“Wir haben das Ziel immer vor Augen” – Friedrich Schwandt von Statista im Interview

Die Jury hat entschieden. Statista wurde zum Start-up des Jahres 2008 gewählt: Welche Bedeutung hat der Gewinn des Titels für Sie? Stellen Sie sich vor, Sie laufen regelmäßig um die Hamburger Außenalster; exakt […]

Die Jury hat entschieden. Statista wurde zum Start-up des Jahres 2008 gewählt: Welche Bedeutung hat der Gewinn des Titels für Sie?
Stellen Sie sich vor, Sie laufen regelmäßig um die Hamburger Außenalster; exakt 7,5 km, nicht mehr und nicht weniger. Dann beschließen Sie kurzfristig einen Marathon zu laufen. Am Tage des Laufes brennt die Sonne besonders heiß. Bei Kilometer 15 reicht Ihnen jemand eine Flasche Wasser. Sie sind unglaublich glücklich – wissen aber, dass es bis zum Ziel noch etwas dauert. Der Preis zum “Start-up des Jahres” ist die Flasche Wasser. Wir sind unglaublich durstig, aber auf dem richtigen Weg und haben das Ziel immer vor Augen.

Ihnen ist es innerhalb kurzer Zeit gelungen, den Statistik-Dienst fest in den Köpfen der Web-Welt zu etablieren. Wie lautet Ihr persönliches Erfolgsrezept?
– Mache etwas mit Freunden und nicht allein. Allein wäre ich vermutlich schon oft gescheitert.
– Mache nur etwas, was du liebst und verstehst. Beides muss nicht immer zusammenfallen – ich liebe zum Beispiel meine Frau sehr innig…

Was waren die größten Herausforderungen, die in den letzten Monaten überwunden werden mussten?
– Menschen davon zu überzeugen, dass Statistiken spannend und interessant sind.
– Datenpartner davon zu überzeugen, dass wir ihnen nutzen, nicht schaden.
– Die Daten, die in den unterschiedlichsten Formaten vorliegen, davon zu überzeugen, dass sie in eine einheitliche Datenbank gehören.

Erfolgreiche Konzepte werden gerne kopiert. Mit welcher Strategie versuchen Sie, immer eine Nasenlänge voraus zu sein?
Statista aufzubauen und zu betreiben ist sehr anspruchsvoll, kompliziert und nicht “mal eben so” zu kopieren:
– Alle Daten, die wir veröffentlichen, sind in vielen Gesprächen und Verhandlungen erworben worden.
– Alle Daten liegen in sehr unterschiedlichen Formaten vor und müssen in einheitliche Formate überführt werden.
– Jede Statistik wird vor ihrer Veröffentlichung mehrfach kontrolliert.

Auf den Punkt gebracht: Wer wird noch so verrückt sein, das kopieren zu versuchen? Dennoch gehen wir unseren Weg zügig weiter – aber ohne Hast.

Welche Neuerungen und Erweiterungen dürfen wir im kommenden Jahr von Statista erwarten?
Für Statista haben wir die Vision, das “Google der Zahlen” zu werden; “denkt man an Zahlen, dann soll man an Statista denken”. Für Privatkunden haben wir jetzt schon ein attraktives Angebot auf dem Markt; in 2009 wollen wir unsere kostenpflichtigen Produkte für Geschäftskunden starten. Im Idealfall kommt vierteljährlich ein neues Produkt auf dem Markt.

In welchen Bereichen wünschen Sie sich weitere Kooperationen, um Statista mit anderen Angeboten zu verknüpfen?
Statista muss sein Angebot an Daten und Studien weiter ausbauen. Hier stehen wir wirklich erst am Anfang. Für alle Unternehmen, die Daten erheben oder Studien verfassen, soll Statista eine Vertriebsplattform werden. Hier werden noch einige Kooperationen folgen – wir freuen uns über Anrufe!

Ansonsten kann ich nur sagen, dass in Nachbarschaft von nur 100 Metern Xing sein Büro in Hamburg hat; vielleicht wäre es sinnvoll Herrn Gross-Selbeck zu besuchen, sobald er nach Hamburg umgezogen ist.

Zahlen sind für viele ja ein rotes Tuch – wie versuchen Sie diese Menschen von der Sinnhaftigkeit der Zahlen zu überzeugen?
Für die Philosophen unter den deutsche-startups-Lesern eine Gegenfrage: “Gibt es eine Hypothese, die ohne Zahlen belegt oder falsifiziert werden kann?”

Wie oft müssen Sie sich eigentlich den Vorwurf gefallen lassen, dass Statistiken ohnehin gelogen sind?
In nur knapp 10 % aller Artikel über Statista ist das Churchill-Zitat “Traue keiner Statistik…..” als Aufmacher oder Schlagwort genannt worden. Ich finde, das spricht sehr für die deutschen Journalisten. 90 % haben das Klischee vermieden.

Träumen Sie und Ihre Mitarbeitern eigentlich schon in Zahlen?
Leider ja, passend zur Jahreszeit ein Beispiel. Wenn ein Statista-Mitarbeiter an Weihnachten denkt, dann träumt er:
– 11 % der Deutschen kaufen ihre Geschenke erst eine Woche vor Heiligabend.
– 28 Millionen Weihnachtsbäume schmücken Deutschlands Wohnzimmer.
– 50 % der Deutschen werden dieses Jahr Bücher verschenken.
– 70 % der Deutschen wünschen sich weiße Weihnachten.

Können Sie von Statista eigentlich schon leben?
Und hier träume ich weiter und wünsche allen Lesern von deutsche-startups.de 100 % besinnliche Feiertage.

Artikel zum Thema:
* Statista ist das Start-up des Jahres 2008
* Gesucht: Start-up des Jahres 2008
* Gesucht: Das Start-up des Jahres 2008 – die finale Nominierungsliste
* Gesucht: Start-up des Jahres 2008 – die Jury

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.