Das ganze Web ist ein Spiel

Neben dem Dauerbrenner E-Commerce boomt derzeit das Spielesegment. Am laufenden Band entstehen im Internet neue Spieleschmieden und -plattformen. Die Gründe liegen auf der Hand: Während klassische PC-Spiele an Boden verlieren, zieht der Markt […]

Neben dem Dauerbrenner E-Commerce boomt derzeit das Spielesegment. Am laufenden Band entstehen im Internet neue Spieleschmieden und -plattformen. Die Gründe liegen auf der Hand: Während klassische PC-Spiele an Boden verlieren, zieht der Markt für Web-Spiele in Deutschland rasant an. “So stieg der Umsatz mit Online-Games zwischen 2003 und 2007 um durchschnittlich knapp 20 % per annum und erreichte ein Volumen von 115 Milllionen Euro”, heißt es in einer Studie der Deutschen Bank. Bei einem Gesamtumsatz von rund 1,6 Milliarden im Jahre 2007 zählen Online-Games hierzulande “aber auch weiterhin zu den kleinen Games-Segmenten”. Die weiteren Aussichten darf man getrost als rosig bezeichnen: Die Zukunft der Spiele-Industrie liegt im mobilen Segment und im Internet. Auch die Mehrheit unserer Leser sieht dies so: Beachtliche 60 % aller Web-Professionals rechnen laut zwei.null trends, einer Kooperationsstudie von deutsche-startups.de und dem Internet-Marktforscher Innofact, damit dass Online-Games in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen werden.

Das Refinanzierungsmodell – entweder über den Verkauf von virtuellen Gegenständen, Premiumaccounts oder dem Einsatz von Kleinstbeträgen – ist bei Online-Spielen fast eine sichere Bank. Die Mehrheit unserer Leser (69 %) sieht in Bezug auf die Finanzierung von Online-Games einen Trend in Richtung ins Spiel integrierter Werbung. An Abomodelle für Spieleplattformen glauben nur 51 %. Wie lukrativ das Spielesegment sein kann, haben die beiden erfolgreichen Browserspieleschmieden Bigpoint (www.bigpoint.de) und Gameforge (www.gameforge.de), die beide mit dem Verkauf von virtuellen Gegenständen Millionenumsätze erwirtschaften, bereits vorgemacht. Ein weiteres Erfolgskonzept aus deutschen Landen ist GameDuell (www.gameduell.de). Die Spiele-Firma finanziert sich über den Einsatz von Kleinstbeträgen. Im vergangenen Jahr investierte Wellington Partners stattliche 11 Millionen Euro in das Berliner Unternehmen für Casual Games. deutsche-startups.de stellt einige der spannendesten Neueinsteiger und einige alte Hasen im Boomsegment Online-Spiele einmal genauer vor.

Fettspielen
Die schwarzgraue Spielecommunity Fettspielen.de (www.fettspielen.de) richtet sich an Spieler zwischen 12 und 15 Jahren. Diese finden auf der Plattform mehrere hundert kostenlose Spiele. Eine Registrierung oder ein Download sind nicht nötig, um in die bunte Welt der Spielesammlung einzutauchen. Bei den allermeisten Spielen handelt es sich um lizenzfreie Spiele. Ähnlich wie Miniclip, Jetztspielen.de (www.jetztspielen.de), Spielaffe.de (www.spielaffe.de) oder Coolespiele.com (www.coolespiele.com) bündelt Fettspielen.de freiverfügbare Spiele auf einer Website. Eine simple Idee mit hohem Nutzwert für passionierte Online-Daddler. Von dieser und der unzähligen weiteren Konkurrenz wollen sich die Karlsruher durch eine Community drumherum, in der sich die Nutzer der Seiten austauschen und über die Spiele plaudern können, abgrenzen. Zu den Investoren gehört Holtzbrinck Ventures.

Gimigames
Mit gimigames (www.gimigames.de) ging Ende Juni eine Mischung aus Skill- und Social Gaming online. Zum Start gab es mit einer Memory-Version, einem Mathespiel und einem Wortfindegame eine  gelungene Mischung aus den derzeit angesagten Gehirnjoggingspielen und beliebten Klassikern. Alle Spiele bei gimigames leben davon, dass mehrere Leute gleichzeitig gegeneinander spielen können – auch über Ländergrenzen hinweg. Mit dem Start in Deutschland gingen auch eine englische und eine französische Version online. Gespielt wird bei gimigames in mehreren Runden um echtes Geld. Der Mindesteinsatz beträgt 5 Cent. Die schnellste Hälfte der Mitspieler, die das Spiel lösen, kommt in die nächste Runde. Nach jeder Runde können die Spieler entscheiden, ob sie weiterspielen oder ihren Gewinn, der sich jede Runde verdoppelt, mitnehmen möchten. Als Hauptinvestor stieg im Juli DuMont Venture bei gimigames ein.

