Fragestunde mit Alexander Artopé vom Kreditmarkplatz smava – die Antworten

Die aktuelle Runde des User generated Interviews ist wieder einmal beendet. Den Fragen der Leser stellte sich dieses Mal Alexander Artopé, Mitgründer des Kreditmarktplatzes smava (www.smava.de). Geld scheint ein interessantes Thema zu sein, […]

Die aktuelle Runde des User generated Interviews ist wieder einmal beendet. Den Fragen der Leser stellte sich dieses Mal Alexander Artopé, Mitgründer des Kreditmarktplatzes smava (www.smava.de). Geld scheint ein interessantes Thema zu sein, denn die Redaktion erreichten in den letzten Tagen viele spannende Fragen, die Artopé in Windeseile beantwortet hat.

Was waren im Vorfeld der Gründung die größten Hürden bzw. Probleme, die es zu bewältigen galt?
Unser Motto ist: „wenn, dann richtig“. Deshalb war die Gestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen eine besondere Herausforderung. Da in Deutschland ein Social-Lending-Angebot aufsichtsrechtlich nicht ganz einfach ist, haben wir viel Zeit in die Gestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen investiert. Daneben hat uns die Entwicklung der Software viel beschäftigt.

Was waren Eure Business-Argumente, um die Investoren der ersten Stunde zu überzeugen?
Die Argumente, die für jeden Marktplatz gelten: Selbstbestimmung und Transparenz. Insbesondere die Tatsache, dass der Kreditmarkt in Deutschland bisher wenig davon hat. Daneben unser Team: mit Sebastian Rieschel, Eckart Vierkant und mir ist Gründererfahrung in einer guten Mischung vorhanden.

Ab welchem vermittelten Kredit-Volumen ist das Business Modell von smava profitabel? Wie sieht Eure interne Zeitrechnung aus, bis wann smava profitabel sein soll?
smava macht keine Angaben zu den Finanzverhältnissen der Firma. Klar ist, dass ein Geschäft wie smava nicht über Nacht zu riesigen Dimensionen heranwächst, sondern 2 bis 3 Jahre braucht. Darauf haben wir uns mit einem Investitionskapital in Höhe von 4 Millionen Euro von einem der führenden deutschen VCs (Earlybird) vorbereitet.

Welche Sicherungssysteme habt ihr eingebaut um die Seriosität bzw. die Bonität der Nutzer von smava zu gewährleisten. Prüft ihr im Vorfeld?
Ja, wir prüfen im Vorfeld. Bei Kreditnehmern die Identität, den Score und das Einkommen. Bei Anlegern die Identität. So kann man sich bei smava darauf konzentrieren, einen guten Deal zu bekommen und sich mit anderen Marktteilnehmern auszutauschen – für Sicherheit ist gesorgt.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, smava zu gründen?
Ein Marktplatz für Geld, auf dem Personen selbst bestimmen, was mit ihrem Geld passiert, war überfällig: Die genaue Motivation erklärt unser Mitgründer Jörg Rheinboldt sehr ausführlich in unserem Blog.

Wie habt ihr es geschafft, gleich zu Beginn von smava so viel Aufmerksamkeit von den Medien zu bekommen, z.B. mit einem Artikel im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“?
Ich zitiere hier (keine Arroganz, sondern Überzeugung): „Nichts ist so mächtig, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ (Victor Hugo). Im Ernst, das Thema hat den Redakteur sehr interessiert, zudem waren wir in Deutschland die ersten mit einem seriösen Social Lending Marktplatz. Und: wir haben eine sehr gute PR-Agentur.

Wie wichtig ist für smava PR, denn das Geschäftsmodell ist ja doch gewöhnungs- und erklärungsbedürftig?
Sehr. Wir sind dankbar, dass über smava in den Medien viel berichtet wird. Uns würde schlicht das Geld für eine grosse TV-Kampagne fehlen, wie es viele Banken machen. Deshalb fokussieren wir auf PR und Online-Marketing.

Wie viele der Kreditnehmer zahlen das Geld nicht zurück?
Bisher rund 2,9 % aller vermittelten Kredite. Das ist für den Marktplatz ein guter Wert.

