Fünfzehn Fragen an Nils Asmussen von Transmedic

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein? Ich kann tun und lassen was ich möchte. Das ist klasse. Allerdings endet diese Freizügigkeit nicht in ausgedehnter Freizeit sondern eher in etwas mehr […]

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich kann tun und lassen was ich möchte. Das ist klasse. Allerdings endet diese Freizügigkeit nicht in ausgedehnter Freizeit sondern eher in etwas mehr Arbeit. Insgesamt ist es jedoch ein gutes Gefühl, endlich alle meine Ideen auch umsetzen zu können.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Im Sommer 2008 war meine Mutter auf der Suche nach einer Kur. Als ich ihr hierbei helfen wollte, bemerkte ich, wie miserabel das Angebot im Internet ist. Somit schauten Jan Seifried, dem zweite Gründer im Bunde und ich uns den Bereich Gesundheit und Reisen genauer an und waren von der Notwendigkeit eines Start-ups schnell überzeugt.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Transmedic ist durch eine Reihe von Business Angels finanziert. Da unser Businessmodell sehr “geldnah” ist und unser Markt auf der Kreuzung der drei Megatrends “Demografischer Wandel, Internet und private Gesundheitsausgaben” liegt, war die Finanzierung nie ein großes Thema bei uns. Wir denken allerdings daran evtl. im späten Sommer/Herbst eine Kapitalerhöhung durchzuführen, die anschließend eine noch stärkere Expansion ermöglicht.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Vielleicht hätten wir uns nicht die zwei Woche nach der Lehman-Pleite mit einem Minus von knapp 30% im Dax zur Finanzierung/Gründung raussuchen sollen sondern die zwei davor. Dann hätte ich jetzt noch ein paar Nerven mehr…

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Sicherlich gibt es hier das eine oder andere, doch das werde ich an dieser Stelle nicht verraten. Im Großen und Ganzen bin ich mit der Entwicklung von Transmedic und Kur-Atlas sehr zufrieden und würde die wichtigen Entscheidung wieder genau so treffen wie ich das getan habe.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Natürlich nutzen wir verschiedenste Arten des Marketing: SEO, SEM, PR etc. Momentan bauen wir den Bereich Kooperationen/Affiliate-Marketing stark aus. Interessenten mit Reach zu unserer Zielgruppe sind herzlich eingeladen sich bei mit zu melden.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Insbesondere meine Freundin Julika Bleil, die mit allyve ein wirklich beeindruckendes Start-up gegründet hat, hat mich in der Idee unterstützt. Danke an dieser Stelle.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Ich sehe bei Freunden und Bekannten häufig, dass diese lediglich mit einer PPT-Präsentation ausgestattet von VCs Geld einsammeln möchten. Hier mein Tipp: Ich schätze, dass derzeit max. 1-2 solcher “Papier-Investments” pro Jahr von VCs getätigt werden. Gründer in diesem Stadium sollten ein paar VCs kontaktieren, um zu lernen und ihre Story zu schärfen. Vielleicht hat man Glück und gehört zu diesen 1-2en, wenn nicht sollte man sich darauf konzentrieren erste Fakten zu schaffen und sich um Geld von Business Angels und Fördermitteln etc. bemühen.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Weniger Bürokratie und übersichtlichere Start-up-Förderung. Es gibt “gefühlte” 1.368 Fördermöglichkeiten von Bund, Ländern, Städten, IHKs, Arbeitsämtern, KfW und sonstigen Institutionen. Ich habe immer das Gefühl, irgendwo da draußen gibt es noch eine Fördermöglichkeit, die genau zu uns passt aber wir noch nicht gefunden haben.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Wahrscheinlich würde ich weiter Konzerne beraten. Ich fand die Zeit bei BCG sehr spannend und wertschaffend. Evtl. würde ich hier versuchen, ein Pro-Bono-Topf für die Beratung junger Start-ups einzurichten.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei DocMorris: Ich würde gerne lernen, wie man neben dem Onlinegeschäft auch offline sehr schnell wachsen kann.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Grundsätzlich lebe ich im Hier und Jetzt. In die Vergangenheit würde ich nur reisen wollen, wenn diese änderbar ist. Sonst ist es wie Geschichte im 3D-Fernsehen.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Reisen, ne große Grill-Party und ich würde noch eine Idee verwirklichen, die Menschen hilft und wirtschaftlich sinnvoll ist.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
An einem schönen Sonntag scheint auch in Hamburg die Sonne. Somit frühstücke ich im Freien und fahre dann mit meiner Freundin an die Ostsee und ärgere sie damit, dass ich viel zu häufig mit dem Handy E-Mails schreibe…

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Herrn Wendelin Wiedeking. Ich hätte gerne gewusst, wie er die Übernahme von dem viel größeren VW-Konzern eingefädelt hat. Anschließend kann ich dann aus seinen Fehlern lernen.

Zur Person
Nach zwei Jahren Beratungstätigkeit bei der Boston Consulting Group gründete Nils Asmussen im September 2008 zusammen mit Jan Seifried die Transmedic GmbH. Gemeinsam mit namhaften Business Angels bauen die beiden mit Transmedic (www.transmedic.de) ein Expedia für Gesundheitsreisen auf.

Veronika Hüsing

Geboren 1978, studierte Soziologie, Politik und Psychologie an der Freien Universität in Berlin. Erste journalistische Erfahrungen sammelte sie im Jahr 2000 im Onlineressort des Medienfachdiensts “kressreport”. Ein Jahr später zog es sie ins Ruhrgebiet zu “Unicum”. Seit 2008 gehört Veronika Hüsing zum Redaktionsteam von deutsche-startups.de.