Goodgame Studios
Zwei lasziv dreinblickende junge Menschen mit Pokerkarten in den Händen begrüßen den Besucher, der sich auf die Startseite von Goodgame Studios (www.goodgamestudios.com) klickt. Die Hamburger Spieleschmiede hat im Sommer die Beta-Phase für ihr erstes Spiel “Goodgame Poker” eröffnet. Anders als erwartet, kommt echtes Geld bei Goodgame nicht ins Spiel – es geht rein um den Spielspaß. Einnahmen möchte das junge Unternehmen über den Verkauf von virtuellen Gütern erzielen. Spieler können Geld für verschiedene Pakete an Chips sowie Goldbarren investieren und ihren Avatar individuell gestalten. In einem Shop lassen sich ein neues Aussehen, Kleidung und Extras kaufen. Poker ist das erste Spiel. Schon sichtbar aber noch nicht spielbar sind Games wie Bubbles, Backgammon, Colorix und Yahtzy.

Innogames
Wer von den erfolgreichsten Browserspielen im Lande spricht, landet schnell bei Die Stämme (www.die-staemme.de). Die Erfolgsgeschichte nahm 2003 ihren Lauf: Damals begannen die Brüder Eike und Hendrik Klindworth gemeinsam mit Michael Zillmer mit der Entwicklung des Browserspiels. Anfang 2007 folgte die Gründung von InnoGames (www.innogames.de). Inzwischen beschäftigt das junge Unternehmen über 50 Mitarbeiter und weltweit rund 60 Community Manager als Teilzeitkräfte. Lange Zeit war InnoGames ein Einspiele-Unternehmen. Mit The West (www.the-west.de) starteten die Hamburger aber inzwischen ein zweites Browerspiel. Das Spiel liegt mittlerweile in 18 Sprachversionen vor und verfügt nach Unternehmensangaben über rund zwei Millionen Nutzer. Das dritte Spiel trägt den Namen Grepolis (www.grepolis.de) und geht im September an den Start. Ein viertes Projekt steht schon in den Startlöchern.

Jump Jupiter
Mit ihrem actionorientierten Jump’n’Run-Multiplayerspiel Jump Jupiter (www.jumpjupiter.com) wollen Stefan Klemm und Dominik Willers aus dem Hause spotsonfire (www.spotsonfire.com), die von Tipp24-Gründer Marc Peters unterstützt werden, den Browserspielemarkt um ein neues Segment bereichern. Das Spielprinzip sollte unzähligen Spielern und selbst Gelegenheitsspielern bestens vertraut sein. Zum Anfang von Jump Jupiter steht die kleine Spielfigur, die die Nutzer an ihre farblichen Vorlieben anpassen können, neben den Trümmern einer zerstörten Rakete. Zunächst geht es darum, vier Teile zu suchen, mit denen man diese Rakete wieder flott machen kann. Neben dem Jump’n’Run-Spielmodi, bei dem es darum geht, den jeweiligen Level zu meistern, gibt es bei Jump Jupiter noch einen Battle- und einen Chillout-Modus. Finanzieren soll sich das Spiel über den Verkauf von Gegenständen und Premium-Accounts.

MegaZebra
Mit mehreren Spielen buhlt das Start-up MegaZebra (www.megazebra.com), welches von Henning Kosmack, Steffen Müller, Christian Meister und Mark Gazecki gegründet wurde, bei Facebook um spielfreudige Nutzer – darunter eine Kniffel-Adaption mit dem Namen Yazzy, Mahjong und ein Sudoku-Spiel. Der Clou dabei: Im Gegensatz zu den anderen Spieleplattformen können Nutzer bei den sogenannten Social Games von MegaZebra direkt mit ihren Freunden spielen. Bestenlisten für den Freundeskreis bei den einzelnen Spielen heizen dieses Spielprinzip zusätzlich an. Die MegaZebra-Macher wollen langfristig über den Verkauf von virtuellen Gegenständen, Geldspiele und Werbung Kohle verdienen. In den USA haben Social-Games-Anbieter wie Zynga schon ein sehr breites Spieleangebot in ihrem Portfolio. Das MegaZebra-Team konzentriert sich deswegen vorrangig auf den europäischen Markt.

MobileBits
Mit MobileBits (www.mobilebits.de) gehen Karsten Wysk und Benjamin Nitschke, die bereits die Sport-Community meinSport.de (www.meinsport.de) zum Laufen gebracht haben, unter die Daddler. Gemeinsam mit Boje Holtz und Leif Griga haben sie im März dieses Jahres MobileBits aus der Taufe gehoben. Unter dem Namen exDream sind Nitschke, Griga, Holtz und Wysk bereits seit 1994 in Sachen Spiele unterwegs. Das neue Unternehmen MobileBits hat sich auf die Entwicklung von Social Casual Games für Mobiletelefone spezialisiert. Das erste Spiel des Start-ups heißt iSkat. Das Multiplayer-Game für das iPhone soll mit dem Kartenspiel erfahrene Skatfreunde wie Anfänger gleichermaßen an den virtuellen Tisch bringen. iSkat ist in einer kostenlosen Demo- und einer kostenpflichtigen Voll-Version verfügbar. Wer das Spiel gestestet hat, kann die Vollversion für 99 Cent im AppStore kaufen.

Morgen geht es weiter mit: Northworks, Panfu, Pennergame, Playnik, Quizzen ist Geld, Red Moon Studios, Sauspiel und Seal Media.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.