Mit und nach smava sind einige Konkurrenten entstanden: Was sind die wichtigsten Unterschiede zu diesen Diensten?
Für Anleger vor allem die Möglichkeit, das Risiko zu kennen und in ihre erwartete Rendite mit einzuplanen. Damit verliert das Risiko eines Kreditausfalles – das sich wegen Fällen wie Arbeitslosigkeit nie gänzlich ausschließen lässt – etwas an Schrecken. Für Kreditnehmer die Tatsache, dass das Geld der Anleger vor Gebotsabgabe bereits eingezahlt ist und man somit sicher sein kann, es auch zu erhalten.

Wie genau analysiert ihr die Dienstleistungen der Konkurrenz?
Wir sehen uns sehr genau an, wie Banken Kredite vergeben und mit welchen Praktiken sie werben.

Könnt ihr Angaben zu Euren Nutzern machen: Wer sind die Kreditgeber bzw. –nehmer?
Anleger sind überraschenderweise am häufigsten zwischen 20 und 30 Jahren, gehen aber hoch bis zu 70 Jahren. Bei den Kreditnehmern ist das gleichmäßiger zwischen 20 und 60 Jahren verteilt. Beiden ist wichtig, einen guten Deal zu bekommen. Und: der Anleger will entscheiden, wem er sein Geld gibt und was damit passiert. Der Kreditnehmer möchte nicht mehr Bittsteller wie bei einer Bank sein, sondern als gleichberechtigter Handelspartner mit dem Anleger auf Augenhöhe verhandeln.

Wie häufig musstet ihr schon rechtliche Schritte einleiten, weil Zahlungs“verträge“ nicht eingehalten wurden. Welche Möglichkeiten habt ihr für solche Fälle in der Hand?
Wir haben einen fest definierten Prozess. Wenn ein Kreditnehmer nach mehrfachen Mahnungen über einen längeren Zeitraum nicht zahlt, verkaufen wir den Kredit zu festgelegten Konditionen an das Inkasso-Unternehmen „Intrum Iustitia“. Dazu geben sowohl Kreditnehmer als auch Anleger vorher ihr Einverständnis. Klare Spielregeln, die alle kennen, sind für einen Geld-Marktplatz unerläßlich.

Gibt es so etwas wie Power-Kreditnehmer bzw. –geber?
Power-Kreditnehmer nicht – manche nehmen zwar mehrfach einen Kredit auf, aber das sind sehr wenige. Bei Anlegern ist das anders: über 10 % unserer Anleger haben in mehr als 20 Kreditverträge investiert. Und über 70 % investieren mehrfach in Kreditverträge – somit haben wir eine breite Anlegerbasis.

Aus welchen Regionen kommen die meisten Geldsucher, aus welchen die Geldgeber?
Das ist über ganz Deutschland verteilt.

Wie werdet ihr eigentlich von Kreditbanken wahrgenommen? Sehen die in Euch eine ernst zu nehmende Konkurrenz? Wenn ja, wie reagiert ihr darauf?
Die meisten Banken sehen sich das Geschäftsmodell sehr genau an. Reagieren werden die erst, wenn der Markt eine gewisse Größe erreicht hat. Und erst dann müssen wir reagieren.

Für welche Dinge bzw. für welche Anschaffungen etc. wird am häufigsten um Geld gebeten?
Das lässt sich grob in 3 Bereiche unterteilen:
– Anlassbezogene Finanzierungen wie Hochzeiten, Familienfeiern, Renovierungen, Autokauf oder Ähnliches.
– Umschuldungen von teureren Krediten wie Kreditkarten oder Dispo
– Selbständigen-Finanzierungen: häufig gewerblich, wie Expansion des Geschäftes oder Steuerrückzahlungen

Wie hoch ist das Kreditvolumen durchschnittlich?
Zur Zeit monatlich rund 400.000 Euro, insgesamt über 3,15 Millionen Euro – Tendenz stark steigend.

Gibt es etwas, für das Sie sich persönlich Geld leihen würden?
Ja – das habe ich bereits getan: mein Auto. Damit bin ich in guter Gesellschaft – das machen mittlerweile über 75 % aller Deutschen.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.