Gründerstandort Berlin holt auf

Wenn Unternehmensberatungen vor der Tür stehen, droht einem Unternehmen oftmals nicht weniger als die Insolvenz. Wenn sie schon frühzeitig gerufen wird, gilt es, Kosten zu reduzieren oder Strukturen zu straffen. Um die Strukturen […]
Gründerstandort Berlin holt auf
Freitag, 11. Oktober 2013VonChristina Cassala

Wenn Unternehmensberatungen vor der Tür stehen, droht einem Unternehmen oftmals nicht weniger als die Insolvenz. Wenn sie schon frühzeitig gerufen wird, gilt es, Kosten zu reduzieren oder Strukturen zu straffen. Um die Strukturen der Berliner Gründerlandschaft zu überprüfen, klingelte dieses Mal kein Geringerer als die Stadt Berlin bei McKinsey durch – und das bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren.

Damals ging es darum, wie die Hauptstadt aus ihren vorhandenen Stärken noch mehr machen kann in Sachen Tourismus, Elektromobilität, Digitalwirtschaft und die Gesundheitsbranche. Nun warfen die Berater von McKinsey ihren Blick auf die Start-up-Szene der Hauptstadt und schlugen in ihrer Studie “Berlin gründet – Fünf Initiativen für die Start-up-Metropole Europas2 eine in ihren Augen bessere Förderung vor.

Berlin kann führende Gründungsmetropole werden

Das Erfreuliche vorab: Bereits jetzt zeige die deutsche Hauptstadt alle Voraussetzungen, sich zur führenden Gründermetropole zu entwickeln, so McKinsey. Bis 2020 können in Berlin über 100.000 neue Arbeitsplätze durch Start-ups entstehen. Bereits heute habe sich die Stadt zum Top-Standort für Gründer in Deutschland entwickelt.

In Zahlen lesen sich die Ergebnisse der Berater so: Auf eine Betriebsgründung in München kommen 2,8 in Berlin. 2012 investierten deutsche und ausländische Wagniskapitalgeber in Berlin 133 Mio. EUR in Start-ups, im High-Tech Gründerland Baden-Württemberg hingegen nur 24 Mio. EUR, in Bayern 19 Mio. EUR und in Hamburg 14 Mio. EUR. Berlin zählt zu den obersten 5 Prozent der Regionen Europas beim Zuzug neuer Unternehmen aus dem In- und Ausland. Die Hauptstadt stehe also quasi an der Spitze der Bundesliga. „Jetzt geht es darum, Berlin in die Champions League zu bringen, “ sagt Karin Suder, Leiterin der Studie.

Berlin noch abgeschlagen auf Platz 15

Auch, wenn Berlin im Vergleich der letzten Jahre aufgeholt hat: Im weltweiten Ranking der Start-up- Metropolen liegt Berlin nämlich nur auf Platz 15 und steht damit weit abgeschlagen hinter Gründungsregionen wie das Silicon Valley oder Tel Aviv. Auch, wenn man die Anzahl der Gründungen, die Kapitalverfügbarkeit, die Umsätze und Arbeitsplätze sowie Kriterien wie Reputation einer Stadt und die Gründungsbereitschaft betrachtet, stehen andere Städte in Europa noch vor Berlin, allen voran Städte wie London, Paris und Moskau.

Es fehlt an Kapital in der Wachstumsphase

Berlin ist eine relativ junge Gründerstadt, deren Gründergeist durch konkrete Initiativen von Politik, Wirtschaft und Universitäten weiter beflügelt werden kann, sind sich die Berater sicher. Dennoch hat Berlin das gleiche Problem, das die Hauptstadt wohl mit allen anderen deutschen Gründungsstandorten teilt: Während es in der Frühphasen– und Seed-Finanzierung bereits jetzt ausreichend Anlaufstellen gibt, ist es für Gründer weiterhin schwierig, an Kapital in der Wachstumsphase zu kommen. Öffentliche Förderprogramme können die Lücke bisher nicht schließen. Etablierte Unternehmen und Private könnten sich hier stärker engagieren. Zudem fänden zu wenige Gründungen aus dem universitären Umfeld heraus statt.

Möglichkeiten der Förderung

Helfen könne hier eine „neue Gründerzeit“, die vorsieht, Studierende und Professoren mehr für das Thema Gründung zu begeistern. Auch ein Gründercurriculum könne helfen, dass sich Gründungsaktivitäten an Universitäten besser bündeln ließen. Gleichzeitig schlagen die Berater eine „One-Stop-Agentur“ vor, welche Gründern eine Unterstützung in der Frühphase des Unternehmensaufbaus anbiete und als Anlaufstelle dienen könne. Ein so genannter Gründercampus helfe als zentraler Anlaufpunkt Unternehmen, Geldgebern und Förderern sowie ein Gründernetzwerk, das junge und etablierte Unternehmen zusammen bringe. Last not least könne ein neuer privater Fonds, ausgestattet mit rund 100 Millionen Euro, speziell für junge Unternehmen mit einem Kapitalbedarf ab drei Millionen Euro den Standort stärken. Als Geldgeber kämen vor allem Konzerne und Mittelständler in Frage.

Start-up-Lotse Berlin

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In Berlin steppt bekanntlich der Bär. Besonders viele junge Menschen zieht es in die Hauptstadt. Der Start-up-Lotse Berlin ist ein kleiner Wegweiser durch die Gründerstadt Berlin, er listet alles auf, was man als Gründer über Berlin wissen muss. Schwerpunkt sind dabei die Bedürfnisse von Gründern, die Internetkonzepte aller Art umsetzen. Viel Spaß beim Stöbern und Willkommen in der Szene!

Foto: Brandenburg gate of Berlin, Germany at twilight time Shutterstock

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.