Der App Store – Was Entwickler künftig beachten müssen – Gastbeitrag von Christian Häfner

Das iPhone revolutionierte bereits vor wenigen Jahren das Verhalten einer ganzen Generation. Durch ausgereifte Technologie gepaart mit innovativem Design setzte Apple einen bedeutenden Meilenstein in der Smartphone-Welt. Der Erfolg des iPhones resultiert aber […]

Das iPhone revolutionierte bereits vor wenigen Jahren das Verhalten einer ganzen Generation. Durch ausgereifte Technologie gepaart mit innovativem Design setzte Apple einen bedeutenden Meilenstein in der Smartphone-Welt. Der Erfolg des iPhones resultiert aber auch aus dem für Apple eher untypischen, aber genialen Zug den App Store öffentlich zu machen. Über das von Apple zur Verfügung gestellte Software Development Kit (SDK) konnten Entwickler fortan ihrer Kreativität in der Gestaltung eigener Apps freien Lauf lassen. Waren es im Juli 2008 erst 500 Apps, darunter hauptsächlich einfache Spiele, so sind dies heute nur 1,5 Jahre später bereits über 140.000 Apps im App Store. Von Spielen bis hin zu Business-Anwendungen, von einfach bis komplex. Kurzum: der AppStore lässt kaum mehr Wünsche offen.

Wenn es schon alles gibt, warum wächst der App Store exponentiell weiter und was macht künftig den Erfolg einer App aus? Auf den M-Days in München wurde ein wesentlicher Trend deutlich: Immer mehr Dienstleister haben sich “im Markt gefunden” und buhlen nun darum Großaufträge zu gewinnen. Daraus folgt, dass vor allem immer mehr große, namhafte Firmen reagieren und den Trend nicht verschlafen wollen. Derzeit also ein lukrativer Markt für Dienstleister im App-Umfeld.

Gleichzeitig lässt sich über den Sinn und Unsinn der nun wachsenden App-Flut philosophieren. Ein paar Beispiele zeigen vielleicht, warum: Becks, Zara, Philadelphia oder Porsche. Alles namhafte und starke Marken, und alle mit einer eigenen kostenlosen Apps im App Store vertreten. Was sie tun? Bilder, Produktinformationen oder abgezweigte Drittinformationen wie Events bei Becks anzeigen. Die Frage nach dem Sinn dieser Apps kann letztlich jeder für sich selbst beantworten. Ob sie den App Store jedoch langfristig dominieren werden, wage ich zu bezweifeln.

Aufgrund der wachsenden Vielfalt an Apps wird besonders die Frage nach dem Nutzen der hinzukommenden Apps interessant. Der Mehrwert durch neue Apps für die iPhone-Gemeinde wird vermutlich abnehmen. Hauptgrund dafür ist mittlerweile erreichte Reife des App Stores, die defacto die meisten, wenn nicht alle, Bedürfnisse erfüllt. Natürlich ermöglichen technologische Innovationen immer wieder neue Nischen aus denen neue Bedarfe entstehen. Auf die “zu füllenden Bedarfslücken” reagieren jedoch i.d.R. viele mehr Entwickler mit Apps, als es nötig ist um den Bedarf zu stillen. Das bedeutet nicht, dass der Nutzen ausschließlich bei Marken-Apps zu hinterfragen ist. Das Ziel vieler Auftraggeber liegt jedoch aktuell eher darin Präsenz zu zeigen als eine wirklich “coole, für den Nutzer mehrwertbringende Applikation” zu zeigen. Mit anderen Worten: es geht um Werbung!

Zwar ist der AppStore offen, langfristig wird er aber von den Nutzern gesteuert. Ein Beispiel: Die Porsche-App registriert ein Marken-affiner Nutzer z.B. im Store, schaut sich die Screenshots an und lädt sie ggf. auf sein iPhone. Nach nur einer Benutzung erscheint der Inhalt langweilig und die App wird wieder gelöscht. Ist das das Ziel, was die Porsche-Marketingabteilung angestrebt hat? Vielleicht! Präsenz zeigen ist das Ziel! Habe ich den langfristigen Anspruch der Nutzer erfüllt? Eher nicht!

Nutzer haben andere Ansprüche! Damit eine App langfristig auf dem iPhone bleibt muss sie folgende Kriterien erfüllen:

1. Sie muss einen erkennbaren Mehrwert liefern. Meist bestätigt durch den”Wow-Effekt”, also etwas Unerwartetem. Beispiele sind z.B. Apps zum Auto finden oder eine App, die mir den Busfahrplan aktuell auf mein Handy zaubert. Dinge, die meinen Alltag erleichtern.

2. Usabilty: es geht darum, schnell, einfach und gezielt bestimmte Informationen zeitgenau abrufen zu können. Umständliches Weiterleiten wirkt hier z.B. eher unattraktiv.

3. Sie muss fokussierte Informationen liefern: eine App sollte idealerweise schon im Namen verraten, was sie tut. Dass ich z.B. bei Becks auch Events finden kann wird erst auf den zweiten Blick sichtbar. Ob es Gutscheine, Fahrkarten oder Sehenswürdigkeiten sind, zu jedem Bedürfnis habe ich (in der Zukunft) die richtige App parat.

Fazit
Aktuell ist die Werbewirksamkeit der starken Marken vielleicht noch ausreichend stark, sodass ein abnehmender Trend in der Entwicklung vermeintlich nutzenbefreiter Apps erst mittel bis langfristig zu erwarten sein wird. Für die Zukunft gilt jedoch ganz klar: Nutzen und Qualität wird sich unter den Apps durchsetzen! Nutzer werden “sinnlose” Apps seltener bis gar nicht mehr laden und damit die Attraktivität für Auftraggeber solcher Apps nehmen. Ob es sich für die Firmen dann noch lohnt wird sich zeigen. Ein gegenläufiger Trend könnte jedoch auch durch die technologischen Entwicklungs-Kits für Apps sein, die die aktuelle Flutwelle erst noch einmal richtig groß werden lässt.

Zur Person
Christian Häfner arbeitet seit 2008 im IT-Projektmanagement für die Otto Group. Seit mehreren Jahren beschäftigt er sich intensiv mit den Themen Location based Services, Mobile und Software as a Service. Christian ist Entrepreneur aus Leidenschaft und aktiv in online Unternehmungen wie Fastbill (www.fastbill.com) involviert. Zudem arbeitet er aktuell an einem Start-up im mobilen Umfeld. Über die Fortschritte und Erfahrungen bloggt er regelmäßig auf StartUpTank.de. Christian freut sich jederzeit über Inspiration und Denkanstöße sowie Austausch zu Theorien und Erfahrungen.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.