“In wieweit Google unser Patent verletzt, wird derzeit geprüft” – Michael Keferstein von CaptchaAd im Interview

Seit November 2008 verknüpft CaptchaAd (www.captchaad.com) Spam-Schutz mit Online-Werbung. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer und Geschäftsführer Michael Keferstein über mächtige Konkurrenten, Patentanträge und verheißungsvolle Gespräche in den USA. Microsoft hat – genauso […]

Seit November 2008 verknüpft CaptchaAd (www.captchaad.com) Spam-Schutz mit Online-Werbung. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer und Geschäftsführer Michael Keferstein über mächtige Konkurrenten, Patentanträge und verheißungsvolle Gespräche in den USA.

Microsoft hat – genauso wie Sie – einen Patentantrag eingereicht, um sich Captchas auf der Basis von Werbung schützen zu lassen. Ist dies das Ende von CaptchaAd?
Im Gegenteil, das beweist viel mehr, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Patentantrag von Microsoft beschäftigt sich zwar auch mit Captcha-Advertising, allerdings beschränkt sich Microsofts Idee darauf, Werbe-Captchas mittels statischer Bilder oder Audio zu vermarkten. Wir hingegen nutzen interaktive Werbe-Videospots mit denen wir noch zusätzlich den Spam Schutz eines Captchas verbessern. Laut einer Stellungnahme unserer Patentanwälte liegen die Patente damit weit genug auseinander.

Haben Sie schon Kontakt mit Microsoft aufgenommen, vielleicht können Sie Microsoft von Ihrem Ansatz überzeugen?
Wir stehen schon seit einiger Zeit in Kontakt mit Microsoft. Das von ihnen auch ein Patent auf Captcha-Advertising eingereicht wurde, war für uns eine Überraschung, dass sie allerdings an dem Thema der Vermarktung von Captchas interessiert sind, wussten wir bereits.

Das CaptchaAd-Prinzip, statt unleserlichen Captchas kurze Video-Clips anzuzeigen, haben Sie zum Patent angemeldet. Was genau ist an Ihrem Konzept patentwürdig?
Unsere Technik kann den Spam-Schutz eines Captchas verbessern, beinhaltet eine neue Art der aktiven Auseinandersetzung mit Werbung und verschiedene technische Mechanismen, diese auszuliefern. Wir glauben, dass wir mit unserer Patentschrift sehr gute Aussichten in Amerika haben und auch vom europäischen Patentamt kamen schon positive Reaktionen.

Google hat vor einigen Wochen ebenfalls eine neue Captcha-Lösung präsentiert. Angedacht ist ein Captcha-System aus YouTube-Videoclips. Dies kommt Ihrem Ansatz schon recht nahe, oder?
Das ist tatsächlich ein ähnlicher Ansatz. In wieweit Google damit unser Patent verletzt, wird derzeit geprüft. Zudem wurde vor wenigen Tagen bekannt, dass Google die Firma reCaptcha gekauft hat, die sich auf die Digitalisierung von Buchinhalten spezialisiert hat. Bei dem System von reCaptcha werden dem User Wörter aus Schriften präsentiert, die er erkennen und eintippen muss. Somit fließt die geistige Leistung des Users in Buchdigitalisierungsprojekte ein bei denen Bücher und Zeitschriften für Internet Archive erstellt werden. reCaptcha schaltet nach eigenen Angaben mehr als 30 Millionen Captchas täglich. Wir sind gespannt, ob und wie Google diese enorme Reichweite für andere Monetarisierungsarten nutzen wird.

Google, Microsoft – sie legen sich offenbar nur mit den ganz Großen an. Wie wollen Sie sich gegen diese Dickschiffe durchsetzen?
Als wir mit CaptchaAd anfingen, war uns natürlich klar, dass es nicht nur für uns interessant sein könnte, ein Potential von derzeit täglich rund 250 Millionen ausgefüllten Captchas, das heißt weltweit rund 7,5 Milliarden unleserlichen Captchas im Monat – Tendenz steigend –, zu monetarisieren. Dass die Großen allerdings auch schon Lunte gerochen hatten, haben wir da noch nicht geahnt. Bislang hat Microsoft allerdings noch nicht versucht, eine Anwendung aus der Idee zu entwickeln und Google hat noch keinen Bezug zur Onlinewerbung aufgezeigt. Wir hingegen sind mit unserer Affiliate-Variante des Captcha-Advertisings schon seit fast einem Jahr im Markt und aufgrund der gesammelten Erfahrungen davon überzeugt, dass durch die Kombination der derzeit explodierenden Trendbereiche Spam-Schutz und Online-Video-Advertising ein neues Marktsegment für unsere interaktiven Video-CaptchaAds entsteht, in dem sich die verschiedensten Geschäftsmodelle etablieren werden. Da wird neben den großen Playern auch noch mehr als genug Platz für die CaptchaAd GmbH sein.

