“Wir sind für die Werbung interessant” – Hobnox-CEO Alfred Tolle im Interview

Berlin, Penzlauer Berg, ein Büro mit Industriecharme – das ist einer der vier Standorte von Hobnox (www.hobnox.com). Hier traf sich deutsche-startups.de mit CEO Alfred Tolle, zum persönlichen Interview. Der ehemalige Vorstandschef von Lycos […]

Berlin, Penzlauer Berg, ein Büro mit Industriecharme – das ist einer der vier Standorte von Hobnox (www.hobnox.com). Hier traf sich deutsche-startups.de mit CEO Alfred Tolle, zum persönlichen Interview. Der ehemalige Vorstandschef von Lycos Inc. stellt nicht nur sein neues Projekt vor, sondern äußert sich vor allem zum Gründer-Boom im Web 2.0 und versucht sich an einer Einschätzung des Marktes.

Was bedeutet der Name Hobnox?
Die Namensfindung war ein langer Prozess, aber letztendlich gefiel uns die Zusammensetzung aus dem englischen Wort \’hobnob\’, das bedeutet “mit Freunden abhängen”, und \’nox\’ für “new open media experience” – dahinter verstecken sich viele technische Tools, die in 2008 auf der Seite lanciert werden. Entgegen des Trends sind wir nie der Versuchung erlegen, uns einen Doppelvokalnamen zu geben – der Name sollte ein phantasievolles Potential haben. Wir haben den Namen in unseren Freundeskreisen getestet. Dabei wurde Attribute wie spielerisch, sympathisch, kreativ und interessant genannt – in allen Altersgruppen.

Wer ist denn die Zielgruppe von Hobnox?
Das sind User, die spielerisch mit Webapplikationen im Internet umgehen können – also Menschen im Alter bis etwa 40 Jahre. Auf diese Zielgruppe konzentrieren wir uns und haben unseren Content in unseren vier Channels darauf ausgerichtet. Jugendliche sind eher bereit, sich beispielweise Songs aus dem Internet zu ziehen und dafür zu zahlen. Den Älteren geht das nicht so leicht von der Hand. Sie schauen sich solche Dinge zwar an und informieren sich, sind aber nicht bereit, dafür zu zahlen. In Amerika ist neulich ein Social Network Portal für die Golden Ager, also für User ab 60, online gegangen. Man hat zwar gesehen, dass sich diese Zielgruppe auf der Seite tummelt, aber das Konzept lässt sich nicht monetisieren. Aber ich denke, auch diese Zielgruppe wächst noch ins Web hinein.

Was ist die Idee hinter der Plattform?
Hobnox ist eine Plattform von Künstlern für Künstler. Das Internet bietet durch die breite technische Infrastruktur bessere Angebote und Monetisierungsmöglichkeiten als klassische Medienhäuser. Deutlich ist, dass die klassischen Labels heutzutage immer weniger Geld verdienen – das ist mit Sicherheit auf den Einfluss des Internets zurück zu führen. Die Künstler haben das Internet als eigene Vermarktungsplattform entdeckt. Wir bieten Künstlern, die zwar noch Unterstützung brauchen, aber bereits professionell arbeiten eine Möglichkeit, sich zu präsentieren und bekannter zu machen. Das erfolgt über drei Stufen. Zum Schluss entscheidet eine Redaktion aus ausgesuchten Experten, welche Beiträge auf unseren vier Channels gezeigt werden. Vom Genre sind wir in den Kategorien nicht festgelegt. Deshalb sind wir auch für die Werbung durchaus interessant – es muss nur zur Zielgruppe passen.

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Wie finden die Künstler Hobnox?
Wir machen viel virales Marketing im Netz, arbeiten mit Labels zusammen und sind unter anderem auf der PopCom vertreten. Wir arbeiten zudem mit Hochschulen zusammen und machen dort unser nächstes Projekt “Hobnox Evolution”, unser Künstlerförderprogramm, bekannt. Wir promoten die Künstler in der Community, übernehmen das Marketing für die Künstler und bieten einen Service für die jeweiligen Fangruppen an. Wir bauen auf das Schneeballsystem, auf diesem Weg zunehmend bekannter werden.

Womit verdienen Sie Geld?
Wir verdienen über Werbung und über den Traffic auf unserer Seite, sowie über Abos. Abonnenten erhalten breitere technische Möglichkeiten, Inhalte zu produzieren. Spätestens Ende 2008/Anfang 2009 soll es beispielweise möglich sein, im eigenen Fanvideo Werbung zu schalten. Jeder Klick bringt Punkte, die für Prämien eingesetzt werden können. Geld wollen wir auch mit Hosting-Angeboten machen. Außerdem setzen wir auf klassisches Sponsorship. Wir verbinden Technik mit Vermarktung. Wir wollen künftig beispielsweise mit Spreadshirt kooperieren. Deutlich wird die Ausrichtung unserer Plattform spätestens nach der “Hobnox Evolution”, unserem Künstlerförderprogramm, das in einem Festival in Berlin im Februar nächstes Jahr statt findet. Dann öffnen wir unsere Seite komplett. Obwohl wir Talente fördern, werden wir mittelfristig kein eigenes Label gründen. Der Risikofaktor ist sehr hoch.

Wie groß schätzen Sie diesen Markt ein?
Der deutsch-sprachige Raum ist sehr klein. Deshalb haben wir uns entschieden, nach Amerika zu gehen. Dort ist der größte Markt. Bislang auf kleiner Flamme kochend zwar, aber wir bauen in Boston Applikationen direkt für den Markt auf. Darin wird deutlich, dass wir eine größere Zielgruppe anvisieren.

Aufgrund der Länge des Interviews verteilen wir das Gespräch auf zwei Tage. Teil 2 folgt morgen zu gleicher Zeit an gleicher Stelle.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.