“DaWanda ist inspirierend” – DaWanda-Geschäftsführer Michael Pütz im Interview, Teil 2

Gestern berichtete Michael Pütz, Geschäftsführer von DaWanda (www.dawanda.de) von den ersten Schritten und Rückschlägen beim Start des “Marktplatzes für Handgemachtes”. Heute folgt der zweite und letzte Teil. Darin: Ist etsy.com wirklich Konkurrenz und […]

Gestern berichtete Michael Pütz, Geschäftsführer von DaWanda (www.dawanda.de) von den ersten Schritten und Rückschlägen beim Start des “Marktplatzes für Handgemachtes”. Heute folgt der zweite und letzte Teil. Darin: Ist etsy.com wirklich Konkurrenz und beschränkt DaWanda seine Werbeaktivitäten weiterhin ausschließlich auf das Internet?

Es gibt in den USA mit etsy.com ein vergleichbares Shopmodell – wie oft habt nach Start von DaWanda noch nach Übersee geschielt, um zu schauen, was die Kollegen dort so treiben?
Nicht oft. Uns ist sehr schnell aufgefallen, dass es dort Dinge gibt, die hier nicht funktionieren würden. Unsere Kategorisierung beispielsweise, die wir künftig noch weiter ausbauen werden. Im Grunde ist etsy.com nur die Grundidee. Wir haben andere Angebote wie StyleLab. Das bietet die Möglichkeit, Produkte, wie Taschen u.a., zu individualisieren und designen. Die Amerikaner hatten diese Idee noch nicht, obwohl es in den USA eine noch viel größere Affinität für Handgemachtes gibt.

Haben die Amerikaner schon mal an Eure Tür geklopft?
Wir haben schon mal Gespräche geführt. Aber es gab jetzt kein Kaufangebot – also keine Heuschrecke! Auch Ideen, miteinander zu kooperieren, sind nicht wirklich akut. Die Amerikaner machen ihr Ding da drüben gut und sind ein ganz anderes Startup. Sie nehmen nicht jedes Geld, das ihnen angeboten wird. Bei denen sind ein paar Business-Angels finanziert und flickr.

Es kommt einem ja so vor, als sei DaWanda von einem Tag auf den anderen plötzlich da gewesen. Die Zielgruppe hat Euch super angenommen. Wie habt ihr das gemacht?
Am Anfang haben wir auf Direktakquise gesetzt. Somit hatten wir einen Grundstamm, der bei uns aktiv wurde. Die Mundpropaganda hat einfach sofort funktioniert. DaWanda scheint Suchtcharakter zu haben, denn die User klicken sich nicht nur durch die ersten drei Seiten, sondern oftmals wirklich bis zum Ende. Für viele Kreative ist DaWanda wohl auch sehr inspirierend, weil sie sich dort Ideen und Anregungen holen können.

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Wie werden Eure Werbeaktivitäten in nächster Zeit aussehen?
Das werden wir noch sehen, denn wieder einmal müssen wir uns fragen ‚was wollen wir genau mit welcher Kampagne erreichen?’. An Weihnachten lief unser Elch beispielsweise ganz gut, weil den viele so süß fanden. Das werden wir nächstes Jahr wohl wiederholen. Wir bleiben auf jeden Fall erst einmal online werbeaktiv und werden nur vereinzelt mal auf Designermessen präsent sein, um uns in dieser Gruppe noch bekannter zu machen. Außerdem haben wir immer mal wieder die Idee, eigene DaWanda-Messen oder ähnliches zu veranstalten. Denn wir spüren schon, dass es ein Bedürfnis unserer User ist, miteinander offline zu kommunizieren. Online klappt das ja schon ganz gut und es gibt immer wieder mal Zusammenschlüsse einzelner Shop, die sich in ihrem Sortiment ergänzen.

Was war im vergangenen Jahr die Kampagne, die Euch die meisten Neuuser gebracht hat?
Definitiv die Kampagne, die wir mit StudiVZ im September gefahren haben. Die hat uns mehrere hundert Neukunden gebracht. Eine Zielgruppe, von der wir diese Begeisterung so nicht erwartet hätten. Aber auch die Kampagnen in anderen Communitys, z.B. goFeminin in Frankreich oder netmoms.de haben uns überzeugt. Man muss eben im Blick behalten, was wo gut funktioniert, ob man mit Rabatten oder anderen Anreizen arbeitet. Das ist von Zielgruppe zu Zielgruppe verschieden.

Wie steht es denn überhaupt um Eure Pläne zur Internationalisierung?
Wir sind bereits auf englischer Sprache verfügbar und in Frankreich sind wie seit vergangenen Sommer online. Die Expansion dorthin werden wir im kommenden Jahr verstärkt vorantreiben. Die Produkte werden heute schon grenzenübergreifend ausgetauscht. Die Kategorien werden identisch sein und interessant ist, dass die Franzosen sich für ähnliche Dinge wie die Deutschen interessieren. Top-Seller? Alles für die Frau. Anbieter, die unlängst gestartet sind und beispielsweise ausschließlich Kunst online verkaufen, scheuen wir nicht. Selbst in der Nische ist noch Platz.

Zum Schluss: Was hat sich denn persönlich für Dich geändert?
Das Privatleben hat sich sehr verändert. Im Grunde habe ich keins mehr. Aber ich habe viel gelernt, viel gearbeitet und vor allem wenig geschlafen. Das Tempo ist hoch und wir werden versuchen, dieses Tempo zu halten. Unser Ziel ist es, 2010 Urlaub zu machen. Ich denke da so an Palmen und Strand – das würde mir schon sehr gefallen.

Zur Person:
Michael Pütz, geboren 1981 in Troisdorf bei Köln, gründete bereits während seines Abiturs im Jahr 2001 passado.de, eine Seite zum Auffinden alter Klassenkameraden. Noch im gleichen Jahr wurde passado nach England verkauft, Pütz blieb dem Unternehmen aber noch bis 2005, unter anderem mit Arbeiteinsatz in Moskau, erhalten. Ende 2006 gründete er mit seiner ehemaligen Arbeitskollegin Claudia Helmig DaWanda.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.