Fünfzehn Fragen an Christopher Cederskog von kontoblick

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein? Es ist mir sehr wichtig, Innovationen voranzutreiben. Langwierige Entscheidungsprozesse, wie ich sie aus meiner vorhergehenden Tätigkeit bei einer großen Bank gewohnt war, kann ich […]

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Es ist mir sehr wichtig, Innovationen voranzutreiben. Langwierige Entscheidungsprozesse, wie ich sie aus meiner vorhergehenden Tätigkeit bei einer großen Bank gewohnt war, kann ich nun umgehen bzw. erheblich beschleunigen. Ich habe die Freiheit, Ideen direkt mit meinem Team umzusetzen, und wir erfahren die Reaktion der Kunden aus erster Hand.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Gelegenheit entstand schon vor einigen Jahren aus einem persönlichen Bedürfnis. Als Berufseinsteiger wuchs nicht nur das Einkommen, sondern es stiegen ebenfalls die Ausgaben. Finanzverwaltung wird schnell unübersichtlich und aufwendig und weder Excel noch kostenpflichtige Desktopanwendungen bieten eine zufriedenstellende Lösung für dieses Problem. International gab es schon ein paar gute Ansätze, wir haben ein Modell entwickelt, das auf den deutschen Markt zugeschnitten ist.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Von einigen privaten Investoren, aber auch vom European Founders Fund und Holtzbrinck Ventures.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Die größte Schwierigkeit lag in der Komplexität und Sensibilität des Themas selbst. Um eine anschauliche Darstellung der Finanzaktivitäten zu erhalten, mussten wir eine völlig neuartige und recht komplexe Anwendung entwickeln. Zudem mussten viele rechtliche und technische Hintergründe im Detail geklärt sein, um Sicherheit und Datenschutz zu gewährleisten. Die Sicherheit und der Datenschutz der Kunden waren von Beginn an unsere oberste Prämisse.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir würden sicherlich noch mehr Zeit in die Personalsuche investieren. Das ist enorm wichtig. Da wir ein kleines Team sind, ist es umso wichtiger, dass wir uns perfekt ergänzen und verstehen. In unserem jetzigen Team haben wir das nun geschafft. Das Team ist top und wir sind sehr zufrieden.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Für unser Thema sind PR und Kooperationen sicherlich die wichtigsten Instrumente. Daneben machen wir auch SEM und SEO.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Eine tatkräftige Unterstützung erhalten wir von unseren Familien, Partnern und Freunden.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Gerade als junges Unternehmen ohne große Reputation ist es oft schwierig, Mitarbeiter zu rekrutieren. Dennoch ist dies einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren und darf nicht vernachlässigt werden. Wir investieren viel in die Mitarbeitersuche und haben auch viel Glück gehabt, aber der Kampf um die besten Talente geht weiter.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass er sich für Gründungszentren in allen großen Städten Deutschlands einsetzt. Dort könnten Gründer günstig Büroflächen mieten, sich verstärkt mit anderen Gründern austauschen und von deren Erfahrungen profitieren. Man würde viele Synergien und Gemeinsamkeiten entdecken und könnte so schneller mehr erreichen. Im kleinen Rahmen gibt es dies in einigen Städten, doch bisher mangelt es an einem organisierten, städteübergreifenden Konzept.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich wäre immer noch bei der Deutschen Bank, da mich Finanzen schon immer interessieren.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Ich würde mich gerne bei mymuesli umschauen. Sie haben es mit einem auf den ersten Blick wenig aufregenden Produkt so sehr in den Mainstream geschafft, dass es mittlerweile Nachahmer in Hülle und Fülle gibt. Ich vermute allerdings, dass Mäuse dort nicht sonderlich beliebt sind.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Das Nachkriegsdeutschland ist für mich eine der spannendsten Epochen. Zu der Zeit wurde durch viele kleine Innovationen und mit großer Motivation die Grundlage für das spätere Wirtschaftswunder gelegt. Ich fände es äußerst spannend, dies aus erster Hand zu erleben. Diese Mentalität vermisse ich zur Zeit noch in Deutschland, bin aber überzeugt, dass wir uns auf dem Weg dahin befinden.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Die erste eigene Wohnung und einige Spielereien sollten drin sein. Trotzdem würde ich weiterhin meine Ausgaben mit Hilfe von kontoblick im Blick behalten. Dann kann ich sicher sein, dass die Million nicht schneller ausgegeben ist, als gedacht.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ausschlafen, lecker Frühstücken, (zu wenig) Sport, und natürlich den Tatort im Ersten.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Josef Ackermann, Martin Blessing, Stefan Jütte, Heinrich Haasis und Ben Tellings. Ich habe da eine spannende Anwendung, wir sollten uns über die Zukunft Eures Privatkunden-Geschäftmodells unterhalten.

Zur Person
Christopher Cederskog, Jahrgang 1982, gründete 2008 zusammen mit seinem Studienfreund Philipp Erler kontoblick (www.kontoblick.de), Deutschlands führende webbasierte Anwendung für persönliche Finanzverwaltung. Zuvor wirkte er in verschiedenen Positionen bei der Deutschen Bank, bei der Mitsubishi Motors Corporation und SEB.

Veronika Hüsing

Geboren 1978, studierte Soziologie, Politik und Psychologie an der Freien Universität in Berlin. Erste journalistische Erfahrungen sammelte sie im Jahr 2000 im Onlineressort des Medienfachdiensts “kressreport”. Ein Jahr später zog es sie ins Ruhrgebiet zu “Unicum”. Seit 2008 gehört Veronika Hüsing zum Redaktionsteam von deutsche-startups.de.