Burda baut um und vernetzt sich mit Dickschiff MySpace

Wie viele andere Medienunternehmen, sucht auch das Verlagshaus Hubert Burda Media sein Heil in digitalen Geschäftsmodellen. Bereits seit 1999 investieren die Münchner über Burda Digital Ventures (BDV) deswegen in junge Firmen. Zum Portfolio […]

Wie viele andere Medienunternehmen, sucht auch das Verlagshaus Hubert Burda Media sein Heil in digitalen Geschäftsmodellen. Bereits seit 1999 investieren die Münchner über Burda Digital Ventures (BDV) deswegen in junge Firmen. Zum Portfolio des Risikokapitalgebers, der vor allem in werbe- und transaktionsorientierte Unternehmen investiert, gehören Webfirmen wie abebooks, Blog.de, computeruniverse.net, eDelight, Nachtagenten und TripsbyTips. Aber nicht nur auf dem deutschen, sondern auch im Ausland sind die Bajuwaren sehr umtriebig – so beteiligte sich Burda Digital Ventures zuletzt am Social Network Nexopia (www.nexopia.com), dem Web-Herrenschneider Indochino (www.indochino.com) und Teampages (www.teampages.com), einer Plattform, die Amateursportler, Trainer und Eltern vernetzt. Alle Beteiligungen unter dem Dach von BDV erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen quotalen Umsatz von 287 Millionen Euro – im Vorjahr waren es nur 231,1 Millionen. Zu den erfolgreichsten Beteiligungen gehörte zuletzt OnVista. Im Herbst des vergangenen Jahres übernahm das französische Unternehmen Boursorama das Unternehmen. Die Bewertung von OnVista lag bei rund 140 Millionen Euro.

Nun zündet das Medienhaus Burda die nächste Stufe: Dazu wurde zunächst einmal das Beteiligungsgeschäft neu strukturiert. “Venture Capital war in den vergangenen zehn Jahren sehr wichtig für uns. Es hat uns geholfen, strategische Positionen aufzubauen, und eine solide Verzinsung gebracht. Für die nächsten Jahre werden Venture Capital an Bedeutung abnehmen und strategische Beteiligungen wichtiger werden”, sagt Paul-Bernhard Kallen, Vorstand Technologie, Treasury bei Hubert Burda Medien. Bereits seit Anfang April wird ein Großteil der BDV-Beteiligungen von Acton Capital Partners betreut. Die Münchner sind keine Unbekannten im Hause Burda: Acton hat die Venture-Capital-Aktivitäten des Unternehmens aufgebaut und koordiniert. Ganz wichtig ist Burda dabei der Hinweis, dass das Portfolio weiterhin Burda Digital Ventures gehört, es aber von Acton Capital Partners als externem Dienstleister verwaltet werde. Für Beständigkeit sorgt auch auf jeden Fall das Personal: Die Investment-Mannschaft von BDV wirkt nun bei Acton. Im sogenannten BDV-Fund ist zudem weiter nur Burda investiert. Das gebundene Kapital garantiere ausreichende Mittel für weitere Investitionen in Unternehmen, die bereits Teil des Portfolios seien, teilt Burda mit.

“Wir interessieren uns für stark technologiegeprägte Firmen”

Neuinvestitionen würden hingegen nicht vorgenommen. Stattdessen baut Acton derzeit einen zweiten Fonds mit dem Namen “Heureka Growth Fund” auf. Dieser steht im Gegensatz zum BDV-Fund auch dritten Investoren offen. Der Schwerpunkt soll in der Spätphasenfinanzierung liegen. “Dabei geht es um Investitionen in Unternehmen, die bereits beachtliche Erlöse und hohe Profitabilität vorweisen können. Wir interessieren uns besonders für stark technologiegeprägte Firmen in Europa, die weiteres Wachstumspotential nutzen wollen”, heißt es aus dem Verlagshaus. Schwerpunkt bleibe aber die Unterstützung der Expansionspläne der Unternehmen in unserem Portfolio. Dies beinhalte sowohl die Ausweitung der internationalen Geschäftstätigkeit als auch die Konsolidierung vorhandener Märkte oder die Umstellung von organischem auf kontrolliertes, anorganisches Wachstum. Das vorhandene Kapital soll weiter nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland investiert werden – zwischen 20 und 30 % des Investitionskapitals sind für Beteiligungen an nichteuropäischen Firmen, vor allem in nordamerikanischen Raum, eingeplant. Justbooks-Mitgründer Boris Wertz scannt für Burda den Markt vor Ort.

Ein weiterer wichtiger Baustein in der neuen Burda-Strategie ist Burda Cross Media. Der neue Vorstandsbereich unter der Führung von Christiane zu Salm, ehemals MTV Central Europe, tm3 und 9Live, sollen neue vertikale Marktplätze für Burda-Marken sowie Partner aufbauen. Zudem soll die Lebensgefährtin von Georg Kofler, Ex-Chef von Premiere, das verlagsnahe Digitalgeschäft “mit strategischen Investitionen und Zukäufen” ausbauen. Die üppige Investition in die Foto- und Video-Community sevenload (www.sevenload.de) und die Beteiligung am erfolgreichen Frauen-Netzwerk Glam (www.glam.com) geben einen ersten Eindruck wohin die Reise gehen soll. Wie die vertikalen Marktplätze zur Vermarktung von Burda- und Partner-Marken aussehen können, zeigt das Beispiel MySpace. Burda und das bekannte Social Network bilden künftig eine sogennante Programmpartnerschaft. “Diese innovative Partnerschaft verleiht uns eine Alleinstellung im deutschen Markt”, sagt zu Salm. Die Programm- und Vermarktungspartnerschaft lege den Fokus auf Bewegtbild-Formate. Sie verbinde die starken Burda-Medienmarken mit den Communitys von Social Networks und ermögliche eine emotionale und effiziente Markenansprache junger Zielgruppen.

Spannendes, aber auch schwieriges Unterfangen

Durch die Kooperation können Werbungtreibende mit einem Schlag unzählige Nutzer verschiedener Print- und Online-Marken erreichen – so zumindest der Plan. Das sogenannte Burda Cross Media Grid gibt einen guten Eindruck von der Vernetzungskraft der vielen Burdamarken. Die Marschrichtung ist klar: Burda will seine vielen Inhalte aus der Print-, Online- und Bewegtbildwelt bündeln und zielgruppengerecht aufarbeiten, um so der veränderten Mediennutzung bei jungen Menschen Rechnung zu tragen und um diese besser vermarkten zu können. Ein spannendes, aber auch schwieriges Unterfangen, denn in der Vergangenheit sind crossmediale Pakete immer wieder am mangelnden Interesse der Mediaplaner bzw. Werbungtreibenden gescheitert oder an der Unfähigkeit der Salesabteilungen diese zu verkaufen. Eines ist jedoch klar: Trotz der neuen Struktur wird das Medienhaus Burda weiter eine wichtige Rolle im deutschsprachigen Web spielen. Zumal die Investmentcrew weiter auf der Suche nach werbe- und transaktionsorientierte Geschäfsmodellen ist, die zum Unternehmen passen.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.