Zehn Fragen an Irakli West von FWnetz

Können Sie sich eine Welt ohne Internet vorstellen? Nein. Ich bin alt genug, um richtig lange eine Welt ganz ohne Internet gekannt zu haben. Zu glauben, „damals“ war alles besser, ist ein Irrglaube. […]

Können Sie sich eine Welt ohne Internet vorstellen?
Nein. Ich bin alt genug, um richtig lange eine Welt ganz ohne Internet gekannt zu haben. Zu glauben, „damals“ war alles besser, ist ein Irrglaube. Die heute noch übliche Vorstellung, einfach aus dem „Cyberspace“ ein- und wieder austauchen zu können, ist auch längst passé. Twitter ist das beste Beispiel für eine dauerhafte Verschmelzung der Online- und Offlinewelt, und dabei stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung. Da kommt noch einiges auf uns zu, und ich freue mich drauf.

Wann waren Sie zum ersten Mal im Internet?
1994, als ich mit Freunden einen kleinen ISP in München aufgesucht habe. Damals als erstes die Website des Weissen Hauses aufgesucht, und im Gästebuch ein Kommentar mit Aufforderung zu einer kriegerischen Handlung hinterlassen. Vielleicht sind wir Schuld an der derzeitigen Lage in der Welt. Sorry!

Auf welche Website können Sie nicht verzichten?
Flickr. Im Gegensatz zu früheren, eher elitären Foto-Newsgroups (de.rec.fotografie) und aktuellen, klassischen Fotocommunities ist bei Flickr die Vernetzung mindestens so wichtig wie die Fotos selbst. So kommt es nicht nur darauf an, schöne Fotos einzustellen, sondern es geht auch um die Erlebnisse. Da ist die Qualität des Fotos Wurst. Beispielsweise gibt es viele Gruppen rund um das Feuerwehr- und Rettungswesen, und man knüpft fantastische Kontakte rund um die Welt. Das wäre ohne Flickr nicht möglich.

Worauf können Sie im Internet verzichten?
Ich denke, ich kenne 0,000000001% des Internets. Den Rest nicht zu kennen wurmt mich nicht übermäßig, also kann ich auch gut darauf verzichten.

Was war bisher Ihr größter Erfolg?
Meine Familie: drei gesunde Kinder und eine tolle Frau, die mich unterstützt. Mehr kann man sich nicht wünschen. Ansonsten die Tatsache, dass man mit einem Fachblog (Feuerwehr-Weblog) so viele Leser generiert, dass man damit genügend Schwungmasse hat, um das FWnetz in Gang zu bringen. Das war härteste Arbeit.

Was Ihr größter Flop?
Ich wollte mal eine Autofahrerin auf ihren mehr als bescheidenen, und verkehrsgefährdenden Fahrstil aufmerksam machen. Dabei habe ich meinen Motor abgewürgt und gleichzeitig die Scheibenwischer angemacht – bei schönstem Sonnenschein. Sie hat mich ausgelacht. Das saß.

Worüber können Sie lachen?
Mein frischester Lachkollaps waren Videos auf YouTube mit lustigen Fußballszenen. Lachkollapse sind gottseidank unplanbar.

Was bringt Sie zum Weinen?
Alles was mit Kindern und Leid zu tun hat. Neulich, nach einer Feuerwehrmesse in Niederrhein, bin ich als 2.Weltkrieg-Interessierter schnell nach Holland gefahren um mir die berühmte Brücke von Arnhem anzugucken. Dabei einen kleinen Abstecher zu den Kriegsgräbern in Mook bei Nijmegen gemacht. Glücklicherweise habe ich in gut 20 Jahren Feuerwehr noch nie etwas mit Kindern als Opfer zu tun gehabt, hoffentlich bleibt das auch so. Ich weiss nicht, ob ich das packen würde.

Mit wem würden Sie gerne mal tauschen?
Mit einem beliebigen guten Jazzmusiker, so für eine Session.

Was sollte unbedingt mal jemand erfinden?
Eine Windelwechselmaschine, als Top-Lader. Klappe auf, Kind zu Hälfte rein, grünen Knopf drücken, fertig ist der Wechsel. Ein Traum!

Zur Person:
Irakli West ist seit 1985 bei der Feuerwehr. Der 39-jährige Däne ist verheiratet und hat drei Kinder. Er absolvierte eine Ausbildung in London zum Videografen und gründete 1995 eine Internetagentur. West verbrachte die New Economy bei einer Agentur in London und wurde danach im Innovationsmanagement einer Großbank in München tätig. Seit 2006 ist er als Berater selbstständig, Ende 2007 launchte er FWnetz (www.fwnetz.de), eine Plattform für deutschsprachige Feuerwehrleute.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.