht ersichtlich sind”. In einer der besagten Mails spuckt ein bisheriger Nutzer Gift und Galle: MyHammer suggeriere die Änderung als Vorteil für die Basiskunden, die Wirklichkeit sehe natürlich anders aus: “Monatliche Fixkosten, egal ob man mitbietet oder nicht. Keine Garantie auf \’mehr\’ Aufträge, Gebote trotzdem nur bis 500 Euro möglich”. Nutzer, die höhere Aufträge an Land ziehen möchten, müssen wie vorher deutlich mehr zahlen. Für 49,90 Euro im Monat sind Gebote bis 1.000 Euro möglich.

“Ein schwerer Schritt für MyHammer”

Auch im entsprechenden Blogbeitrag bei MyHammer laufen die Nutzer Sturm gegen die Abschaffung der kostenlosen Basismitgliedschaft. Dort heißt es unter anderem: “Ein schwerer Schritt für MyHammer. Viele User werden zur kostengünstigeren Konkurrenz abwandern”. Ein anderer Nutzer schreibt: “Diese Maßnahme werde ich zum Anlaß nehmen, die Mitgliedschaft wieder zu kündigen. Da zahle ich ja mehr als es einbringen könnte. Schließlich kosten Auftragsvergabe und Kontaktvermittlung ja auch noch mal”. Die vielen weiteren Kommentare ähneln sich: “Auch ich denke dass sich MyHammer hiermit ins Abseits manövriert. 4 % + Partnergebühr. Never. Das wars erstmal hier bei MyHammer. Da gibts bessere, günstigere und allemal lukrativere Plattformen. Ade”. Zu den wenigen positiven Äußerungen gehört dieser Kommentar: “Ich finde die Idee mit den Partnerpaketen in Ordnung, so werden diese Hobbybastler und Schwarzarbeiter allmählich aus der Plattform gedrängt, und ein fairer Wettbewerb unter den Unternehmen kann entstehen, auch im Internet sollte man sich von der Mentalität verabschieden dass alles kostenlos ist”.

MyHammer-Pressechef Genzmer versucht unterdessen die Wogen zu glätten: “Uns ist klar, dass die Einführung von kostenpflichtigen Produkten keine populäre Maßnahme ist. Wir sind aber absolut sicher, dass sehr viele MyHammer Nutzer diesen Schritt verstehen werden. Denn auch MyHammer muss Geld verdienen. Die Leistung, die wir dafür anbieten, wird von allen MyHammer Kollegen in harter Arbeit erbracht. So sorgen unsere Produktentwickler beispielsweise jeden Tag – und jede Nacht! – dafür, dass die Plattform stabil läuft, obgleich täglich tausende Nutzer und Aufträge neu hinzukommen. Dass wir jeden Tag so viele neue Nutzer und Aufträge haben, ist kein Zufall: Es ist die Folge von gezielten Marketing-Maßnahmen, für die wir jeden Tag Geld in die Hand nehmen”. Bisher stand bei MyHammer unter dem Strich fast immer ein Minus. Die Abschaffung der kostenlosen Basismitgliedschaft soll dementsprechend nicht nur “die Qualität der Angebote und Anbieter” verbessern, sondern auch mehr Geld in die Kasse spülen. Der Sturm der aufgebrachten Nutzer zeigt wieder einmal, wie schwierig es ist, ein bestehendes Konzept zu ändern – insbesondere beim Wegfall eines kostenlosen Basispaketes zu Gunsten einer Bezahlvariante.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.