Im Februar folgte der offizielle Startschuss von CaptchaAd. Was haben Sie seitdem erreicht?
Durch unsere Affiliatevariante, die wir bereits seit November 2008 auf ersten Webseiten getestet haben und mit der wir seit Anfang 2009 dann an den Start gegangen sind, haben wir den Beweis erbracht, dass CaptchaAds für den User einfach zu lösen sind und auch an kritischen Stellen die Abbruchquote seitens der User nicht zunimmt. Darauf aufbauend haben wir aktuell unsere nächste Generation von CaptchaAd gestartet. Seit vergangener Woche läuft auf Deutschlands größtem Onlinespiel, Pennergame.de, die weltweit erste Video-Captcha-Advertising-Kampagne, bei der wir Universal Pictures Germany als Werbepartner gewinnen konnten. Schließlich haben wir jüngst mit der mediaroute GmbH einen hervorragenden und innovativen Vermarkter gefunden, der uns beim Roll-Out und der weiteren Marktdurchdringung unterstützt.

Was sind die Pläne für die kommenden Monate?
Unsere Priorität eins ist erst einmal der reibungslose Start der Video-CaptchaAds in diesem Monat. Natürlich sprechen wir in diesem Zusammenhang mit verschiedenen Webseiten und wollen in den nächsten Monaten viele weitere Kooperationspartner gewinnen. Schließlich wollen wir Webseiten sowie Werbetreibenden beweisen, dass wir mit CaptchaAd eine sinnvolle Ergänzung oder Alternative zur klassischen Videowerbung entwickelt haben.

Wollen Sie mit CaptchaAd vorerst nur den deutschen Markt bedienen oder denken Sie bereits an eine Internationalisierung?
Das Patent haben wir bewusst zunächst in Amerika angemeldet und mein Mitgründer Jan Philipp Hinrichs war vor kurzem im Silicon Valley und konnte dort sehr wertvolle Kontakte herstellen und verheißungsvolle Gespräche führen. Wir haben extrem positives Feedback bekommen und wurden mehrfach aufgefordert, doch direkt in den USA zu starten. Wir werden weiter an unserem Kurs festhalten, zuerst in Deutschland an den Markt zu gehen, allerdings intensivieren wir die Kontakte nach Amerika und werden so bald wie möglich auch dort an den Start gehen.

Wo steht CaptchaAd in einem Jahr?
In einem Jahr wird CaptchaAd als eine interaktive Werbeform etabliert sein, die eine deutlich höhere Werbewirkung besitzt als alle vergleichbaren Videowerbungen. An vielen Stellen werden Webseiten CaptchaAds einsetzen um Spam-Bots abzuhalten, oder ihren Premium-Content besser zu monetarisieren. Wir werden in Deutschland Marktführer auf dem Gebiet des Captcha-Advertising sein und unterstützt durch unsere Kooperationspartner in Amerika auf einigen größeren internationalen Portalen im Einsatz sein.

Zur Person
Michael Keferstein, Jahrgang 1982, ist zusammen mit Jan Philipp Hinrichs und Thomas Zumtobel Mitgründer von CaptchaAd. Der Wunsch sein eigenes Unternehmen zu gründen führte dazu, dass er schon während seines Wirtschaftsstudiums in Köln mit den Schwerpunkten Unternehmensführung und Merger & Acquisition Businesspläne schrieb und an der Konzeption und Entwicklung verschiedener Start-up-Projekte mitarbeitete. Neben verschiedenen Praktika sammelte er auch Erfahrungen als Projektleiter in einer Internetagentur.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.