“Hinter meinem Weggang stecken keine Streitigkeiten” – Klaas Kersting von Gameforge im Interview

Mit-Gründer Klaas Kersting hat die Browserspieleschmiede Gameforge (www.gameforge.de) in der vergangenen Woche überraschend verlassen. Lapidar verkündete das Unternehmen kurz vor dem Wochenende in äußerst knapper Art und Weise den Abgang von Kersting. Im Interview […]

Mit-Gründer Klaas Kersting hat die Browserspieleschmiede Gameforge (www.gameforge.de) in der vergangenen Woche überraschend verlassen. Lapidar verkündete das Unternehmen kurz vor dem Wochenende in äußerst knapper Art und Weise den Abgang von Kersting. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Kersting über die Gründe für seinen Weggang, schöne Gefühle und tolle Ideen.

Seit dem vergangenen Freitag rätselt die ganze Branche über die Gründe für ihren überraschenden Abgang bei Gameforge. Gehen Sie im Streit?
So überraschend war der Abgang gar nicht. Und hinter meinem Weggang stecken auch keine Streitigkeiten.

In einem Interview mit Gamesdynamite sagten Sie noch vor wenigen Wochen: “Unsere Arbeit macht uns unglaublich viel Spaß, vor allem, weil wir absolut unabhängig arbeiten können”. Was hat sich seitdem geändert?
Diese Aussage kann ich auch heute noch genau so bestätigen. Es ist einfach ein schönes Gefühl, unabhängig arbeiten zu können.

Und warum genau haben Sie Gameforge dann verlassen?
In den letzten sechs Jahren habe ich gemeinsam mit Alexander Rösner Gameforge zu einem 400-Mann starken Unternehmen mit einem dreistelligen Millionen-Umsatz gemacht. Das ist ein unglaublicher Erfolg. Ich bin einfach eine Gründernatur – was für mich den unternehmerischen Reiz ausmacht und mir wirklich Spaß macht, ist, aus einem kleinen Projekt einen großen Erfolg zu machen. Und je größer eine Firma wird, desto mehr entfernen sich die Aufgaben eines Vorstands von denen eines Gründers. Irgendwann hat dann der Drang, wieder etwas Neues auf die Beine zu stellen, einfach überwogen.

Der Abgang war somit geplant?
Mein Weggang war intern gut vorbereitet. Natürlich haben wir den Wechsel aber erst öffentlich kommuniziert, nachdem wirklich alles geregelt war.

In der sehr knappen und kühlen Pressemitteilung zu ihren Ausstieg kommen Sie allerdings nicht zu Wort. Ärgert Sie das?
Nein, tatsächlich war die Pressemitteilung so mit mir abgestimmt. Wir haben uns natürlich vorher gemeinsam Gedanken darüber gemacht haben, wie wir meinen Weggang offiziell kommunizieren.

Bleiben Sie Gameforge auf irgendeine Weise verbunden?
Ich habe meine Anteile an Gameforge behalten und mich nur aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Ich stehe auch jetzt noch mit Gameforge in engem Kontakt und werde die Firma weiter unterstützen.

Was sind ihre Pläne für die Zukunft?
Ich werde mir zunächst einfach Zeit für mich nehmen und ein bisschen reisen. Ich bin mir sicher, dass ich dann bald wieder auf eine tolle Idee stoße, für die ich mich begeistern kann.

Blicken Sie bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren bei Gameforge so richtig schief gegangen?
Nichts. Ich kann mich tatsächlich an keine Situation erinnern, in der es wirklich tiefergehende Probleme gab.

Und wo haben Sie Ihrer Meinung nach alles richtig gemacht?
Die beste Entscheidung war sicher, auf meinen sicheren Job bei KPMG zu verzichten und statt dessen zusammen mit Alexander Rösner die Gameforge zu gründen. Die letzten sechs Jahre haben unglaublich viel Spaß gemacht und ich hätte für nichts auf der Welt darauf verzichten wollen.

Zur Person
Klaas Kersting, Jahrgang 1979, studierte nach zwei vergeblichen Versuchen Internationale Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt IT in Mannheim. Ende 2003 gründete er gemeinsam mit Alexander Rösner die Browserspieleschmiede Gameforge. Das Unternehmen entwickelt Browserspiele und client-basierte Massive Multiplayer Online Games.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.