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Gründer kommt nach Berlin! …oder doch Paris? Jetzt in Frankreich durchstarten

Berlin ist das heißeste Pflaster für Start-ups! Brexit, Krise in Süd-Europa: die jungen Talente strömen nur so in die Hauptstadt der stärksten Volkswirtschaft Europas. Sie ist Magnet für Gründer weltweit. Aber ist die Sachlage so klar? Kommen wirklich alle nach Berlin?
Gründer kommt nach Berlin! …oder doch Paris? Jetzt in Frankreich durchstarten
Montag, 15. August 2016VonTeam

Von Johannes Bittel, Gründer WikiStage.org.

Ich habe mein Start-up in Paris gegründet und staune nicht selten darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit viele meiner deutschen Freunde glauben, dass in Berlin alles einfacher gelaufen wäre.

Meine Idee war es, eine Video-Plattform nach dem Vorbild von Wikipedia zu gründen. Ein kollaboratives Projekt, welches die Videos von Konferenzen weltweit thematisch miteinander verknüpft. Der Vortrag eines deutschen Klimaforschers steht neben dem TED Talk eines amerikanischen Kollegen, obwohl beide auf unterschiedlichen Events gesprochen haben. Das Ziel: Wissen über Grenzen hinweg zu vernetzen und eine globale Debatte zu den großen Themen unserer Zeit anzustoßen.

Paris war für mich der ideale Ort, um dieses Vorhaben anzupacken. Aber warum? Rückblickend fallen mir einige Punkte ein, die maßgeblich zum Erfolg meiner Idee beigetragen haben.

In Frankreich konzentrieren sich die Talente der Nation in einer Stadt

Jeder Gründer braucht ein Team und sucht Talente. In Frankreich sind sie leicht zu finden. Im Gegensatz zum föderalen Deutschland ist Frankreich zentralistisch organisiert. In Paris laufen alle Fäden zusammen. Die besten und berühmtesten Universitäten des Landes und in mancherlei Hinsicht der Welt sind in Paris: SciencesPo, HEC Paris, ESCP Europe, Polytechnique. Klar haben wir in Berlin auch gute Unis, aber mit der Dichte der Weltklasse-Universitäten in Paris ist das nicht vergleichbar.

Hinzu kommt, dass sich in Frankreich die Mentalität junger Absolventen dieser Grande Écoles dramatisch geändert hat. Während es früher der Traum war, in einem großen französischen Konzern wie der Société Générale oder L’Oréal Karriere zu machen, wollen heute die Hälfte aller 18 bis 24-jährigen in Frankreich ein eigenes Unternehmen gründen.

In Deutschland hingegen verteilen sich unsere besten Köpfe über die ganze Republik. Nicht selten habe ich Unternehmer in Berlin klagen hören, weil es schwer ist, junge Talente für ein Start-up mit unsicherer Zukunft zu gewinnen. Der Arbeitsmarkt hier boomt und Industrie und Beratungen gewinnen Top-Absolventen mit besseren Gehältern für sich.

Berlin ist billig – aber in Paris sitzen die Weltkonzerne

Kommen nicht viele Gründer nach Berlin, weil sie hier mit relativ geringen Lebenshaltungskosten an ihrer Idee arbeiten können? Es ist sicherlich ein wichtiger Faktor, dass die Preise hier noch günstiger sind – aber das hat seinen Grund: In Berlin sitzen viel weniger große und reiche Konzerne als in Paris. Die Konsequenz ist eine schwächere Kaufkraft der Leute, die hier leben und arbeiten. Jedes Start-up muss sich finanzieren, entweder durch Eigenmittel, Investoren oder Kunden. In meinem Start-up finanzieren wir uns über Kunden und in Paris sind diese zahlreicher und zahlungskräftiger.

Start-ups werden gezielt gefördert

Zu enge Beziehungen zwischen Wirtschaft und Politik können problematisch sein, vor allem, wenn Großkonzerne mehr Gehör finden als die Interessen der Bürger. Start-ups spiegeln die Ideen motivierter und mutiger Gründer wider, die etwas verändern wollen. Das sollte auch von der Politik gezielt gefördert werden – wie in Frankreich.  Ein Beispiel hierfür ist der „French Tech Ticket” Wettbewerb. Teilnehmer weltweit können hier ihre Idee für ihr Start-up einreichen. Als Gründer eines Pariser Start-ups habe ich gerne das Angebot angenommen, Botschafter für dieses Programm zu werden, das aktuell wieder nach neuen Talenten sucht. Die Gewinner werden finanziell unterstützt, bekommen einen Co-working space und Mentoring, sowie ein Foto mit dem Französischen Präsidenten zur Begrüßung.

Version 2

Heute haben wir ein Team in Paris und in Berlin und auch wenn ich beide Städte liebe, bin ich mir bei einem doch ganz sicher: wenn ich als Deutscher nicht in Paris sondern in Deutschland gegründet hätte, dann wäre unser Netzwerk bestimmt nicht so bunt und international, wie es heute ist – und das ist mir sehr viel wert.

Zu French Tech:
Bewerben Sie sich jetzt bis zum 24. August 2016. Bis zu 70 Gewinnerteams werden ab Januar 2017 für ein Jahr in Frankreich betreut und unterstützt. Das Programm richtet sich an Gründer, die sich in der Seed- oder Expansion Phase befinden.

Zur Person:
Johannes Bittel ist Gründer von WikiStage.org, einer Video-Plattform für Konferenzvideos, die es zum Ziel hat, die Ideen von Experten weltweit miteinander zu verknüpfen. Das WikiStage Netzwerk ist in über 10 Ländern aktiv und hat in den vergangenen Jahren über 100 WikiStage Konferenzen organisiert, beispielsweise in der Weltbank oder der Stanford University. Johannes studierte Management mit Masterabschlüssen von Universitäten in London, Madrid und Paris.