Bigpoint will Amerika erobern

Nur wenige deutsche Webfirmen wagen den Sprung über den großen Teich. Eine erfreuliche Ausnahme ist das Spielesegment. Im ganz großen Stil drängt nun die Browserspieleschmiede Bigpoint (www.bigpoint.de) in die USA. “Wir stehen in […]

Nur wenige deutsche Webfirmen wagen den Sprung über den großen Teich. Eine erfreuliche Ausnahme ist das Spielesegment. Im ganz großen Stil drängt nun die Browserspieleschmiede Bigpoint (www.bigpoint.de) in die USA. “Wir stehen in den Startlöchern, um es mit dem großen, markenorientierten US-Markt aufzunehmen”, sagt Gründer und Geschäftsführer Heiko Hubertz. Die amerikanische Bigpoint-Filiale wird von Thom Kozik, der früher unter anderem für Microsoft und Yahoo gearbeitet hat, geleitet. Die starke Expansion von Bigpoint auf den US-Markt kommt nicht überraschend, schließlich sind GMT Communications Partners (GMT) und Peacock Equity Fund, der Investment-Arm der TV-Sendergruppe NBC Universal seit Sommer dieses Jahres beim Hamburger Unternehmen an Bord. Satte 110 Millionen Dollar legten die Amis für Bigpoint auf den Tisch. Einen großen Anteil bei der Eroberung der amerikanischen Spieler nehmen für Bigpoint Partnerschaften mit NBC-Ablegern wie Character Arcade (USA Network) und dem Game Center (SciFi Channel) ein. Weitere Kooperationen mit der großen und mächtigen NBC-Universal-Familie sind geplant. Dadurch dürfte es Bigpoint leicht fallen, sich schnell einen Namen in den USA zu machen. Weitere Punkte sollen neue Spiele aus dem Casual-Games-Segment und Spiele zu verschiedenen Fernsehsendungen bringen. Dadurch, dass viele NBC-Produkte auch in anderen Ländern erfolgreich laufen, könnte sich dieses Engagement gleich mehrfach für Bigpoint lohnen.

Konkurrent Gameforge (www.gameforge.de) sprang bereits vor etlichen Monaten im großen Stil über den Teich. Zudem war eine strategische Kooperation mit der Computerspielefirma Frogster Interactive geplant: Die beiden Spiele-Publisher wollten gemeinsam ein Unternehmen in den USA gründen, welches die Vermarktung des Frogster-Spiels “Runes of Magic” übernehmen sollte. Grundlage dafür sollten die mehr als zwei Millionen Spieler, die bei Gameforge in den USA bisher registriert sind, seien. Frogster blies die Sache dann aber ab: Die freundschaftlichen Verhandlungen über das vereinbarte Joint Venture hätten “erhebliche Interessenkonflikte offenbart” teilte das Unternehmen kürzlich mit. Unabhängig davon ist Gameforge ebenso wie Bigpoint extrem gut im Geschäft: Das Karlsruher Unternehmen peilt im kommenden Jahr einen Umsatz im dreistelligen Millionenbereich an. Außerdem ist geplant, mindestens 150 neue Mitarbeiter einzustellen. “Wir gehen davon aus, dass uns die Rezession sogar einen weiteren Wachstumsschub verschaffen wird”, sagt Klaas Kersting, Vorstandschef von Gameforge. “Der Vorteil liegt in unserem Geschäftsmodell. Die klassischen Spieleentwickler sind auf die Bereitschaft der Kunden angewiesen, Geld für ein Spiel auszugeben, ohne zu wissen, ob es ihnen wirklich Spaß macht. Diese Bereitschaft wird in Zukunft deutlich sinken.”

“Mehr als 200 Millionen Menschen nutzen das Internet als Spieleplattform”

Mit der Online-Spieleplattform GameDuell (www.gameduell.de) schickt sich zu guter Letzt eine weitere deutsche Webfirma aus dem Spielesegment an, die USA zu erobern. Schon seit längerem sind die Hauptstädter jenseits der deutschen Sprachgrenze aktiv – offenbar mit Erfolg. “Die Ergebnisse in Frankreich und Spanien zeigen, dass unsere Marketing-Strategie international erfolgreich ist und unser Know-how bei der Entwicklung von Online-Spielen und beim Aufbau einer Spieler-Community die internationale Nachfrage antreibt. Wir wollen unseren Vorsprung jetzt nutzen, um in weitere europäische Märkte sowie in die USA zu expandieren”, sagte GameDuell-Geschäftsführer Kai Bolik nach der letzten Finanzierungsrunde im Sommer. Stattliche 11 Millionen Euro pumpte Wellington Partners in GameDuell. Die Spieleplattform ging 2003 an den Start. Frank Böhnke von Wellington sieht für das GemeDuell-Konzept ein enormes Marktpotenzial: “Weltweit nutzen bereits mehr als 200 Millionen Menschen das Internet als Spieleplattform und immer mehr Spieler wollen sich hier in Turnieren messen. Mit seiner ausgefeilten Technologie, der mehrjährigen Erfahrung und einem exzellenten Management-Team hat GameDuell die Chance, diesen Zukunftsmarkt weltweit zu prägen.” Wobei die Konkurrenz im amerikanischen Spielesegment beachtlich ist. Dennoch hat auch GameDuell gute Chance ein ordentlicher deutscher Exportschlager zu werden – ebenso wie Bigpoint und Gameforge.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.